Schlechte Karten für Leben auf dem Jupitermond? Forscher machen wichtige Entdeckung
Forscher vermuten, dass Leben auf dem Jupitermond Europa möglich ist. Neue Daten zeigen aber: Ein wichtiger Baustein ist dort deutlich seltener als angenommen.
Washington, D. C. – Es gibt im Sonnensystem wenige Orte, die die Fantasie der Menschen so sehr beflügeln wie der Jupitermond „Europa“. Schließlich vermuten Forscher schon seit längerem, dass dort außerirdisches Leben möglich sein könnte. Das liegt daran, dass „Europa“ nur augenscheinlich einem riesigen Eisball ähnelt. Unter der 20 bis 30 Kilometer dicken Eishülle soll ein flüssiger Salzwasser-Ozean existieren – das legen Messungen der Raumsonden „Voyager“ und „Galileo“ sowie Modellrechnungen nahe. Vor einigen Monaten haben Forscher dann auch noch den wichtigsten Baustein für Leben auf „Europa“ gefunden: Kohlenstoff.

NASA-Wissenschaftler: Deutlich weniger Sauerstoffproduktion auf Jupitermond Europa
Ein anderes Element, das Leben ermöglichen könnte, ist auf dem Eismond aber nun wohl doch deutlich seltener als bislang vermutet. So haben Forscher einer Mission der US-Weltraumorganisation NASA errechnet, dass auf der „Europa“-Oberfläche bei weitem nicht so viel Sauerstoff produziert wird, wie es frühere Studien nahegelegt hatten. Das hat die NASA am Montag (4. März) bekannt gegeben. Die US-Weltraumorganisation verweist dabei auf eine Studie, die am selben Tag unter nature.com veröffentlicht wurde.
Die Daten stammen von der NASA-Raumsonde „Juno“. Sie kam dem Jupitermond am 29. September 2022 auf bis zu 354 Kilometer nahe. Während „Juno“ vorbeiflog, sammelte die Sonde Daten. Darunter war auch die Menge an Sauerstoff, die auf der Oberfläche des Jupitermonds produziert wird – ein Anzeichen dafür, ob es auf „Europa“ tatsächlich Leben geben könnte.
Jupitermond Europa erzeugt pro Sekunde 12 Kilo Sauerstoff – weniger als in früheren Studien vermutet
Die Herausgeber der Studie meinen, dass auf „Europa“ pro Sekunde etwa 12 Kilogramm Sauerstoff produziert werden. Die Zahl ist um ein Vielfaches geringer als bislang vermutet. In früheren Studien bewegten sich die Schätzungen zwischen einigen Kilogramm bis hin zu mehr als 1000 Kilogramm pro Sekunde. Am Tag werden auf dem Jupitermond 1000 Tonnen Sauerstoff produziert – das ist laut NASA ausreichend für etwa eine Million Menschen.
„Europa“ ist der viertgrößte von 95 bekannten Jupitermonden und liegt mittig in dessen Strahlungsgürtel. Der Gasriese bombardiert seinen Trabanten geradezu mit geladenen oder ionisierten Teilchen. Diese spalten Wassermoleküle dort in zwei Teile und erzeugen somit Sauerstoff auf der Eisoberfläche. „Europa ist wie ein Eisball, der in einem fließenden Bach langsam sein Wasser verliert“, vergleicht Wissenschaftler Jamey Szalay von der Princeton University in New Jersey den Prozess, bei dem die Teilchen das Wassereis auf der Oberfläche Molekül für Molekül aufbrechen. „In gewisser Weise wird die gesamte Eishülle kontinuierlich durch Wellen geladener Teilchen erodiert, die darauf angeschwemmt werden“, so Szalay.
Dringt der Sauerstoff von der Oberfläche des Eismondes Europa bis zum Ozean im Inneren?
Die Wissenschaftler von der NASA vermuten nun, dass ein Teil des erzeugten Sauerstoffs unter die Mondoberfläche gelangen könnte. Dort könnte der Sauerstoff zur Quelle für Stoffwechselenergie im vermuteten unterirdischen Salzozean werden. Die Forscher seien „neugierig auf das Potenzial für lebenserhaltende Bedingungen unter der Oberfläche“, heißt es dazu von der NASA.
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Die Frage, ob der Jupitermond bewohnbar ist oder nicht, wird die Weltraumorganisation auch künftig beschäftigen. „Wir sind noch nicht fertig. Weitere Mondvorbeiflüge und die erste Erkundung von Jupiters engem Ring und der Polaratmosphäre stehen noch bevor“, sagt Scott Bolton, Junos Hauptforscher vom Southwest Research Institute in San Antonio.
Raumsonden „Europa Clipper“ und „Juice“ fliegen auch zum Jupiter und seinen Monden
So wird die NASA wohl noch im Oktober 2024 eine neue Sonde, die „Europa Clipper“, in Richtung Jupiter schicken. Die Sonde wird sich unter anderem mit der Sauerstoffproduktion auf Europa beschäftigen. Dorthin unterwegs ist bereits die Raumsonde „Juice“ der europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Sie fliegt zum Jupiter und den drei Monden Europa, Kallisto und Ganymed. Unter allen drei Monden werden Ozeane vermutet. Auch hier lautet eine der Fragen, die beantwortet werden sollen: Gibt oder gab es dort die richtigen Bedingungen für Leben? (Florian Neuroth)