Im Staatswald nordwestlich von Kottgeisering könnten Windkraftanlagen entstehen. Im Rahmen einer außerordentlichen Bürgerversammlung ließen sich rund 60 Interessierte über den aktuellen Stand der Planungen informieren und nutzten die Chance, kritisch nachzuhaken.
Kottgeisering – Wie berichtet, hat eine Bietergemeinschaft aus drei Unternehmen – MSE Solar GmbH aus München, EnValue GmbH aus Hofkirchen und Windplan Bosse GmbH aus Berlin – nach einem Auswahlverfahren den Zuschlag der Bayerischen Staatsforsten bekommen. Damit haben die Unternehmen das Recht, Voruntersuchungen vorzunehmen und das langwierige Genehmigungsverfahren auf den Weg zu bringen.
Fred Garside, Projektmanager und Geschäftsführer von MSE Solar, präsentierte den Besuchern im Sportlerheim einen Lageplan, der für den Windpark Kottgeisering-Moorenweis sieben mögliche Standorte ausweist, drei davon auf einer 39 Hektar großen Fläche auf Kottgeiseringer Flur. Der Gemeinderat hatte bereits seine Zustimmung signalisiert, sagte Bürgermeister Andreas Folger.
1000 Meter
Die Anlagen halten die Mindestabstände von 1000 Metern zur Ortschaft ein und werden laut Garside eine maximale Nabenhöhe von 169 Meter und eine maximale Gesamthöhe (inklusive Rotorblätter) von 250 Meter haben. Für den Betrieb – der im günstigsten Fall 2027 starten könnte – wollen die drei beteiligten Unternehmen eine eigene Projektgesellschaft mit Sitz in Kottgeisering gründen, sodass die Gemeinde in den Genuss der Gewerbesteuer käme. Außerdem fließt jeder Gemeinde im Umkreis von 2,5 Kilometern vom Stromertrag der jeweiligen Anlage anteilig eine EEG-Umlage von 0,2 Cent pro Kilowattstunde und Jahr zu.
Finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger könnten in Form von Gesellschaftsanteilen, Kooperationen mit regionalen Banken oder Bürgerenergiegenossenschaften angeboten werden. Auf Nachfrage erklärte Garside, dass der Anteil der Bürgerbeteiligung am Gesamtvolumen mindestens 25 Prozent betragen solle. Auch ein vergünstigter Stromtarif für die Bürger ist denkbar.
Wasserstoff?
Mehrere Fragen drehten sich darum, wie der erzeugte Strom – die sieben geplanten Anlagen würden den Bedarf von 14 400 Haushalten decken – ins Netz eingespeist werden soll. Die Bietergemeinschaft werde in der Nähe einer Hochspannungsleitung ein Umspannwerk bauen, sagte Garside. Ob stattdessen auch ein Kraftwerk zur Erzeugung von grünem Wasserstoff denkbar wäre, wollte ein Anwesender wissen. Diskussionen darüber würden in Grafrath laufen, erwiderte Bürgermeister Folger.
Kritik der Bürger kam vor allem an den Eingriffen in den Wald – auch wenn ein wertvoller Naturwald, ein im Landkreis einmaliger Weißtannenwald und ein ebenfalls seltener Ulmenbestand, nicht angetastet werden dürfen. Zusätzlich zu den Standorten für die Windräder müssen Arbeitsflächen gerodet werden, was auch beim Rückbau wieder notwendig sein werde, räumte Garside ein. Da man aber für jede abgeholzte Fläche einen Ausgleich mindestens im gleichen Verhältnis schaffen müsse, was mit Kosten verbunden ist, sei es schon im eigenen Interesse, möglichst wenig Waldfläche zu roden.