Zweite Unterkunft in Gerlingen - Standort von neuem Flüchtlingsheim sorgt für Kritik: „Größte Fehlentscheidung“

Die geplante zusätzliche Flüchtlingsunterkunft an der Weilimdorfer Straße in Gerlingen kann gebaut werden. Für 4,8 Millionen Euro wird dort bis Herbst 2025 neben den bereits am Standort existierenden Unterkünften ein weiteres Gebäude für 100 Menschen entstehen.

Notwendig wird die zusätzliche Unterkunft, weil die Stadt Gerlingen im Jahr 2026 mit einer Zuweisung von Flüchtlingen in selber Höhe rechnet. Im kommenden Jahr muss Gerlingen, nach Auskunft der Stadtverwaltung, voraussichtlich 60 Personen, darunter 20 Ukrainer und 40 Asylbewerber, unterbringen.

Kritik an Bau von zweiter Flüchtlingsunterkunft: „Größte Fehlentscheidung“

Die Zahl der vom Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge steigt 2025 und 2026 deutlich an, weil der Landkreis Mitte dieses Jahres ein Gerlinger Hotel als Unterkunft für die vorläufige Unterbringung von Geflüchteten aufgibt. Diese Personen wurden bisher auf die Quote der von Gerlingen unterzubringenden Geflüchteten angerechnet. Insgesamt sind in Gerlingen derzeit mehr als 600 Flüchtlinge aus unterschiedlichen Nationen untergebracht.

Wie die Stadt weiter mitteilt, soll die neue Unterkunft insgesamt 24 Wohnungen für jeweils vier bis sechs Personen umfassen und in Modulbauweise errichtet werden. Mit rund 1,1 Millionen Euro fördert das Land den Neubau.

Massive Kritik an der Entscheidung, die Unterkunft erneut in der Weilimdorfer Straße zu bauen, üben die Jungen Gerlinger. Wie Fraktionssprecherin Judith-Stürmer am vergangenen Mittwoch anlässlich des Baubeschlusses im Gemeinderat erklärt, sei die Standortwahl „eine der größten Fehlentscheidungen, die das Gremium in den letzten Jahren getroffen hat“.

Stadt verteidigt Bauplan

Die Kapazität werde am Standort Weilimdorfer Straße mit dem Neubau verdoppelt. Stürmer plädierte damit noch einmal massiv für eine dezentrale Unterbringung von Geflüchteten. Sie unterstrich gleichzeitig, dass es richtig sei, die zusätzliche Unterkunft für Flüchtlingen in Gerlingen zu bauen.

Bezüglich der dezentralen Unterbringung von Geflüchteten erklärte Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos), dass von den derzeit knapp 400 Geflüchteten, für die die Stadt im Rahmen der Anschlussunterbringung zuständig ist, über 250 Personen in einzelnen Wohnungen im Stadtgebiet lebten. „Die Minderheit ist also derzeit in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht“, so der Rathauschef.

SPD-Stadträtin Barbara Günther begrüßte es, dass Gerlingen überhaupt noch in der Lage ist, Unterkünfte zu errichten. Dies sei weit besser, als dass „Hallen oder Schulen umfunktioniert werden müssten.“

Zwei der vier Stadträte der Jungen Gerlinger votierten im Anschluss an die Aussprache im Gemeinderat gegen den Baubeschluss, zwei enthielten sich. Alle anderen Fraktionen im Gemeinderat stimmten dem Beschluss zum Bau der Flüchtlingsunterkunft zu.

Von Torsten Schöll