Zusätzliche Ausrüstung zur Schusswaffe - Sicherheitsspezialist erklärt, warum Taser keine Verbesserung für Polizisten darstellen
Sicherheitsspezialist Thomas Herzing vergleicht die Effektivität von Taser im Vergleich zu Schusswaffen und erläutert die Herausforderungen in Gefahrensituationen, denen sich Einsatzkräfte ohnehin schon stellen müssen.
Wie effektiv sind Taser im Vergleich zu Schusswaffen bei der Deeskalation von gefährlichen Situationen?
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es kein 100 prozentiges, sicheres Einsatzmittel gibt. Wenn es zu einer lebensgefährlichen Bedrohung für einen Polizisten kommt, so hat dieser (wie auch jeder andere Bürger auch) das Recht auf Notwehr. Diese ist so definiert, dass alle Mittel im Rahmen der Verhältnismäßigkeit eingesetzt werden können, um einen gegenwärtigen und rechtswidrigen Angriff abzuwehren.
Über Thomas Herzing
Thomas Herzing ist ein international gefragter Sicherheitsspezialist und ehemaliger bayerischer Polizist. Nach seiner Auswanderung in die Schweiz war er als Fachbereichsleiter und Lehrgangsleiter an der größten Schweizer Polizeischule tätig. Seit über 10 Jahren berät er Kunden zur integralen Sicherheit und ist Sparringspartner für Führungskräfte. Auch als Impulsredner fesselt er sein Publikum bei Messen, Symposien und Firmenanlässen. Mehr unter: www.thomasherzing.ch.
Welche Risiken und Nebenwirkungen können durch den Einsatz von Taser-Waffen entstehen?
Schauen Sie sich mal die Ausrüstung eines Streifenpolizisten an. Je mehr Einsatzmittel zur Verfügung stehen, umso länger dauert es das richtige auszuwählen. Ein jedes Einsatzmittel erfordert intensives Training, da es mit der Verantwortung einhergeht, und das klingt möglicherweise etwas befremdend, die erforderliche Fürsorge und dem Wohlergehen des Täters übernimmt. Jedes polizeiliche Einschreiten wird bestimmt durch die Rechtmäßigkeit und im gleichen Masse der Verhältnismäßigkeit.
Stellen Sie sich doch die Situation vor, dass eine Alltagssituation plötzlich eskaliert. Während der berühmten Schrecksekunde sollte er möglichst schnell Antworten auf folgende Fragen finden:
Um welche Art von Gefährdung handelt es sich?
Gibt es Bürger in der Gefahrenzone?
Wo gibt es für mich Deckung?
Wo befindet sich mein Kollege?
Wie kann ich die Distanz vergrößern?
Kann ich mit körperlicher Gewalt angemessen reagieren?
Setze ich das Reizstoffsprühgerät (Pfefferspray) ein?
Nutze ich meinen Schlagstock?
Handle ich rechtmäßig?
Handle ich verhältnismäßig?
Wie wird mein Verhalten nach Auswertung der Bodycam im geschützten Raum durch meine Vorgesetzten oder der Justiz bewertet?
Welche Konsequenzen bringt mein Handeln? Strafverfahren? Disziplinarverfahren? Beförderung?
...
oder setze ich Taser ein?
Könnten Taser-Waffen als Alternative zur Schusswaffe dienen?
Definitiv NEIN!
Alleine die Bedrohung durch eine Schusswaffe hat der Aggressor einen deutlichen Reichweitenvorteil gegenüber dem Beamten mit dem Einsatzmittel Taser. Anders ausgedrückt, kommt der Beamte mit dem Taser nicht nahe genug an den Täter heran.
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