Ganserer kandidiert nicht mehr für Bundestag – Transfrau beklagt „menschenverachtenden Hass“
Bei den Grünen brodelt es. Erst tritt die Grünen-Spitze zurück, dann der Vorstand der Jugendorganisation. Jetzt zieht sich eine weitere Grünen-Politikerin zurück.
Berlin – Ende September kündigte der gesamte Grünen-Vorstand geschlossen ihren Rücktritt an. Um weiter „gute Politik zu machen für Frieden, für Freiheit, für Gerechtigkeit, für Wohlstand und für Klimaschutz“ brauche es Veränderung. Als Nachfolger von Ricarda Lang und Omid Nouripour für den Parteivorsitz der Grünen soll laut Rheinische Post Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak und die parlamentarische Staatssekretärin Franziska Brantner kandidieren.
Jetzt verabschiedet sich eine weitere Grünen-Politikerin aus der politischen Szene. Nach acht Jahren im bayrischen Landtag und einer Wahlperiode im Bundestag lässt Tessa Ganserer ihre Abgeordnetenkarriere auslaufen.
Ganserer als eine von zwei Transfrauen im Bundestag: War Angriffen der AfD ausgesetzt
Die Nürnberger Grünen-Abgeordnete wird nicht erneut für den Bundestag kandidieren. Ihre Entscheidung sei jedoch unabhängig von den jüngsten parteiinternen Entwicklungen gefallen. Sie sei in ihrem Mandat voll und ganz aufgegangen. „Es hat mich einerseits erfüllt, andererseits aber auch stark vereinnahmt und der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegengebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen.“
Ganserer, gebürtig aus Zwiesel im Bayrischen Wald, ist neben ihrer Fraktions-Kollegin Nyke Slawik eine von nur zwei Transfrauen im Bundestag. Ihr Einzug in das Parlament wurde von Gabrielï Nox Koenig, vom Bundesverband Trans* e.V., im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 als „historischer Moment“ bezeichnet. Während ihrer Amtszeit sah sie sich jedoch wiederholt Angriffen der AfD ausgesetzt. Besonders für Aufregung sorgten die Äußerungen der AfD-Vize-Fraktionschefin, Beatrix von Storch, die 2022 in einer Debatte zum Internationalen Frauentag behauptete, Ganserer bleibe ein Mann, und von einer „Genderideologie“ sprach.
Grünen-Abgeordnete Ganserer kündigt Rückzug an – Es solle ein Leben nach der Politik geben
Für Ganserer sei immer klar gewesen, dass es ein Amt auf Zeit sei und sie nicht bis zur Rente im Parlament sitzen wolle. Es solle ein Leben nach der Politik für sie geben – Details nannte die 47-Jährige in ihrer ausführlichen Erklärung aber nicht. Nicht zuletzt habe der Tod ihres Vaters den Anstoß gegeben.
Ganserer äußerte in ihrer Pressemitteilung, dass sie gar nicht mehr zählen könne, wie viele Menschen ihr gesagt hätten, dass sie ihnen mit ihrer politischen Arbeit Mut mache. Sie betonte, es werde ihr für immer in Erinnerung bleiben, dass ihr gesagt worden sei, es mache die Menschen glücklich, dass es Personen wie sie in der Politik gebe. Eine höhere Anerkennung für ihre Arbeit könne sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. (dpa/lw)