Schaden in Millionenhöhe: Sorge wegen russischen Drohnenschlag in Tschernobyl – Reparatur zahlt der Westen
Seit 2017 ist der Reaktor Nummer vier von Tschernobyl sicher. Nach einem russischen Drohnenangriff könnte wieder radioaktiver Staub könnte austreten.
Tschernobyl – Im Februar 2025 hat eine russische Drohne des Typs Shahed Tschernobyl angegriffen. Die Attacke verursachte ein 15 Quadratmeter großes Loch im Außendach der Schutzhülle des Reaktors Nummer vier sowie einen komplexen Schwelbrand an der Innenverkleidung des Gebäudes, dessen Löschung über zwei Wochen dauerte.
Rund drei Monate nach diesem Schockmoment des Ukraine-Kriegs werden nun die Kosten sichtbar. Laut Schätzungen von Ingenieurexperten auf dem Gelände des Kernkraftwerks wird für eine vollständige Reparatur eine Summe im hohen zweistelligen Bereich benötigt. Die Experten gehen davon aus, dass 25 Millionen Euro des Tschernobyl-Notfallfonds nicht ausreichen werden.
Nach russischen Drohnenangriff auf Tschernobyl: Europäischer Notfallfonds reicht nicht
Der Fonds liegt bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), die den Bau des Schutzraums finanzierte und an der Analyse nach dem Bombenanschlag beteiligt ist. Weiteres Geld für die Reparaturen dürften westliche Regierungen bereitstellen. 26 Länder beteiligten sich an den Kosten des ursprünglichen Schutzraums, darunter die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Russland.
Der Einschlag Mitte Februar stellt dem Guardian zufolge keine unmittelbare radiologische Gefahr dar, beschädigte jedoch die 2017 zur Umhüllung des zerstörten Reaktors errichtete Sicherheitshülle im Wert von 1,5 Milliarden Euro erheblich. Die vollständige Reparatur wird wahrscheinlich Monate, wenn nicht Jahre dauern.
Die 110 Meter hohe Stahlkonstruktion New Safe Confinement (NSC) besteht aus zwei Doppelbögen und wurde 2017 fertiggestellt, um den hastig errichteten, instabilen Sarkophag aus der Sowjetzeit zu sichern, der den unglückseligen Reaktor Nummer vier von Tschernobyl bedeckt, dem Ort der schlimmsten Nuklearkatastrophe der Welt im April 1986.
Schaden in Tschernobyl durch Ukraine-Krieg könnten radioaktiven Staub freisetzen
Doch durch den Angriff im Februar ist der Sarkophag wieder den Elementen ausgesetzt, das heißt, radioaktiver Staub könnte austreten und Regenwasser eindringen. Das Umweltschutzministerium des Landes erklärt jedoch, dass „die Strahlungsbelastung derzeit im normalen Bereich liegt und ständig kontrolliert wird“.
Noch wichtiger ist, dass die Einschlussstruktur nun aufgrund der stärkeren Witterungseinwirkung und der Beschädigung der Verkleidung langfristig anfälliger für Rost ist. Um den Brand in der Verkleidung mit Wasser zu löschen, wurden zudem zweihundert kleine Bohrlöcher in die Struktur gebohrt.
„Es nicht zu reparieren, ist keine Option“, sagte Eric Schmieman, ein amerikanischer Ingenieur, der 15 Jahre lang an der Planung und dem Bau des Tschernobyl-Schutzbunkers mitgearbeitet hat, gegenüber dem Guardian. Ursprünglich sei für den Schutzraum eine Lebensdauer von 100 Jahren vorgesehen, um Zeit für die Entsorgung des Sarkophags und des darunterliegenden Atommülls zu haben. Er geht davon aus, dass die Reparaturkosten den 25-Millionen-Euro-Fonds der EBWE weit übersteigen werden. (lm)