Verunglückte Lissabonner Standseilbahn wurde von deutschem Maschinenbauer gefertigt

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In Lissabon entgleiste am Mittwoch eine der beliebten Standseilbahnen. Die verunglückte Bahn wurde in Deutschland gebaut. Wie sicher sind die Bahnen hierzulande?

Stuttgart – Am Mittwochabend (3. September) ereignete sich in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ein schweres Unglück mit einer Standseilbahn. Mindestens 16 Menschen verloren dabei ihr Leben, 21 weitere wurden verletzt. Die genaue Ursache des Vorfalls ist bislang nicht bekannt. Laut Augenzeugen soll der Wagen der berühmten „Elevador da Gloria“ mit hoher Geschwindigkeit den Hügel heruntergefahren und in einer Kurve entgleist sein. Der Glória-Aufzug, der Platz für bis zu 42 Fahrgäste bietet, zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Lissabons. Besonders bei Touristen erfreut sich die Standseilbahn großer Beliebtheit.

Die in Lissabon entgleiste Bahn wurde in Deutschland gefertigt. (Fotomontage) © IMAGO / Anadolu Agency

Die verunglückte Bahn wurde in Deutschland gebaut, genauer gesagt in Baden-Württemberg. Die Maschinenfabrik Esslingen stellte die nostalgischen Wagen mit ihren beeindruckenden Holzsitzen und eleganten Messingdetails her. Der Elevador oder Ascensor da Glória ging am 24. Oktober 1885 als zweite Standseilbahn Lissabons in Betrieb. Ein derartiges Unglück gab es bei den insgesamt drei Standseilbahnen zuvor noch nie.

Verunglückte Bahn in Lissabon wurde von der Maschinenfabrik Esslingen in Baden-Württemberg gefertigt

Die Maschinenfabrik Esslingen wurde 1846 in Stuttgart gegründet. Das Unternehmen stellte unter anderem Lokomotiven, Triebwagen, Straßenbahnen und Standseilbahnen her. Jedoch wurde es bereits vor Jahrzehnten im Jahr 1968 (formal 2003) aufgelöst. Grund dafür war die Übernahme der Daimler-Benz AG im Jahr 1965, die die Werksanlagen für ihre Produktion nutzte und im Jahr 1968 die Produktion von Flurfördergeräten an die Still GmbH verkaufte. Deswegen stellte die Maschinenfabrik Esslingen den Bau von Eisenbahnfahrzeugen ein.

Auch die Standseilbahn in Stuttgart wurde in den Jahren 1928/1929 von dem Esslinger Unternehmen gebaut. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg sieben Standseilbahnen: die beiden Königstuhl-Bergbahnen in Heidelberg, die Künzelsauer Bergbahn, die Merkurbergbahn in Baden-Baden, die Bad Wildbader Sommerbergbahn, die Standseilbahn im Adler-Skistadion in Hinterzarten und die Standseilbahn zum Waldfriedhof in Stuttgart. Die Turmbergbahn in Karlsruhe befindet sich aktuell in einer Modernisierungsphase. Doch nach dem tragischen Unfall in Lissabon stellt sich die Frage: Wie sicher sind solche Bahnen?

Wie das Regierungspräsidium Freiburg gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) angibt, werden die Standseilbahnen in Baden-Württemberg regelmäßig kontrolliert. Neben den jährlichen externen Kontrollen führen die Betreiber zusätzlich tägliche, wöchentliche und monatliche Überprüfungen durch. Darüber hinaus findet einmal jährlich eine zweiwöchige Revision statt. Bislang seien keine Unfälle bekannt, zudem gebe es erhebliche technische Unterschiede zu der in Lissabon verunglückten Bahn. So verlaufen die Seile der Bahnen in Baden-Württemberg beispielsweise ober- und nicht unterirdisch, und der Antriebsmotor ist in der Bergstation untergebracht.

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