Ukrainische Partisanen greifen Russland an – Hat sich Putin verschätzt?
Partisanen aus der Ukraine attackieren Belgorod. Russlands Verteidigung ist überraschend schwach. Geheimdienst meint: Kreml setzt falsche Prioritäten
Belgorod – Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist auch ein Kampf der Partisanen. Während Russland auf Söldner-Armeen wie die berühmt-berüchtigte Wagner-Gruppe setzt, kämpfen auf Seiten der Ukraine ebenfalls paramilitärische Gruppen wie die „Legion freies Russland“. Eben diese sollen nun erneut einen Angriff auf russischem Gebiet durchgeführt haben.
Gesteuert werden die Truppen unter anderem vom ukrainischen Geheimdienst. Dieser hat nun verkündet, dass Partisanen am 17. Dezember die Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze angegriffen haben. Das berichtete die Kyiv Post. Auf die Attacken schienen die russischen Truppen nicht vorbereitet zu sein.
Statt Grenzen zu sichern, schickt Russland „Massen an Militär in den Tod nahe Avdiivka“
„Russland ist nicht in der Lage, die Sicherheit innerhalb seiner Grenzen zu kontrollieren“, teilte ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes der Kyiv Post mit. Truppen von Wladimir Putin könnten „die Sicherheit der Bürger nicht gewährleisten“. Ist Russland mit den ukrainischen Paramilitärs überfordert? Laut dem Sprecher des Geheimdienstes hätte der Kreml zumindest die falschen Prioritäten gesetzt: „Statt die Grenzen zu sichern, werden Massen an Militär in den Tod nahe Awdijiwka geschickt.“

Der Angriff auf die Region startete wohl gegen 11 Uhr, wie die Kyiv Post berichtet. Die 200 betroffenen Einwohner der Stadt Terebreno sollen währenddessen Zuflucht in Schutzbunkern gesucht haben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hätten die Truppen keine Angaben über zerstörte Infrastruktur oder getötete russische Soldaten gemacht. Beim Abzug aus der Stadt habe die Partisanengruppe aber Minen hinterlassen.
Pro-ukrainischen Truppen schon einmal in Belgorod eingefallen
Die Region ist im Ukraine-Krieg bereits zuvor Schauplatz von Kämpfen geworden. Der wohl bedeutendste Zwischenfall ereignete sich am 22. Mai dieses Jahres, als pro-ukrainische Truppen die Grenze nach Russland überquerten. Die Gruppen „Russischer Freiwilligen Corps“ und „Legion freies Russland“ griffen dabei mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen und zwei Panzern an.
Nach der Attacke auf einen Grenzposten gelang es den Truppen, die Stadt Kozinka, eine Siedlung in der Region Grayvoron, einzunehmen. Am darauffolgenden Tag erklärte das russische Verteidigungsministerium die vollständige Vernichtung der beiden pro-ukrainischen Gruppen. Die Kämpfer seien „durch Luftangriffe und Artilleriefeuer blockiert und zerstört“ worden, so das Ministerium. Beide Partisanengruppen teilten im Anschluss mit, zurückgedrängt worden zu sein. Entgegen russischer Aussagen wären die Soldaten aber nicht alle getötet worden.
Russen kämpfen als Partisanen gegen Putin
Die „Legion freies Russland“ ist ein Teil des internationalen Freiwilligenkorps und wird vom ukrainischen Militär und Geheimdienst kontrolliert. In dem Korps können sich alle internationalen Freiwillige am Kampf gegen russische Invasionstruppen beteiligen, wie ZDF heute erklärt. In der Legion kämpfen vor allem zur Ukraine übergelaufene Russen, die Putin als erklärten Feind ansehen.
Experten bewerten die Angriffe auf Belgorod wohl in erster Linie als einen Versuch, die russischen Streitkräfte zu verwirren, wie ZDF heute im Zuge von Angriffen auf die Region im Juni berichtete. Über die Partisanen ist darüber hinaus wenig bekannt. Auf ihrer Website nennt die „Legion freies Russland“ das Vorhaben, Russland zum „Teil der freien Welt“ zu machen, als ihr übergeordnetes Ziel. In Russland selbst wird die Organisation als terroristisch eingestuft. (nhi)