Maschmeyer vermutet gigantischen Deal zwischen Trump und Musk: „Zusammen ins Win-Win-Bett gelegt“
Elon Musk und Donald Trump arbeiten zusammen und der Investor Carsten Maschmeyer hat eine Theorie dazu. Er glaubt, dass beide Seiten von dieser Allianz profitieren könnten. Aber was genau steckt dahinter?
Frankfurt – Was verbindet Elon Musk und Donald Trump so sehr? Diese Frage stellen sich viele, seitdem der Tesla-Gründer und der neu gewählte US-Präsident vor der Wahl eine aufsehenerregende Allianz eingingen. Nach dem Wahlsieg wird Musk in Trumps Auftrag nun auch eine Entbürokratisierungseinheit leiten. Carsten Maschmeyer ist in 49 Start-ups in Nordamerika investiert, er beobachtete einen gewaltigen Stimmungsumschwung auch im Silicon Valley: Statt Kamala Harris unterstützten viele Unternehmer trotz ihrer liberalen Grundeinstellung auf einmal Donald Trump. Im Interview mit IPPEN.MEDIA sagt er, was er für einen Deal zwischen Elon Musk und Donald Trump vermutet. Im zweiten Teil des Gesprächs nimmt Maschmeyer die bisherige Bundesregierung auseinander und geht mit Robert Habeck hart ins Gericht.
Wie Musk von Trump profitiert: Das vermutet Carsten Maschmeyer
Elon Musk und Donald Trump bilden eine interessante Kombi. Was glauben Sie, wer da am meisten vom anderen profitiert?
Carsten Maschmeyer: Auffällig ist, dass Musk noch vor zwei Jahren Trump enorm kritisiert, sogar beleidigt hat. Bis vor einem Jahr hat ja auch niemand mit Trumps Wiederwahl gerechnet. Da ging es nur noch darum, wann er verurteilt wird und zu welcher Dauer und ob Bewährung oder nicht. Es wurde ja damals schon überlegt, wie der Secret Service ihn im Gefängnis bewacht. Das dürfen wir alles nicht vergessen. Dann, glaube ich, hat Trump erkannt, er braucht die Tech-Milliardäre. Erstens können die anders spenden als die Müllmänner oder McDonald-Männer, als die er sich ja, ohne dass Fasching ist, verkleidet hat. Und er braucht Musks 200 Millionen Follower von X.
Und wie profitiert Musk?
Maschmeyer: Elon ist angetreten mit: ‘Ich kaufe X, damit das seriöser wird.’ Nun hat X mehr Fake News als vorher und es wurden Migrationsinhalte gestreut, die völlig übertrieben waren. Das spielte Trump alles in die Karten und ich glaube, dass da ein Deal gelaufen ist: ‘Du hilfst mir, ich helfe dir’. Denn Elon braucht Staatsaufträge für SpaceX und für Tesla Milliardenzuschüsse. Meine Vermutung ist, Trump persönlich braucht auch Geld. Und wenn man sich mit dem reichsten Mann der Welt, der ca. 300 Milliarden hat, in ein Win-Win-Bett legt und selber 1,8 Milliarden in den nächsten Monaten für Strafen und für Umschuldungen von nicht gut laufenden Immobilien benötigt, dann haben sich die beiden richtigen getroffen. Die Entbürokratisierungskommission, die Musk beraten wird, wird mit vielem kurzen Prozess machen, was seine eigenen Unternehmen behindert.
Was vermuten Sie da für Aktionen?
Maschmeyer: Bewerbungen für Musks Entbürokratisierungskommission kann man aktuell nur per X verschicken – wenn man einen bezahlten Premium-Account hat. Wenn ein CEO mit Aktien seines eigenen Unternehmens handeln möchte, muss er seine Compliance-Abteilung fragen, ob er gerade kaufen oder verkaufen darf, zum Beispiel, weil er schon weiß, wie gut oder schlecht die Quartalzahlen werden. Es bräuchte bei Musk auch ein Kontrollorgan über dieser Kommission, das Musk ausschließt, wenn er einen Interessenkonflikt hat. Und weil es das nicht gibt, könnte die Entbürokratisierungskommission als Entdemokratisierungskommission missbraucht werden. Der mächtigste Mann der Welt und der reichste Mann der Welt haben sich zur gegenseitigen Vorteilsbeschaffung zusammengetan. Und nennen wir es doch mal beim Namen. Elon hat 120 Millionen Dollar gespendet und ist 30 Milliarden reicher geworden. Wer würde nicht einen Deal eingehen, wo man 120 Millionen investiert und dann 30 Milliarden zurückbekommt?
