Kettensägen-Prozess - Doppel-Prozess gegen Jens Lehmann: Heute wird das Urteil erwartet
Der ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann steht vor Gericht. Er soll im Juli 2022 mit einer Kettensäge in die Garage seines Nachbarn eingebrochen sein, um den Dachbalken zu zersägen. Der erste Prozesstag sorgte bereits für Trubel. Heute wird ein Urteil erwartet.
Rund anderthalb Jahre nach einem mutmaßlichen Angriff mit einer Kettensäge auf eine Garage am Starnberger See steht der frühere Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann vor Gericht. Der Prozess gegen ihn unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung startete am Freitag, den 08. Dezember am Amtsgericht Starnberg.
Die Staatsanwaltschaft wirft Lehmann vor, im Juli vergangenen Jahres mit einer Kettensäge in der Hand in die Garage seines Nachbarn eingedrungen zu sein, um dort einen Dachbalken zu zersägen. Außerdem soll er eine junge Birke auf dem Grundstück seines Nachbarn gefällt haben.
Urteil im Lehmann-Prozess wird heute erwartet
Heute geht der Prozess weiter und es wird ein Urteil erwartet. Es ist der letzte Prozesstag. Bevor ein Urteil gesprochen wird, wird es aber noch um einen weiteren Vorwurf gehen: Lehmann soll, ohne die Parkgebühr zu bezahlen, aus einem Parkhaus am Flughafen gefahren sein - Stoßstange an Stoßstange mit einem voranfahrenden Auto.
Für den Vormittag sind nach Gerichtsangaben Zeugen zu dem Parkhaus-Komplex geladen. Am frühen Nachmittag könnten dann die Plädoyers in dem Verfahren gesprochen werden, bevor dann ein Urteil verkündet wird.
Der Staatsanwalt hatte am ersten Prozesstag gesagt, „dass es sich bei Ihnen, Herr Lehmann, um eine Person handelt, die sich am unteren Rand der Strafbarkeit nicht an das Gesetz hält, sondern sich darüber hinwegsetzen möchte“. Lehmann dagegen fühlt sich missverstanden und sieht sich als Opfer von falscher Verdächtigung und Rufmord.
Im Protokoll: So lief der erste Prozesstag gegen Lehmann ab
Lehmanns kuriose Ausrede: „Bin einfach reingegangen, um zu schauen, was er macht“
Bevor er mit der Säge auf die Garage und den Baum losging, soll er laut Staatsanwaltschaft noch das Kabel einer Überwachungskamera abgetrennt haben - um bei den mutmaßlichen Taten nicht gefilmt zu werden. Allerdings lief diese mit einem Akku weiter. Als möglichen Grund für die Tat gab die Polizei damals an, dass die Garage ihm den Blick auf den See versperrte.

Im Prozess sieht Lehmann sich als Opfer von falschen Verdächtigungen und spricht von Rufmord. „Ich bin einfach mal reingegangen, um zu schauen, was er da eigentlich macht“, sagte der 54-Jährige am Freitag vor dem Amtsgericht Starnberg über die damals im Bau befindliche Garage. „Was ist schlimmer? Mord oder Rufmord?“, fragte er in seinen langen Ausführungen.
„Noch nie jemanden gesehen, der mit Motor-Kettensäge eine Hecke stutzt“
Eine Kettensäge habe Lehmann nur dabei gehabt, weil er zuvor die Hecke seines Nachbarn geschnitten habe - auf dessen Wunsch, behauptet er. Der Vorwurf des Hausfriedensbruchs, den die Staatsanwaltschaft ihm macht, treffe darum nicht zu, sagte der WM-Held von 2006, der als aktuellen Beruf „arbeitsloser Fußballtrainer“ angab. Um was für eine Hecke es sich dabei handle, fragte daraufhin Staatsanwalt Stefan Kreutzer. Denn: „Ich habe noch nie eine Person gesehen, die mit einer Motor-Kettensäge eine Hecke stutzt.“

