Die russischen Streitkräfte haben eine großangelegte Offensive im Osten und Süden von Donezk gestartet, die eine Breite von 70 Kilometern umfasst. Nach Angaben aus dem Gebiet hat der Angriff die ukrainischen Verteidigungslinien in vielen Regionen durchbrochen. Die Ukraine verlor laut dem OSINT-Analysten Emil Kastehelmi mit der der Stadt Selydove (über 21.000 Einwohner vor der Invasion) die größte Stadt seit dem Fall von Avdiivka. Gleichzeitig haben die Russen auch Hirnyk (10.000 Einwohner vor der Invasion) erobert, was eine erhebliche Gefahr für die weiteren Verteidigungsbemühungen darstellt.
Die Offensive konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche: das Gebiet Selydove-Kurachiwka und die südliche Richtung zwischen Shakhtarske und Bohoyavlenka. Beide Bereiche stellen verschiedene Herausforderungen und Bedrohungen dar. Laut dem Militäranalysten versuchen die Russen, eine Umzingelung zu erreichen, um die ukrainischen Truppen zum Rückzug aus Kurachiwka zu zwingen. In südlicher Richtung sind die Russen in wenigen Tagen zehn Kilometer vorgerückt und kontrollieren nun den Großteil von Shakhtarske und Novoukrainka.
Mögliche Szenarien für den russischen Vormarsch
Die Ukraine hat in diesen Gebieten nur wenige vorbereitete Verteidigungsstellungen, was die Lage zusätzlich erschwert. Die russischen Truppen flankieren derzeit die letzten befestigten Hauptverteidigungsstellungen in Novoukrainka. Es gibt einige Feldbefestigungen, aber nicht in ausreichender Zahl, um eine wirksame Verteidigung zu gewährleisten. Darüber hinaus verhindern das schnelle Vorrücken der russischen Truppen und deren Luftüberlegenheit, dass die Ukraine schnell neue Stellungen errichten kann.
Ein mögliches Ziel der russischen Offensive könnte laut dem OSINT-Analyst Kastehelmi der Kurakhivske-Stausee sein. Sollte Russland diesen Punkt erreichen, könnte es seinen Vormarsch auf die Stadt Andriiwka fortsetzen und die Verteidigungsvorteile der Höhenzüge dort weitgehend zunichte machen. Ein anderes Szenario sieht vor, dass die russischen Truppen versuchen, die ukrainischen Verteidiger am nächstmöglichen Punkt abzuschneiden, was Dachne wäre. Aber: Schwarzmalen will Kastehelmi nicht. „Obwohl die Ukrainer viele Quadratkilometer verlieren, ist die Verteidigung nicht im Chaos versunken, und es ist nichts Entscheidendes verloren gegangen“, schreibt der Analyst.