Maschmeyer über Donald Trump: „Es geht ihm überhaupt nicht um Amerika, es geht ihm um ihn selbst“
Was glauben Sie, was in der Beziehung Deutschland-USA demnächst auf uns zukommt, also zwischen Trump und der wie auch immer dann gearteten Bundesregierung?
Maschmeyer: Das Verhältnis war ja schon in der letzten Amtszeit von Trump schlecht. Bei allen Schwächen, die Biden hatte, war er ein treuer transatlantischer Bündnispartner. Trump wird alles tun, dass es seinen reichen Freunden und ihm selbst gut geht. Und das wird bedeuten, our companies first. Es geht ihm überhaupt nicht um Amerika, es geht ihm um ihn selbst und die Vorteile seiner Unterstützer.
Meine news
Was kommt da auf uns zu?
Maschmeyer: Wir werden höhere Zölle bekommen, aber damit schießt sich Trump Eigentore. Weil die wiederum Gegenzölle auslösen und die USA eine Menge exportiert. Eine große Sorge habe ich, dass Trump noch extremer wird, als in der ersten Amtsperiode. Zwei Gründe: Er kann danach nicht wiedergewählt werden. Da müsste er schon die Verfassung ändern, das schafft er nicht. Das zweite ist, er hat die Kabinettsmitglieder nur nach Loyalität auswählen, wie die Ernennung des Fox-Journalisten Pete Hegseth zum Verteidigungsminister. Bei allen Macken, die unser deutsches Wahl- und Ernennungssystem hat, sowas gibt es bei uns zum Glück nicht. Als würde man statt Pistorius nun einen Journalisten, der mal drei Aufsätze über Panzer geschrieben hat, zum Verteidigungsminister machen – unvorstellbar. Trump wird nicht nach Kompetenz gehen, er wird keine Freigeister nehmen, die sagen: Bei allem Respekt, lieber Herr Präsident, das dürfen wir jetzt nicht machen. Er wird sich bedingungslose Ja-Sager holen, die loyal sind und leider nicht die klügsten und kompetentesten Köpfe. Egoistisch-ökonomisch ist das alles verständlich. Das haben ja einige Tech-Milliardäre ganz klar gesagt. ‘Vom Herzen wählen wir den nicht’. Wir können das auch moralisch nicht so gut finden, aber wir wollen niedrigere Steuern und keine Capital Gain Tax. Die USA werden noch weniger Regulierung haben, weniger Umweltschutz und weniger Datenschutz. Dazu geringere Energiekosten.
Kurz vor der Wahl schwenkten sogar im Silicon Valley viele auf Trump um. Warum?
Maschmeyer: Ökonomisch ist das alles verständlich. Das haben ja einige Tech-Milliardäre ganz klar gesagt. ‘Vom Herzen wählen wir den nicht’. Wir können das auch moralisch nicht so gut finden, aber wir haben niedrigere Steuern, wir haben Capital gain. Also wenn wir wieder investieren, müssen wir gar keine Steuern zahlen. Wir werden weniger Regulierung haben. Weniger Datenschutz. Geringere Energiekosten.
Was bedeutet das für Ihre Aktivitäten auf dem US-Markt und im Silicon Valley?
Maschmeyer: Mein Investmenthunger in Start-ups hat sich nicht verringert. Es ist die höchstrentierliche Assetklasse, aber es hat sich bei mir regional etwas verschoben. Während wir früher im Wesentlichen die DACH-Region gemacht haben, sind wir jetzt in ganz Europa, Warschau, Amsterdam, Zürich, London aktiv. Und der Anteil meiner US-Beteiligungen ist im Verhältnis zu den Gesamtbeteiligungen enorm gestiegen. Ein Drittel aller meiner Unternehmensbeteiligungen sind nun schon in den USA.