In Wasserproben aus dem Tegernsee und aus dem Leitungswasser in Holzkirchen, Miesbach wurde die Chemikalie TFA nachgewiesen. Experten warnen vor möglichen Folgen.
Tegernsee – Bei Wasserproben aus der Isar, der Mangfall, dem Tegernsee sowie aus dem Leitungswasser in Holzkirchen, Miesbach und Wolfratshausen wurde eine Chemikalie nachgewiesen, die in der Umwelt kaum abgebaut wird: Trifluoracetat, kurz TFA. Entnommen hat die Proben der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Agrarökonom Karl Bär.
Aufgrund ihrer Beständigkeit wird TFA auch als „Ewigkeitschemikalie“ bezeichnet. Diese entsteht beim Zerfall vieler Stoffe wie Pestizide, Kühlmittel und Industrieprodukte. Die Chemikalie ist farb- und geruchlos, wasserlöslich und gelangt durch Flüsse, Seen und Regen auch ins Grundwasser.
„Bislang wurde TFA als ungefährlich eingestuft“, sagt Bär. „Doch neue Tierversuche zeigen, dass bereits geringe Mengen bei Nachkommen Leber- und Augenschäden verursachen können.“ Deshalb prüfe die Europäische Union, TFA als fortpflanzungsschädlich einzustufen. Sollte dies geschehen, müssten die Grenzwerte im Trinkwasser drastisch gesenkt werden – von derzeit zehn auf nur noch 0,1 Mikrogramm pro Liter. „Alle untersuchten Proben lagen mit Werten zwischen 0,46 und 0,78 Mikrogramm pro Liter klar über dem Grenzwert, der derzeit auf EU-Ebene diskutiert wird“, sagt Bär.
Die Ewigkeitschemikalie: Im Tegernsee und Leitungswasser nachgewiesen
Der Politiker hat die Wasserproben im Oberland entnommen und an ein Labor zur Analyse geschickt. Die Ergebnisse aus dem Oberland zeigen laut Bär, dass TFA auch in Regionen vorkommt, in denen kaum Pestizideinsätze oder Chemieindustrie vorhanden sind. So wurde im Tegernsee bei Seeglas ein Wert von 0,65 Mikrogramm pro Liter gemessen, in Holzkirchen im Leitungswasser 0,46 und im Miesbacher Leitungswasser sogar 0,78.
Diese Werte liegen deutlich über dem möglichen neuen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. „Unsere Böden und Gewässer sind flächendeckend mit Pestizid-Rückständen belastet – darunter TFA. TFA reichert sich im Grundwasser an und lässt sich kaum entfernen“, erklärt Bär.
Über den diskutierten Grenzwert: Wasserwerte im Oberland deutlich erhöht
Die Chemikalie gelangt vor allem durch den Einsatz fluorierter Pestizide in die Umwelt, die im Boden zerfallen und ins Grundwasser sickern. Auch Kältemittel in Autos sowie Abwasser aus chemischer Industrie tragen dazu bei. „Das Umweltbundesamt hat TFA in zahlreichen deutschen Gewässern nachgewiesen, vor allem entlang großer Flüsse sowie in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten“, heißt es weiter.
Aktuell sind in Deutschland noch 29 Pestizidwirkstoffe zugelassen, die zu TFA zerfallen. Bär fordert: „Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit muss diese Zulassungen endlich widerrufen.“
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