Das Projekt Bildungskommune im Landkreis München endet 2026. Nach drei Jahren sehen Kreisräte zu wenig praktische Erfolge für 567.000 Euro Kosten.
Das Projekt „Bildungskommune Landkreis München“ wird Ende 2026 beendet. Nach drei Jahren Arbeit sieht der Kreisausschuss zu wenig Nutzen, um das Vorhaben fortzuführen – trotz verfügbarer Fördermittel. Ziel der Initiative war es ursprünglich, mit einem „Masterplan Bildung 2035“ die Bildungslandschaft im Landkreis zu vernetzen, gleiche Chancen zu schaffen und den Fachkräftenachwuchs zu fördern.
Vier Mitarbeiter im Landratsamt München waren dafür zuständig, Daten zu sammeln, Netzwerke aufzubauen, Strategien und Maßnahmen für die kommenden Jahre zu entwickeln. Herausgekommen sind Bildungsdaten im sogenannten Kommunalatlas, mehrere Vernetzungstreffen, Bildungskonferenzen sowie die Beteiligung an Jobmessen. Einen Bericht hat die Projektleiterin nun dem Kreisausschuss geliefert. Doch nach Ansicht der Kreisräte blieb die praktische Wirkung begrenzt.
Kritik der Bürgermeister
„Es wurden viele Ideen gesammelt, aber zu wenig umgesetzt“, kritisierte CSU-Kreisrat und Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle in der Sitzung: „Ich sehe viele Blütenblätter, aber keine Blumen.“ Auch SPD-Kreisrat und Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer bezeichnete das Projekt als „zu theoretisch“. Die Kritik: zu viel Analyse, zu wenig konkrete Unterstützung für die Menschen. Schelle sieht zudem „Doppelstrukturen“: „Wie soll ich das bei dieser Finanzlage meinen Bürgermeisterkollegen erklären, wo wir mit dem Projekte Anderl schon für frühkindliche Bildung unterwegs sind und es auch die Berufseinstiegsbegleitung für Jugendliche schon gibt?“.
Dabei ist die Ausgangslage ernst. Schon 2021 verzeichnete der Landkreis mit 3,1 Prozent die niedrigste Ausbildungsquote in Bayern. Im Jahr 2024 stieg der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss von 1,6 auf 2,5 Prozent, wie die Projektleiterin berichtete. Gleichzeitig fehlen sowohl Bewerber für Lehrstellen als auch geeignete Kandidaten für die vorhandenen Plätze.
Ich sehe viele Blütenblätter, aber keine Blumen.
Insgesamt kostete das Projekt in drei Jahren rund 567 000 Euro, wovon 227 000 Euro aus Fördermitteln des Bundes und der EU stammten und rund 340 000 Euro der Landkreis selbst aufbrachte. Eine Fortsetzung bis 2027 lehnten die Kreisräte jedoch einstimmig ab.
Landrat Christoph Göbel (CSU) kündigte an: „Wenn wir das Projekt Ende 2026 einstellen, werden wir ein Konzept zur Übernahme der Arbeit entwickeln und damit in die Gremien gehen.“ Es gehe darum zu prüfen, wie die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, IHK und Schulen fortgesetzt werden könnte.
SPD hatte gewarnt
SPD-Fraktionschef Florian Schardt und SPD-Kreisrat Alexander Greulich waren 2022 die einzigen, die gewarnt und die Beantragung von Fördermitteln abgelehnt hatten. Schardt kritisierte damals die zusätzlichen Ausgaben und mehr Bürokratie. Man sollte nicht Stellen schaffen, nur weil es gerade einen Fördertopf gebe. Er warnte: „Es ist traurig, wie leicht Gremien viel Geld ausgeben, wo sie nüchtern betrachtet, wenig Handlungsspielraum haben.“ Er forderte statt weiterer Analysen mehr direkte, praxisnahe Unterstützung für Jugendliche, etwa beim Berufseinstieg. Landrat Göbel verteidigte damals die Bildungsanalyse als Grundlage, um Bedarf zu erkennen, Akteure zu vernetzen und gezielte Maßnahmen für einen besseren Übergang von der Schule in den Beruf abzuleiten.
Nun endet das mit 40 Prozent stark geförderte Programm ohne Verlängerung. Abgebrochen wird die Arbeit jedoch nicht: Was von den erarbeiteten Strukturen bleibt, soll in den nächsten Monaten entschieden werden.