Wie Künstliche Intelligenz Arbeitswelt und Bürgerservice grundlegend verändern wird

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Virtuelle Experten assistieren im Arbeitsalltag. Gero Gode zeigte, wie ChatGPT dafür genutzt werden kann. © Kraus

Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) ist ungebrochen. Aber welche Chancen und Risiken ergeben sich aus ihr für die Arbeitswelt und den Bürgerservice?

Allgäu/Kempten – Diese Frage, insbesondere für die eigene Branche, suchte das Netzwerk für Kultur- und Kreativwirtschaft Allgäu (NeKKA) jüngst auf einer Veranstaltung in Kempten zu klären. „Das Ding ist da und es wird nicht mehr gehen. Wir sollten uns also damit beschäftigen.“ Mit diesen Worten eröffnete NeKKA-Vorsitzender Elmar Giglinger den Abend im Gründerzentrum Allgäu Digital. KI berge enorme Chancen, aber auch gewaltige Risiken.

Die Kreativ-Branche reagierte auf ChatGPT 2023 mit dem Positionspapier „KI aber fair“, in dem sie forderte, ihre Werke besser vor unbefugter Nutzung zu schützen und das Urheberrecht zu stärken. Anfangs verlief die Debatte noch sehr emotional, wie Carola Kupfer, Präsidentin des Bayerischen Landesverbandes der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK) in ihrem Vortrag schilderte. Die einen hätten Angst, durch KI ersetzt zu werden, andere wollten KI kreativ nutzen.

Künstliche Intelligenz und die bevorstehende Veränderung des Arbeitsalltags

Gero Gode, Geschäftsführer von Alpha Star Management und zuständig für Innovationsanalyse, beobachtete ChatGPT von Anfang an. Er stellte eine Studie der Harvard Business School vor: Von zwei Gruppen durfte die eine ChatGPT 4 (mit entsprechender Schulung) zum Lösen einer Aufgabe benutzen, die andere nicht. Ergebnis: Gruppe 1 war nicht nur 25 Prozent schneller, sondern lieferte auch eine um 40 Prozent bessere Lösung.

Godes Fazit: „Jeder, der ChatGPT nutzt, kann bei gleichem Know-how bessere Ergebnisse erzielen.“ Künftige Versionen von ChatGPT würden immer mehr Arbeiten übernehmen können. In Bereichen, die etwa einen Master in Pharmazie, Rechtswissenschaft oder Astronomie erfordern, könne ChatGPT schon heute rund 40 Prozent der Aufgaben bewältigen, in ein bis zwei Jahren würden daraus 80 Prozent werden. Betroffen wären dann auch Berufe wie etwa Grafikdesigner oder Datenbankadministratoren.

Schon mit Version 4 lasse sich ein virtuelles Experten-Team zusammenstellen: Mittels Prompt werde ChatGPT befragt, welche Qualifikationen eine Person idealerweise mitbringen müsse, um eine gegebene Aufgabe optimal lösen zu können. Dann folgt eine Art Rollenspiel: „Stell dir vor, du wärst diese Person und müsstest die Aufgabe erledigen, wie würdest Du dabei vorgehen. Schreibe einen Arbeitsplan!“ Derartige Prompts könnten dann für künftige Aufgaben abspeichert werden, etwa in einem Text-Dokument.

Künstliche Intelligenz erspart den Menschen Zeit

Auch im Bereich Bürgerservice kann KI zu einer Verbesserung beitragen, erklärte Andreas Ellinger, Leiter des Kemptener Zukunftsprojekts Smart City: So würden bei einem Bauantrag Routineaufgaben dann von der KI übernommen, beispielsweise um zu prüfen, ob die Formulare vollzählig und die notwendigen Unterschriften vorhanden sind. Die gewonnene Zeit käme dann den Antragstellern zugute. Bei Entscheidungen, die konkrete Auswirkungen auf Menschen hätten, werde der KI allerdings keine Kontrolle übertragen: „Ob jemand in der Lage ist, auf ein Kind aufzupassen, kann nur ein Mensch beurteilen.“

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass KI eine beeindruckende Technologie darstellt, die jedoch entsprechende Schulungen und Richtlinien für ihren Einsatz erfordert. Bemängelt wurde auch, dass es weder in der Politik, noch in den Ministerien echte Fachkenntnis im Bereich KI gibt. Hier müsse dringend nachgebessert werden.

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