Polizeipräsidium Oberbayern: Festakt zur Einführung des neuen Chefs in Holzkirchen
Der neue Leiter des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd kommt aus der Marktgemeinde: Frank Hellwig wurde zum 1. Januar berufen. Am Freitag wurde er bei einem Festakt im Festsaal des Holzkirchner Kultur im Oberbräu mit seinem Stellvertreter Michael Siefener ins Amt eingeführt. Vorgänger Manfred Hauser, der zum Verfassungsschutz wechselte, wurde feierlich verabschiedet.
Holzkirchen – „Sie sehen ein Beispiel für qualifizierte Zuwanderung“, frotzelte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann „als Minister für Integration“: 1980 habe Frank Hellwig bei der Polizei Niedersachsen seinen Dienst begonnen, nachdem er vor 34 Jahren nach Bayern kam, sei er „erfolgreich bavarisiert“ worden. Tatsächlich ist der neue Leiter des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit Sitz in Rosenheim, zu dessen Dienstgebiet auch der Kreis Miesbach zählt, seit langem im Oberland verwurzelt.
Seit 25 Jahren lebt er mit Familie in Holzkirchen, verriet Hellwig auf Nachfrage unserer Zeitung. Sein Vater stammte aus Schliersee, Kriegs- und Nachkriegswirren hatten ihn nach Niedersachsen verschlagen. Die Eltern zogen später zurück ins Oberland, nach Holzkirchen, wo auch ihr Sohn eine Familie gründete. „Ich freue mich, dass ich das Polizeipräsidium in meiner Heimatregion leiten darf“, sagte Frank Hellwig im Gespräch. Seit 1. Januar ist er Chef von rund 3000 Mitarbeitern. Dass der Festakt zum Stabwechsel ausgerechnet in seiner Heimatgemeinde stattfand, war allerdings dem Zufall geschuldet.
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Begleitet von viel Polizeipräsenz im Ort, hatten sich die Stuhlreihen im Oberbräusaal nahezu vollständig gefüllt. Nach einer Schweigeminute für den in der Nacht zuvor verstorbenen ehemaligen Münchner Polizeipräsidenten und Staatssekretär a.D. des niedersächsischen Innenministeriums, Roland Koller, und einem Stück eines Bläserquintetts des Polizeiorchesters begrüßte Sebastian Rotter als Leiter der Abteilung Polizeiverwaltung die Besucher: Vertreter von Polizei, Justiz und Politik – darunter Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Staatsministerin Michaela Kaniber, Landrat Olaf von Löwis und als Hausherr Bürgermeister Christoph Schmid – sowie Familien und Ehrengäste, wie die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.

Hybride Bedrohungen aus Russland
In seiner Festrede ging Innenminister Joachim Herrmann anhand der Zahlen von 2023 auf die Sicherheitslage ein. Mit 3715 Straftaten je 100 000 Einwohnern in seinem Bereich stehe das Polizeipräsidium Oberbayern Süd noch etwas besser da als Bayern- (4316) und Bundesschnitt (über 6000), lobte Herrmann. Auch die Aufklärungsquote sei überdurchschnittlich (69,1 statt 65,2 Prozent im Bayernschnitt). Die Polizei sei in Bayern mit 8000 zusätzlichen Stellen in 15 Jahren auch personell gestärkt worden. Der Innenminister betonte: „Sicherheit ist nicht das fünfte Rad am Wagen, sondern hat einen zentralen Stellenwert für die Politik in diesem Land.“
An den Grenzen sah Herrmann die Zusammenarbeit verstärkt gefordert, gemeinsam mit den österreichischen Nachbarn und der Bundespolizei. „Die ganz große Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht dringenden Bedarf, den Umfang an Zuwanderern zu reduzieren.“ Die Wiedergründung der bayerischen Grenzpolizei habe sich bewährt, könne illegale Einwanderer, aber auch Straftäter wie etwa Drogen- und Waffenschmuggler an den Grenzen stoppen.
Auch Hauser, der gut drei Jahren an der Spitze des Präsidiums in Rosenheim stand, sieht Kooperation unter den Sicherheitsbehörden entscheidend. Er sieht viele weitere Herausforderungen auf Bayern und Deutschland zukommen, etwa die Bekämpfung hybrider Bedrohungen durch Russland. Die „noch engere Zusammenarbeit mit der Polizei“ hat für den neuen Chef des Landesamts für Verfassungsschutz dabei zentrale Bedeutung, erklärte er in seiner Rede, die er mit dem Dank an die „Blaulichtfamilie“ samt Bundeswehr verband. Herrmann lobte, Hauser habe besondere Führungsqualitäten unter Beweis gestellt und sich als echter Teamplayer erwiesen.
Psychosoziale Betreuung nach belastenden Einsätzen
Dem neuen Polizeipräsidenten in Rosenheim bescheinigte der Innenminister, menschlich wie fachlich überaus fähig zu sein und einen breiten Erfahrungsschatz von Großlagen wie etwa dem G7-Gipfel 2022 in Elmau sowie ausgezeichnete Führungsqualitäten mitzubringen. Hellwig war seit 2021 Stellvertreter seines Vorgängers, davor im Ministerium tätig und leitete große Dienststellen sowie das Kriminalfachdezernat 1, wo er mit Tötungs-, Brand- und Sexualdelikten befasst war.
Ob der tödliche Schusswaffengebrauch bei einem Messerangriff in Grassau im Dezember, das Zugunglück in Burgrain 2022 oder der Fall einer Mutter, die an Weihnachten in Rosenheim ihre beiden Kinder tötete: Solche Ereignisse hinterließen Spuren, bei Hinterbliebenen und bei Einsatzkräften, erklärte Hellwig. „Reaktionen des Körpers auf solche Geschehnisse sind normal“, betonte der neue Polizeipräsident. Die psychosoziale Nachsorge nannte er sein Herzensthema, „damit unsere Polizei schlagkräftig sein kann“.

Neuer Vize ernannt
Hellwigs Nachfolge als Vize-Präsident hat Michael Siefener angetreten. Er war zuletzt Referent und stellvertretender Leiter der Pressestelle des Innenministeriums – „wesentlich länger“, als Siefener sich vorgestellt hatte, räumte Herrmann ein, aber er habe ihn nicht so schnell ziehen lassen wollen. Siefener freute sich auf die neuen Aufgaben. Sein Anspruch sei es, die Kollegen in ihrer schwierigen täglichen Arbeit bestmöglich zu unterstützen.