Frauen halten Belastungen im Weltall besser stand als Männer – Forscher hat einen Verdacht

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Die Nasa-Astronautinnen Christina Koch (r.) und Jessica Meir (im Raumanzug) waren im Jahr 2019 gemeinsam an Bord der Internationalen Raumstation ISS. (Archivbild) © NASA/Imago

Eine neue Studie deutet an, dass Frauen für die Raumfahrt gesundheitlich besser geeignet sind als Männer. Das könnte sich auf die künftige Auswahl auswirken.

New York – Seit dem Beginn der kommerziellen Raumfahrt gibt es mehr Flüge ins Weltall als je zuvor. Und die Ziele sind immer weiter von der Erde entfernt: Während das häufigste Ziel von Astronautinnen und Astronauten im Weltall derzeit die Internationale Raumstation ISS in etwa 400 Kilometern Höhe ist, flog die Laien-Crew der „Inspiration4“-Mission etwa 200 Kilometer höher. Künftige Missionen sollen Menschen zurück zum Mond und weiter zum Mars bringen.

Dabei könnten Astronautinnen in Zukunft eine tragende Rolle spielen. Denn wie eine neue Studie zeigt, können Frauen den Belastungen im Weltraum besser standhalten als Männer und sich nach ihrer Rückkehr zur Erde schneller erholen. In der Studie, die im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, schreiben die Autorinnen und Autoren um Physiologie-Professor Christopher Mason: „Männer scheinen bei fast allen Zelltypen und Metriken stärker vom Weltraumflug betroffen zu sein“.

Frauen kommen besser mit den Bedingungen im Weltraum klar

Das Team um Mason (Weill Cornell Medicine in New York) hat sich anhand von zwei Frauen und zwei Männern angeschaut, wie das Immunsystem auf einen Weltraumflug reagiert. Die Probandinnen und Probanden nahmen an der Weltraummission „Inspiration4“ teil, bei der vier Laien drei Tage lang die Erde in einer “Crew Dragon“-Kapsel von SpaceX umkreisten. Die gewonnenen Daten wurden für die Studie mit Informationen von 64 weiteren Astronautinnen und Astronauten verglichen.

Die Auswertung zeigte, dass die Genaktivität bei männlichen Astronauten stärker gestört war als bei weiblichen. Außerdem dauerte es bei Männern länger, bis sie sich wieder normalisierten, nachdem sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Weitere Studien zu Frauen und Männern im Weltall sind erforderlich

In der Studie schreibt das Team: „Die bisher gesammelten Daten deuten darauf hin, dass die genregulatorische und immunologische Reaktion auf den Raumflug bei Männern empfindlicher ist.“ Allerdings seien weitere Studien erforderlich, um die Trends zu bestätigen, betont die Forschungsgruppe und fährt fort: „Diese Ergebnisse können Auswirkungen auf die Erholungszeiten und möglicherweise die Auswahl der Besatzung für Höhen-, Mond- und Weltraummissionen haben.“

Warum Frauen in der Raumfahrt widerstandsfähiger sind als Männer, ist noch unklar. Studienleiter Mason äußert im Guardian jedoch einen Verdacht: Möglicherweise habe das Phänomen damit zu tun, dass Frauen mit den Anforderungen einer Schwangerschaft zurechtkommen müssen. „Die Fähigkeit, große Veränderungen in der Physiologie und der Flüssigkeitsdynamik zu tolerieren, könnte für die Bewältigung der Schwangerschaft, aber auch für die Bewältigung des Stresses in der Raumfahrt auf physiologischer Ebene von großer Bedeutung sein“, so Mason.

Gesundheitliche Probleme im Weltall

Weltraumkrankheit, Fieber, verringerte Knochendichte, Knochenschwund – die Zahl der gesundheitlichen Probleme, die mit einem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit des Weltraums zusammenhängen, ist groß. Auch Kopfschmerzen, eine Schwächung von Herz und Sehkraft sowie die Entwicklung von Nierensteinen wurde festgestellt. Dazu kommen noch gesundheitliche Probleme, die akut auftreten können, wie etwa Zahnschmerzen oder Probleme mit dem Blinddarm.

Datenbank soll künftige Sicherheitsrisiken für Raumfahrende verringern

Die Studie ist eine von zahlreichen Arbeiten, die am Dienstag (11. Juni) veröffentlicht wurde und auf Daten der „Inspiration4“-Mission basiert. Zusammen mit Daten von Astronautinnen und Astronauten, die ein halbes oder ein ganzes Jahr an Bord der Internationalen Raumstation ISS verbracht haben, wurde eine Datenbank erstellt, die künftig Sicherheitsrisiken für Raumfahrende verringern sollen. Eine der Studien zeigte beispielsweise, dass die Weltraumstrahlung bei einer Mars-Mission ein großes Problem für die Nieren darstellen kann. (tab)

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