Kein Rückkehr-Termin für Boeing-Raumschiff – sind Nasa-Astronauten auf der ISS gestrandet?

  1. Startseite
  2. Wissen

KommentareDrucken

Das Boeing-Raumschiff „Starliner“ nähert sich der ISS am 6. Juni 2024. (Archivbild) © Nasa

Statt Tage sind es nun schon Wochen: Die „Starliner“-Crew bleibt länger an der ISS. Der Grund sind technische Probleme.

Washington D.C. – Das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ macht seinem Ruf alle Ehre und sorgt wieder einmal für Verzögerungen. Nach den Problemen beim Bau und den Aufschüben vor dem Start, befindet sich der „Starliner“ dieses Mal allerdings im Weltall. Seit dem 6. Juni ist das Raumschiff, das für künftige Crew-Missionen zertifiziert werden soll, an der Internationalen Raumstation ISS angedockt und macht dort nach Nasa-Angaben einen guten Eindruck.

„‚Starliner‘ zeigt im Orbit eine gute Leistung, während er an die Raumstation angedockt ist“, erklärt der Nasa-Manager Steve Stich in einer Mitteilung. Doch ein Problem sind mehrere Helium-Lecks, die am Raumschiff entdeckt wurden. Der „Starliner“ startete mit einem kleinen Leck, mittlerweile hat sich die Anzahl vervielfältigt. Ein weiteres Problem betrifft die kleinen Schubdüsen des Raumschiffs. Beim Annäherungsmanöver an die ISS fielen gleich fünf von ihnen aus – ein Punkt, dem auf den Grund gegangen werden muss.

Nasa: Boeing-Raumschiff „Starliner“ muss noch länger im Weltall bleiben

Die ursprüngliche Planung sah vor, dass die „Starliner“-Besatzung – bestehend aus Suni Williams und Butch Wilmore – nur mehrere Tage im Weltall bleibt. Rückkehr-Daten am 18. Juni und 26. Juni verschob die Nasa jedoch. Aktuell gibt es keinen festen Termin, die Rückkehr ist im Laufe des Juli geplant. Bis dahin sollen die Probleme mit dem Antriebssystem und die Helium-Lecks untersucht werden. „Wir lassen uns Zeit und folgen unserem Standardprozess für das Missionsmanagementteam“, so Stich.

„Wir lassen die Daten in unsere Entscheidungsfindung einfließen, was den Umgang mit den kleinen Lecks im Heliumsystem und die Leistung der Triebwerke angeht, die wir während des Rendezvous und des Andockens beobachtet haben“, fügt der Nasa-Manager hinzu.

Nasa sieht keine Eile, mit dem „Starliner“ schnell zur Erde zurückzukehren

Was bedeutet das für die Astronautin und den Astronauten, die mit dem Raumschiff zur ISS geflogen sind? Williams und Wilmore sind derzeit Teil der Crew der Expedition 71 und arbeiten an Bord der Raumstation. Sie führen außerdem Tests durch, die zur Zertifizierung des „Starliner“ für zukünftige Crew-Flüge beitragen sollen. „Das Feedback der Besatzung war überwältigend positiv, und sie wissen, dass alles, was wir bei den Crew Flight Tests lernen, unsere Erfahrungen für zukünftige Besatzungen verbessern und schärfen wird“, betont Mark Nappi, Vizepräsident und Programmmanager des Boeing Starliner Programms.

Laut Nasa besteht derzeit keine Eile für die „Starliner“-Crew, die ISS zu verlassen und zur Erde zurückzukehren: Es gibt mehr als genug Vorräte an Bord der Raumstation und der Zeitplan der ISS hat bis Mitte August genug Raum für zwei zusätzliche Astronauten. Das Raumschiff, das sich erstmals mit einer Crew im All befindet, kann bei diesem Testflug bis zu 45 Tage an der ISS angedockt bleiben. Später soll der „Starliner“ Astronauten für ein halbes Jahr zur ISS transportieren.

Das „Starliner“-Raumschiff von Boeing ist am „Harmony“-Modul der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Im Hintergrund ist das Mittelmeer zu sehen.
Das „Starliner“-Raumschiff von Boeing ist am „Harmony“-Modul der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Im Hintergrund ist das Mittelmeer zu sehen. © Nasa

Boeings „Starliner“: Sind zwei Astronauten auf der ISS „gestrandet“?

Obwohl es vielleicht so klingen mag: die „Starliner“-Crew ist nicht auf der ISS „gestrandet“. Das betont zumindest die Nasa. Das Raumschiff könne im Notfall jederzeit genutzt werden, um von der Raumstation zur Erde zurückzukehren. Der Grund für die Verzögerung der Rückkehr zur Erde liegt in den Problemen mit den Helium-Lecks und den Antriebsproblemen, die auf das Servicemodul des „Starliner“-Raumschiffs zurückzuführen sind. Dieses Modul wird bei der Rückkehr zur Erde in der Erdatmosphäre verglühen.

Das bedeutet: Sobald die Test-Crew zur Erde zurückkehrt, haben Boeing und die Nasa keine Möglichkeit mehr, den Fehler weiter zu untersuchen und Vorkehrungen für zukünftige Missionen zu treffen. Daher möchten sie im All so viele Daten wie möglich sammeln, bevor das Servicemodul auf der Rückreise zur Erde verglüht. (tab)

Auch interessant

Kommentare