Android-Nutzer aufgepasst: Jetzt krallt sich die Google-KI alle ihre Daten

Seit Anfang dieser Woche rollt Google Änderungen für seine KI-Plattform Gemini aus, die es dem System erlauben, ohne ausdrückliche Zustimmung der Nutzer auf Daten und Funktionen von Drittanbieter-Apps wie WhatsApp zuzugreifen. Der Widerspruch ist schwierig bis unmöglich, berichtet das englischsprachige Tech-Magazin "Ars Technica".

Besonders sensible Daten betroffen

Neben Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram könnten auch Plattformen wie Instagram, Kalender- oder E-Mail-Apps sowie Fitnessanwendungen ins Visier der KI geraten. Selbst der Browserverlauf oder Gesundheitsdaten, etwa Schrittzahlen oder Schlafrhythmen aus Lauf-Apps, könnten verarbeitet werden. Damit betrifft die neue Regelung nicht nur technische App-Funktionen, sondern potenziell intime Informationen aus dem Alltag der Nutzenden.

Wer schweigt, gibt sein Okay

Google informiert zwar per E-Mail über die Neuerung, stellt aber keine klaren Optionen bereit, um diese zu verhindern. Nutzerinnen und Nutzer müssen selbst aktiv werden, wenn sie den Zugriff einschränken wollen. Ohne Widerspruch gilt die Änderung als angenommen. 

Die Mitteilung von Google sorgt dabei für Verwirrung: Einerseits erklärt der Konzern, dass die neuen Funktionen unabhängig von bisherigen Einstellungen aktiviert werden. Das könnte bedeuten, dass auch Nutzende, die bisher die KI-Einstellungen abgeschaltet haben, nun doch von Gemini überwacht werden könnten. Andererseits heißt es, dass abgeschaltete Features deaktiviert bleiben.

Gemini taucht nicht überall auf

Ein weiteres Problem: Viele Betroffene berichten laut "Ars Technica", dass sich die Gemini-App auf ihren Geräten nicht auffinden lässt, obwohl die Integration offenbar vorhanden ist. Ob die Anwendung deinstalliert wurde oder nie installiert war, bleibt oft unklar.

Auch bei blockierter App-Interaktion speichert Google laut eigenen Angaben bestimmte Informationen bis zu drei Tage lang. Eine vollständige Abschottung gegenüber der KI scheint damit kaum möglich.

Keine klare Anleitung zur Deaktivierung

Wer Gemini komplett vom Gerät entfernen will, sucht vergeblich nach einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die offiziellen Hilfeseiten liefern widersprüchliche Aussagen. Eine eindeutige Option zur vollständigen Deaktivierung wird nicht angeboten.

Ein Sicherheitsexperte des Datenschutzunternehmens Tuta hat deshalb eigene Hinweise veröffentlicht. Er sieht Parallelen zur Zwangsintegration des Internet Explorers in Windows in den 1990er-Jahren, die Microsoft einst eine Kartellklage einbrachte.

Deinstallation nur mit Entwickler-Know-how

Gemini vollständig zu entfernen, erfordert tiefere Eingriffe ins System. Nutzer müssen die sogenannte Android Debug Bridge (ADB) nutzen und per Kommandozeile arbeiten, ein Verfahren, das für technikferne Menschen kaum umsetzbar ist.

Selbst bei Nutzung der ADB kann der Löschbefehl fehlschlagen, was offen lässt, ob die App noch vorhanden ist oder überhaupt je installiert war. Für viele bleibt damit unklar, ob ihre Geräte von der KI unbeeinflusst bleiben.