Mehr Unfälle, weniger Schwerverletzte
Im Landkreis Starnberg ereigneten sich im vergangenen Jahr mehr Verkehrsunfälle als 2022, das Vor-Corona-Niveau ist jedoch nicht erreicht. Drei Menschen kamen ums Lebens, die Zahl der Verletzten stieg leicht an. Das geht aus der nun veröffentlichen Verkehrsstatistik hervor.
Landkreis – Trotz Anstiegen bei Unfallzahlen und Verletzten kann Oliver Jauch, Verkehrssachbearbeiter der Polizei für den Landkreis Starnberg, mit der Unfallstatistik 2023 zufrieden sein. „Die Zahl der Unfälle liegt immer noch unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre, wobei dieser aufgrund der niedrigen Zahlen seit 2020 deutlich nach unten gegangen ist“, erklärte er zu den diese Woche veröffentlichten Zahlen. Hauptunfallursache bei schweren Unfällen ist weiterhin unangepasste Geschwindigkeit, weswegen die Inspektionen im Kreis verstärkt Jagd auf Temposünder machen wollen.
Die reinen Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis 3999 Unfälle registriert, 282 oder 7,6 Prozent mehr als 2022 – das entspricht dem allgemeinen Trend in nördlichen Oberbayern. Die Zahl bezieht sich auf die von der Polizei aufgenommenen Unfälle. Zum Vergleich: Im letzten Jahr vor Corona, 2019, waren es 4796 Unfälle – fast zwanzig Prozent mehr.
Drei Menschen kamen 2023 bei Unfällen ums Leben, ebenso viele wie 2022. Jedoch: Es gab keinen Unfalltoten bei einem klassischen Unfall mit Fahrzeugen. Am 17. Januar 2023 kam eine Seniorin (85) in Gauting ums Leben, als ihr Ehemann beim Rangieren unweit des Bosco sie erfasste und überrollte. Am 22. April wurde ein 78-Jähriger auf einem Feld bei Seefeld gefunden, der vermutlich infolge Alkohol mit seinem Fahrrad gestürzt war. Der Mann starb später im Krankenhaus. Eine 79-jährige Radfahrerin erlag nach einem Sturz am 10. September in Leoni, als sie Fußgängern ausweichen wollte, ihren schweren Verletzungen.
Deutlich weniger Schwerverletzte
Ebenfalls – noch – unter den Vor-Corona-Werten sind die Zahlen der schwereren Unfälle. Verletzte gab es 2023 bei 514 Unfällen, fünf mehr als im Jahr davor. 2019 waren es 535. Die Zahl der Verletzten stieg von 591 auf 603 – allerdings sank die Zahl der Schwerverletzten deutlich um 8,1 Prozent auf 91. Als schwerverletzt gilt, wer 24 Stunden im Krankenhaus bleiben muss. Diese Entwicklung ist seit Langem zu beobachten und hat vor allem mit der Sicherheitstechnik der Fahrzeuge zu tun.
Die Masse der Unfälle sind stets kleine Zusammenstöße, etwa Parkunfälle, sowie Wildunfälle. Die Anstiege sind ähnlich: + 6,7 Prozent auf 2204 bei den Kleinunfällen, darunter waren 535 Wildunfälle (+ 6,6 Prozent). Knapp ein Viertel aller Unfälle sind mit einer Unfallflucht verbunden (956, + 9,6 Prozent) – ein Wert, der fast immer in diesem Bereich liegt. Aufgeklärt werden konnten 39,3 Prozent, etwas weniger als 2022. Beunruhigend ist der Anstieg bei Unfallfluchten mit Verletzten: In 35 Fällen kümmerten sich Unfallverursacher nicht um die Verletzten, 2022 waren es 25 Fälle.
Bei den Ursachen ist bei Alkohol ein Anstieg festzustellen (+ 14,9 Prozent), es waren 54 Alkohol- und fünf Drogenunfälle. Bei fast einem Drittel versuchten die Verursacher zu fliehen, Bei Alkohol- und Drogenunfällen wurden 25 Menschen verletzt. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle – von 166 auf 212 (+ 30,1 Prozent). Die Zahl der Verletzten bei Tempounfällen sank um 8,4 Prozent auf 98. Jauch betont, dass es nicht (nur) um Raserei geht, sondern auch um viele Fälle, bei denen Autofahrer bei Nässe oder Glätte verunfallen, obwohl sie nicht übermäßig schnell, aber zu schnell für die Bedingungen waren. Jedoch: Glätte war nur bei 48 Unfällen ein Tempo, Unfälle bei Nässe betrafen vor allem die Autobahnen (29).
Radfahrer-Unfälle gehen nur leicht zurück
Die Zahl der Schulwegunfälle ist von elf auf sechs gesunken mit sechs Verletzten. In 67 Unfälle waren Motorradfahrer verwickelt (+ 49 Prozent), in 39 Fällen auch Hauptverursacher. 54 Motorradfahrer wurden verletzt, fast doppelt so viele wie 2022. Und die Radfahrer? „Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern liegt nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau, ging jedoch leicht zurück“, stellt Jauch fest. 259 Unfälle wurden registriert (2022: 266), bei denen 235 Radfahrer verletzt wurden (- 8,6 Prozent). 134 stürzten alleinbeteiligt, ein Viertel davon war auf Pedelecs unterwegs. In 199 Fällen waren die Radfahrer am Unfall allein oder mehrheitlich schuld, in 17 Fällen wegen verbotswidriger Gehwegnutzung, also Radeln auf dem Gehsteig – das nehme zu, so Jauch.