Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Konzept der künftigen Grundstücks-Gneossenschaft erstmals dem Gremium ausführlich vorgestellt, was überraschend viele Besucher anlockte.
Marzling – So wie es gerade ausschaut, passiert in Marzling in schon naher Zukunft ein kleines Wunder: Aufgrund des Engagements eines Gemeinderats-Quartetts hat sich in Windeseile eine Marzlinger Genossenschaft formiert (wir haben berichtet), die nicht nur Geld in die äußerst leere Kommunalkasse spülen könnte, sondern auch den dringlichen Wunsch zahlreicher Bürgerinnen und Bürger nach Betreutem Wohnen in ihrer Heimatgemeinde erfüllen möchte. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde nun das Konzept erstmals dem Gremium ausführlich vorgestellt, was überraschend viele Besucher anlockte.
Weil die kommunale Kasse in Marzling relativ leer ist, hat sich die Gemeinde Ende 2024 dafür entschieden, eines der gemeindeeigenen Grundstücke nahe des Seniorenheims auf den Markt zu werfen – und zwar für 1,8 Millionen Euro. Weil Thomas Sellmeir, Christian Mäuer, Juliane Dorfmüller und Michael Schwaiger (Marzlinger Liste), allesamt Gemeinderatsmitglieder, allerdings Angst davor hatten, dass ein Investor dieses Filet-Baugrundstück wegschnappen könnte, schlossen sie sich als private Interessensgemeinschaft zusammen. Ihr erstes Ziel: Eine Genossenschaftsgründung, um das Grundstück für die Marzlinger Bürger zu kaufen.
Während besagtes Grundstück niemand haben wollte, fand das Quartett immer mehr Interessierte. Gleichzeitig schälte sich heraus, was viele Marzlinger eigentlich gerne auf diesem Areal sehen würden: Betreutes Wohnen. Und genau das stellte nun Norbert Keil, einer der Genossenschaftsvorstände, bei der jüngsten Gemeinderatssitzung vor – und überraschte damit das Gremium. Denn wenn auch vermutlich erst im Januar die offizielle Eintragung als Genossenschaft unter den Namen „MARZLINGkann Bauen e.G“ über die Bühne gehen wird, ist alles schon durchgerechnet, durchgeplant und ein stabiles Finanzkonzept ausgearbeitet, das mit der Sparkasse Freising Moosburg sogar schon abgesprochen wurde. Oder anders gesagt: Sobald die Tinte im Genossenschafts-Register trocken sein wird, will die Marzlinger Genossenschaft das bis jetzt von Interessenten verschmähte Grundstück Anfang des Jahres 2026 kaufen und ihre Vision zügig zur Realität werden lassen.
Was Keil den über 25 interessierten Gästen verriet: Es haben bereits zwei Gespräche mit Bürgermeister Martin Ernst (CSU/FW) samt Verwaltung zu dieser Causa stattgefunden – und die seien äußerst positiv verlaufen. Und auch bei den 1,8 Millionen Euro bleibt es wohl nicht, weil laut Keil das erste Gutachten zu hoch ausgefallen sei – über den aktuellen Preis sei allerdings noch nichts bekannt. Um die 35 Wohnungen sollen in den zwei Gebäuden entstehen, in der unteren Etage könnten Begegnungssorte und sogar ein Café das ganze Projekt abrunden.
Wohnen sollen dort erst einmal nur Marzlinger, zudem stehe ein Verkauf von einzelnen Wohnungen nicht zur Debatte. „Wir wollen dann auch als Genossenschaft eine Person einstellen, die sich um die ambulante pflegerische Versorgung kümmert“, erklärte Keil. „Wir wollen nicht die Arbeit der Gemeinde übernehmen oder die Situation ausnutzen. Wir wollen einfach etwas in Marzling bewegen“, klärte Keil auf. Weil aber das nicht alleine der Bürgermeister entscheiden kann, sondern es auch einen Beschluss des Gemeinderats dazu braucht, warb und bat Keil bei der Sitzung für eine positive Zustimmung. „Wir werden das in der nichtöffentlichen Sitzung besprechen und können dann in medias res gehen“, versprach Ernst. Übrigens: Die Gemeinde bot kürzlich auch das zweite Areal nahe des Seniorenheims zum Kauf an. Preis: rund 1,6 Millionen Euro. Jüngst ging das Bieterverfahren zu Ende: „Es sind keine Angebote eingegangen“, musste Bürgermeister Martin Ernst zugeben.