Lehmanns Nachbar irritiert: „Lügt, dass sich die Balken biegen“
Am Freitagnachmittag trat Lehmanns Nachbar als Zeuge auf. „Dass er alles abstreitet und lügt, dass sich die Balken biegen, das wundert mich. Man kann ihn genau erkennen auf dem Video", wird der 92-Jährige von der „Bild“ zitiert. „Man hört das Geräusch. Man sieht auch, wie mit der Kettensäge da am Balken hantiert wurde.“ Die Polizei hätte bestätigt, dass es sich bei dem Täter um Lehmann handelte, betonte er.
„Sein Pech war, dass die Kettensäge etwas klemmte, weil viel Gewicht auf dem senkrecht stehenden Balken lag. Zum Glück ist nichts eingestürzt.“ Lehmann habe seine Birke „geköpft“, sagte der Nachbar. Dann fragte er Lehmann, ob er die Überreste der Birke als Brennholz haben möchte. Auf 1500 Euro schätzt er den Gesamtschaden.
Dabei sei Lehmann „eigentlich ein sehr entgegenkommender Nachbar“. „Mein lieber Nachbar“ sagte er über den früheren Nationaltorwart der Fußball-Nationalmannschaft, und „der gute Herr Lehmann“.
„Zweierlei Maß“ - Lehmann macht Staatsanwaltschaft Vorwurf
Lehmann monierte zudem, dass die Staatsanwaltschaft ihn nur wegen seiner Berühmtheit härter anpacken würde. „Es tut mir leid. Es überrascht mich auch. Die Staatsanwaltschaft hat den Streit zunächst als belanglos abgetan damals. Ich bin aber eine bekannte Person. Dann hat die Staatsanwaltschaft entschieden, das größer aufzuziehen. Die Behauptungen treffen nicht ganz zu“, so der 54-Jährige zum Auftakt des Prozesses. und sieht „zweierlei Maß“.
Wenn er jemanden anzeigen wolle, werde das Verfahren immer eingestellt, Anzeigen gegen ihn würden aber nie eingestellt. Staatsanwalt Kreutzer wies die Vorwürfe zurück und sagte an den Ex-Nationalspieler gerichtet, „dass es sich bei Ihnen, Herr Lehmann, um eine Person handelt, die sich am unteren Rand der Strafbarkeit nicht an das Gesetz hält, sondern sich darüber hinwegsetzen möchte“.
Warum Lehmann Kamera mit laufender Kettensäge an Balken filmte „weiß ich nicht mehr“
Ein schlechtes Verhältnis zu seinem Nachbarn bestritt Lehmann und bezeichnete dieses als „sehr gut“. Der 92-Jährige habe ihn häufig auf seinem Grundstück die Hecke schneiden lassen - widerrechtlich sei Lehmann keineswegs auf das Grundstück gegangen. Die Behauptung, es ginge um einen freien Seeblick, weist er zurück: „Der ist nicht beeinträchtigt.“ Mit dem Nachbarn habe er eine Lösung gefunden und freue sich darüber.
Laut Anklagebehörde war der mutmaßlichen Tat jedoch ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen - auch darum, dass die Garage Lehmann von seinem Anwesen aus den Blick auf den Starnberger See versperrte. Eine Überwachungskamera filmte Lehmann mit der laufenden Kettensäge in der Hand. Warum er die Kettensäge denn an den Holzbalken angelegt habe, fragte der Staatsanwalt Lehmann am Freitag. Dessen Antwort: „Das weiß ich nicht mehr.“

Lehmanns Anwalt Christoph Rückel verlas vor der Aussage seines Mandanten eine Verteidigererklärung, in der er vor allem betonte, dass der Nachbarschaftsstreit und auch zivilrechtliche Auseinandersetzungen beigelegt seien: „Es war eine Aktion, bei der Frustration auf beiden Seiten eine große Rolle spielte, aber die Eskalation ist beendet.“
„Nicht sehr nett“ - Lehmann bestreitet, Polizistin beleidigt zu haben
Völlig missverstanden fühlt sich Lehmann nicht nur in dem Fall mit der Kettensäge - auch in den anderen Anklagepunkten. Im März 2022 soll er Polizisten beleidigt haben, die zu ihm nach Hause gekommen waren, um seinen Führerschein zu beschlagnahmen. Die betroffene Beamtin sagt vor Gericht, Lehmann habe sie als „durchtriebene Lügnerin“ bezeichnet und ihr eine „Fehlschaltung im Gehirn“ vorgeworfen. Sie könne sich gut an den Vorfall erinnern, weil sie so etwas selten erlebt habe.
Er habe nur gefragt, ob sie vielleicht eine Fehlschaltung im Gehirn habe, entgegnet Lehmann daraufhin. Behauptet habe er das nicht. Und eine Lügnerin habe er sie auch nicht genannt. Nur gesagt, dass sie lüge. Das sei zwar „nicht sehr nett“ gewesen, sagt er und entschuldigt sich für sein Verhalten an dem Tag. Aber eine strafbare Beleidigung sei das nicht. Das habe er nämlich mal beim Sportgericht gelernt - und sich gut gemerkt.
Urteil im Prozess gegen Jens Lehmann soll kurz vor Weihnachten fallen
Lehmann ist in dem Verfahren außerdem wegen Beleidigung von Polizisten angeklagt und wegen versuchten Betrugs, weil er die Gebühren in einem Parkhaus nicht habe zahlen wollen. Er berief sich auf Missverständnisse. Er habe auf eine Rechnung gewartet, die nicht gekommen sei. Und er habe die Polizistin, die ihm seinen Führerschein abnehmen wollte, nicht als Lügnerin bezeichnet - sondern gesagt, sie habe gelogen.
„Die gegen mich erhobenen Vorwürfe treffen so nicht zu", schrieb Lehmann im Sommer auf Instagram, nachdem Anklage gegen ihn erhoben worden war. „Der Schaden ist wie immer die enorme Rufschädigung und die Missachtung der Privatsphäre.“ Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.
Lehmann war 2006 zum gefeierten Torwart der Heim-WM, des “Sommermärchens“, geworden - vor allem durch seine Glanzleistung beim Elfmeterschießen gegen Argentinien im Viertelfinale. In seiner aktiven Zeit spielte er unter anderem beim FC Schalke 04, bei Borussia Dortmund und beim FC Arsenal in London.
Das Amtsgericht hat zwei Verhandlungstermine für den Prozess gegen Lehmann angesetzt; das Urteil könnte kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember, fallen.
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