Drohung an Finnland? Putins-Chef Propagandist träumt im Staats-TV von Russischem Reich
Plant Russland an der finnischen Grenze einen militärischen Vorstoß? Putins Chefpropagandist Wladimir Solowjow lässt mit Aussagen im Staats-TV aufhorchen.
Moskau – Nach der russischen Invasion in die Ostukraine blicken auch die anderen Länder an der Grenze zu Russland mit Sorge nach Moskau. Wo könnte Wladimir Putin als Nächstes zuschlagen? Während die baltischen Staaten mit Hochdruck ihre Verteidigungsanlagen an der Grenze ausbauen, traten Schweden und Finnland nach Jahrzehnten der militärischen Unabhängigkeit der Nato bei. Dass die Sorge nicht unbegründet ist, bestätigt nun ein Auftritt von Putins Chefpropagandisten Wladimir Solowjow im russischen Staats-TV. Solowjows Aussagen über die Finnen zeigten deutliche Parallelen zum Kreml-Narrativ im Ukraine-Krieg.
„Ich hatte schon immer das Gefühl, dass die Finnen ins russische Reich zurückkehren wollen“, sagte Solowjow in seiner Sendung im russischen Fernsehen. „Ich hatte das Gefühl, dass sie wie herrenlose Menschen sind, die konstant versuchen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen“, führte der TV-Moderator weiter aus. Die Menschen in Finnland würden sich Putins Chefpropagandisten zufolge also wünschen, zu Russland zu gehören – ein bekanntes Narrativ, das der Kreml immer wieder bemüht.

Putins Chefpropagandist droht Finnland – Parallelen zum Ukraine-Krieg
So rechtfertigte Putin bereits die Invasion der Gebiete in der Ostukraine mit dem Schutz der in Donbas lebenden Russen. Im Februar 2022 baten die von Moskau eingesetzten Statthalter der international nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk den Kreml-Autokraten um Schutz. Putin mimte für die russische Öffentlichkeit den besorgten Staatschef und schickte seine Truppen zu einer „Spezialoperation“ in die Ukraine.
Ähnlich verlief es bei der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014. Am 27. Februar besetzten russische Soldaten ohne Rang- und Hoheitsabzeichen die Schwarzmeerhalbinsel, um die Krim wieder an Russland anzugliedern. Die Annexion erfolgte dann knapp einen Monat später durch ein Referendum, in dem sich die mehrheitlich russische Bevölkerung für einen Anschluss an Russland entschieden. Das deutliche Ergebnis gilt jedoch unter Fachleuten als unglaubwürdig.
Erst in diesem Jahr wurde befürchtet, dass Putin seinen Blick auf die autonome Region Transnistrien in der Republik Moldau legen könnte. Das de-facto Regime wird von Russland gestützt, findet jedoch international keine Anerkennung. Die prorussischen Separatisten baten den Kreml im Februar ebenfalls um Schutz vor Moldau. Putin verzichtete jedoch bislang auf weitreichende Schritte.
„Achtung, Finnland!“: Debatte über Anschluss Finnlands an russisches Reich im Staats-TV
Wenn Solowjow also davon spricht, dass sich die Finnen einen Anschluss an das russische Reich wünschen, schlägt das in die gleiche Kerbe, mit der der Kreml das russische Vorgehen in der Ukraine gerechtfertigt hatte. Anton Heraschtschenko, der ehemalige stellvertretende Innenminister der Ukraine, teilte den Ausschnitt von Putins Chefpropagandisten auf dem Kurznachrichtendienst X mit den Worten „Achtung, Finnland!“
Meine news
Russland im Konflikt mit Finnland – vom Winterkrieg bis zum Nato-Beitritt
Bereits während des Zweiten Weltkriegs kam es zum offenen Konflikt zwischen der Sowjetunion und seinem Nachbarn Finnland. Im sogenannten Winterkrieg marschierte die Rote Armee im Herbst 1939 in Finnland ein. Als Begründung nannte der sowjetische Diktator Josef Stalin eine Bedrohung der Stadt Leningrad (heute Sankt Petersburg) durch Finnland. In dem gerade einmal drei Monate andauernden Konflikt verlor die Sowjetunion über 125.000 Soldaten. Auf finnischer Seite gelten über 25.000 Soldaten als tot oder vermisst.
1940 wurde der Krieg durch den Friedensvertrag von Moskau beendet. Finnland konnte seine Unabhängigkeit bewahren, musste jedoch Teile der Region Karelien an Russland abtreten. Auch deswegen ist die Beziehung zwischen Finnland und Russland historisch gesehen schwierig. Einen neuen Tiefpunkt erreichte das Verhältnis der beiden Nationen mit dem Beitritt Finnlands in die Nato am 4. April 2023. Dadurch wuchs die Grenze zwischen der Nato und Russland auf einen Schlag um 1340 Kilometer an.
Konflikt zwischen Russland und Finnland – Putins Chefpropagandist droht
Seit dem Beitritt hat sich das Säbelrasseln aus dem Kreml zunehmend verstärkt. Der russische Botschafter in Finnland, Pawel Kusnezow, warnte die skandinavische Regierung im April davor, Nato-Atomwaffen auf ihrem Gebiet zu stationieren. „Die Finnen müssen sich darüber im Klaren sein, dass eine solch große Provokation nicht ohne eine russische Antwort bleiben wird“, sagte der Diplomat. Putin selbst kündigte erst im März dieses Jahres an, russische Truppen und „Zerstörungssysteme“ an die Grenze zu Finnland zu verlegen.
Solowjow, Sprachrohr des Präsidenten im russischen Staats-TV, sagte mit Blick auf die russischen Bestrebungen in Finnland weiter: „Der Traum über das Russische Reich pocht stark im Herzen des finnischen Fischers“. Dann legte der Propagandist einen Satz hinterher, der als direkte Drohung an das Nato-Mitglied verstanden werden kann: „Wir werden dem finnischen Fischer helfen, wenn er sich so verrückt verhält“. (fd)