"Spare in der Zeit, dann hast du in der Not": Leser zu Ingrid van Bergen

Ist man in Deutschland tatsächlich zu arm fürs Pflegeheim? Während ein großer Teil der Community darauf pocht, dass der Staat in solchen Fällen finanziell einspringt, wirft ein ebenso lautstarker Block mangelnde Eigenverantwortung und fehlende Vorsorge vor. Dazwischen entwickeln sich Diskussionen zu sozialer Gerechtigkeit, über die Rolle der Künstlersozialkasse und auch die Medienberichterstattung selbst gerät ins Kreuzfeuer. 

Verteilung der Meinung zu "Debatte über Pflegeheim & Mini-Rente: Wer trägt Verantwortung im Alter?"
In den Kommentaren treffen so Ansprüche an den Sozialstaat, Forderungen nach Eigenleistung und Kritik am Mediensystem aufeinander. FOCUS Online

Klarstellung des Sozialstaats-Anspruchs

Mit dem höchsten Anteil (29 Prozent) widersprechen Leser der Darstellung, jemand sei zu arm fürs Pflegeheim, und verweisen darauf, dass in Deutschland der Staat beziehungsweise das Sozialamt die Heimkosten übernimmt, falls das eigene Vermögen nicht ausreicht.

"So ein Quatsch. Natürlich kann sie ins Pflegeheim und Papa Staat zahlt wie bei den meisten anderen auch."  Zum Originalkommentar

"Falsch! Wer nicht mehr allein leben kann, kein Geld hat und in ein Pflegeheim muss, für den übernimmt der Staat die Kosten."  Zum Originalkommentar

"Zu arm für ein Pflegeheim? Diese Aussage ist sehr zweifelhaft. Ein Großteil der Bewohner in Pflegeheimen wird durch staatliche Unterstützung der Aufenthalt in Pflegeheimen finanziert. Und das gilt für jeden, der Unterstützung braucht ..."  Zum Originalkommentar

Einordnung: Diese Lesermeinung ist insofern zutreffend: Niemand wird in Deutschland allein deshalb abgelehnt, weil er „zu arm“ sei. Jedoch stimmt es zugleich, dass ein erheblicher Eigenanteil bestehen bleibt, der bei niedrigen Renten oder geringen Vermögenswerten problematisch wird. Studien zeigen: Etwa ein Drittel der Bewohner von Pflegeheimen sind auf Sozialhilfe angewiesen.  Die pauschale Formulierung „Der Staat zahlt doch“ greift somit zu kurz – sie verschleiert, dass die Betroffenen trotz staatlicher Absicherung oft erhebliche finanzielle Belastungen tragen.

Forderung nach mehr Eigenverantwortung

Mit einem Anteil von 27 Prozent kritisieren zahlreiche Leser, dass trotz guter Verdienstmöglichkeiten nicht für das Alter vorgesorgt wurde, und betonen die Notwendigkeit, eigenverantwortlich Rücklagen zu bilden, um im Alter unabhängig vom Staat zu sein.

"Schauspieler*innen klagen immer wieder, dass sie zu wenig Rente bekommen. Ja nun, Frau van Bergen soll ja doch ganz gut verdient haben, auch nach ihrem Gefängnisaufenthalt. Wäre vielleicht auch sinnvoll gewesen, für die Rente vorzusorgen."  Zum Originalkommentar

"Ich habe keine Lust mehr auf das Gejammer von Stars über ihre schlechte Rente oder fehlende Rücklagen. In guten Zeiten halt Geld an die Seite legen – in Aktien oder meinetwegen Wohnungen."  Zum Originalkommentar

"Früher das Geld verprassen, heute jammern wegen Mini-Rente. Selber schuld. Jeder ist seines Glückes Schmied.... Spare in der Zeit, dann hast du in der Not"  Zum Originalkommentar

Hinweise auf Vorsorgemöglichkeiten für Selbstständige

Einige Diskussionsteilnehmer (11 Prozent) informieren über die Rolle der Künstlersozialkasse, die selbstständigen Künstlern Schutz wie Arbeitnehmer bietet; zugleich wird die Komplexität der Rentenvorsorge für Selbstständige betont.

"Seit 1983 gibt es die Künstlersozialkasse (KSK). Sie sorgt mit der Durchführung des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG) dafür, dass selbständige Künstler und Publizisten einen ähnlichen Schutz in der gesetzlichen Sozialversicherung genießen wie Arbeitnehmer."  Zum Originalkommentar

"Die Künstlersozialkasse, in die Künstler (und Journalisten) einzahlen können, wird hoch subventioniert. Damit sind sie gegenüber normalen Arbeitnehmern privilegiert."  Zum Originalkommentar

"Ganz allgemein: Selbständig sein ist nicht ganz einfach. Man kann dann nicht nur im "Hier und Jetzt" leben, sondern muss schon ein wenig vorausschauen. Das können viele nicht."  Zum Originalkommentar

Kritik an Berichterstattung und System-Darstellung

7 Prozent nehmen die Gelegenheit zum Anlass, die Medienberichterstattung zu kritisieren und betonen die Stärke des deutschen Sozialsystems.

"Wie schreibe ich negative Kommentare zu Deutschland und seinen Regelungen, wenn ich einfachste Falschaussagen nicht erkennen kann?"  Zum Originalkommentar

Lob für Haltung van Bergens

Mit einem Anteil von 5 Prozent erkennen Leser die positive, klaglose Einstellung der Betroffenen an und sehen darin ein seltenes Beispiel für Resilienz sowie Dankbarkeit gegenüber dem Gesundheitssystem.

""Sie ist tapfer, meistert ihr Schicksal wunderbar und jammert nicht" und "Beschweren will sich Ingrid van Bergen aber nicht. 'Mir geht es gut', stellt sie klar." Diese Haltung ist doch bewundernswert ... Sie sollten sich an ihr lieber ein Beispiel nehmen."  Zum Originalkommentar

Zweifel an Situation

Ebenfalls 5 Prozent der Leser hinterfragen den Umgang mit vergangenen Einnahmen und Vermögen sowie die tatsächliche finanzielle Lage, insbesondere im Hinblick auf Medienerlöse und bestehendes Eigentum.

"Was hat Frau van Bergen denn mit den Einnahmen nach dem Verkauf ihrer Geschichte gemacht?"  Zum Originalkommentar

"Darf man davon ausgehen, dass ihre Knastfreundin nicht möchte, dass das Haus verkauft und sie dann obdachlos ist, um das Pflegeheim zu bezahlen?"  Zum Originalkommentar

"Minirente, wie bei so vielen des schillernden Gewerbes. Über die tatsächlichen Vermögensverhältnisse wird nichts gesagt."  Zum Originalkommentar

Sonstige Stimmen in der Debatte

Mit einem Anteil von 16 Prozent bringen Leser ironische und sarkastische Kommentare ein, nehmen die Situation und den Lebensstil der Betroffenen humorvoll oder spöttisch aufs Korn.

"Promis müssen eben nicht klug sein."  Zum Originalkommentar

"Was ist Dschungelcamp? Ist das irgendwie relevant? Ich nehme an, das ist nur was für Intellektuelle, deshalb kenne ich das nicht."  Zum Originalkommentar

Wie gerecht finden Sie das deutsche Sozialsystem angesichts solcher Fälle, und wo endet Ihrer Meinung nach die Verantwortung des Einzelnen? Diskutieren Sie mit! 

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.
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