Beim Musikfestival "Jamel rockt den Förster" wollten am Freitag (22. August) unter anderem die Toten Hosen vor rund 3.500 Menschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Sänger Campino kritisierte auf der Bühne aber auch Lokalpolitiker der CDU.
"Wir sind unheimlich gern zurückgekommen", rief Frontmann Campino (63), der mit seiner Band bereits 2015 bei "Jamel rockt den Förster" auftrat. Einmal im Jahr werde von Jamel aus ein SOS-Zeichen in die Republik gesendet, dass es brenne. Die AfD sei der klare Gegner, allerdings würden sich auch lokale Gruppierungen der CDU der Partei an den Hals werfen.
Namentlich kritisierte Campino den CDU-Landrat von Nordwestmecklenburg, Tino Schomann, in dessen Landkreis Jamel liegt. Schomann hatte versucht, bestimmte Auflagen für das Festival durchzusetzen.
CDU-Landrat Schomann will Aussagen von Campino juristisch prüfen lassen
Schomann wehrte sich kurz darauf vehement gegen die Kritik von Campino. Die Aussagen seien eine "gezielte Diskreditierung staatlichen Handelns", hieß es in einem Statement. Die Veranstalter hätten sich selbst entschieden, ihr Festival erstmals als politische Versammlung anzumelden – damit trete das Versammlungsgesetz in Kraft, so Schomann. "Die zuständige Behörde entscheidet nicht nach Sympathie, sondern nach Recht und Gesetz."
Der jüngsten Auflage des Festivals waren mehrere Gerichtsentscheidungen vorausgegangen. Es ging bei den Streitigkeiten auch um Gebühren und ein vom Landkreis gefordertes Verbot von Alkohol, was aber vom Oberverwaltungsgericht in zweiter Instanz kassiert wurde.
Das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer organisiert das Festival seit 2007 und wehrt sich damit gegen Anfeindungen von Rechtsextremisten im Dorf. 2015 hatten Unbekannte eine Scheune der Lohmeyers in Brand gesetzt.
Über das Ehepaar Lohmeyer klagte CDU-Politiker Schomann: "Besonders irritierend ist, dass Frau Lohmeyer die Arbeit der Behörden öffentlich als 'skandalös' bezeichnet und uns sogar eine 'böse Koalition' mit rechten Kräften vorwirft. Damit werden nicht nur meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diffamiert, sondern auch ich persönlich.
Gegenüber dem NDR sagte Schomann, er werde die Aussagen von den Lohmeyer sowie von Campino juristisch prüfen lassen. Ein anderer CDU-Politiker trat kürzlich wegen einer öffentlich gewordenen Suff-Fahrt zurück.
Campino verweist auf "krassere Bedeutung" von Festival
Für Diskussionen sorgt auch ein Instagram-Post der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin. In dem Post heißt es: "Erst kürzlich musste der Festivalverein vor Gericht ziehen, um sich gegen neue bürokratische Auflagen des Landkreises Nordwestmecklenburg zur Wehr zu setzen."
Die CDU-Landesspitze kritisierte diese auf einem offiziellen Kanal der Landesregierung getätigte Äußerung scharf. Es sei inakzeptabel, wenn auf diese Weise eine öffentlich wertende, politische Kritik an einem Landkreis geübt werde.
Campino sagte der Deutschen Presse vor dem Auftritt am Freitag, dass es derzeit eine allgemeine Siegeseuphorie in AfD- und Rechtsaußenkreisen zu geben scheine. "Ich glaube, 'Jamel rockt den Förster' hat in jedem Fall zurzeit eine krassere Bedeutung als vielleicht vor 15 Jahren", betonte der Sänger.