Große Fortschritte in der Onkologie - Überlebenschancen bei Krebs steigen enorm – auch dank Corona

(1) Der Impfstoff dringt in die Zelle ein.

(2) Er enthält den Bauplan für einen nicht-infektiösen Erreger. Dieser wird zu einer sogenannten Antigen-präsentierenden Zelle, kurz APZ, transportiert. Das sind Zellen, die dafür sorgen, dass unser Immunsystem im Krankheitsfall anspringt und einen Erreger bekämpft. Das funktioniert bei den meisten Erkrankungen automatisch, nicht aber bei Krebs.

(3-4) Mithilfe des Impfstoffs werden nun sogenannte Immunogene gebildet.

(5-7) Diese sind wiederum in der Lage, eine Reaktion des Immunsystems auszulösen.

Krebsimpfung verbessert Überlebenschancen erheblich

„Es gibt Tumorentitäten, da sehen wir nach wie vor sehr zögerlich Fortschritte“, lenkt Jäger ein. Etwa bei der Behandlung von Hirntumoren. „Aber auch in diesem Bereich haben wir jetzt erste frühe, ganz spannende Ergebnisse durch die Zelltherapie.“

Besonders positiv seien die Fortschritte bei der Behandlung von schwarzem Hautkrebs, selbst wenn sich bereits Metastasen gebildet, also die Krebszellen im Körper gestreut hatten. „Mittlerweile hat wahrscheinlich die Hälfte der Patienten trotz Metastasierung Langzeitüberlebenschancen. Das war vor zehn Jahren noch komplett anders, da hatten diese Patienten eine Prognose von unter einem Jahr.“

„Lebendige Therapie“ könnte Krebs langfristig bekämpfen

Eine Behandlung, die ausschließlich für einen einzigen Patienten hergestellt wird – hocheffektiv, aber aufwändig und teuer? Nicht unbedingt, sagt Dirk Jäger. Entfalle nach der einmaligen Impfung eine Langzeittherapie, könne das Verfahren am Ende zeitsparender und damit günstiger sein als bislang übliche Behandlungsmethoden.

Die Einmal-Spritze versetzt das Immunsystem im besten Fall dauerhaft in die Lage, die Krebszellen zu bekämpfen. „Wir verabreichen eine lebendige Therapie, die im Patienten weiterlebt und sich auch weiter teilt“, so Jäger.

Bis der Einsatz eines hoch individualisierten Medikaments im Klinikalltag ankommt, werden allerdings noch Jahre vergehen. Weitere Studien an Patienten sind erforderlich. Sie müssen unter anderem klären, welche Krebsarten sich auf diese Weise besonders gut bekämpfen lassen. Und in welchem Krankheitsstadium die Behandlung am besten funktioniert. So könnte die mRNA-Spritze das Immunsystem bei Patienten, deren Tumor operativ entfernt wurde und die nur noch vereinzelte Krebszellen im Körper haben, deutlich besser gegen die Tumorreste in Stellung bringen als bei Patienten mit vielen Metastasen.

Wie werden Krebsmedikamente in Zukunft hergestellt?

Außerdem stehen strategische und wirtschaftliche Überlegungen an: „Wir können ein solches Medikament dann nicht mehr einfach in der Apotheke bestellen, sondern müssen es für jeden Patienten einzeln herstellen“, sagt Jäger. Hierbei sei noch unklar, wie Kliniken in Zukunft mit pharmazeutischen Produktionsstätten oder akademischen Zentren zusammenarbeiten, um solche Substanzen zu entwickeln.

Dennoch ist sich Jäger sicher: Mediziner werden im Laufe der nächsten fünf Jahre immer mehr Krebspatienten mit einer individuellen Zelltherapie behandeln, eventuell auch in Kombination mit anderen Therapien. „Dafür werden wir mehr molekulare, immunologische Daten von jedem einzelnen Patienten in Erfahrung bringen müssen. Das heißt, wir müssen tiefere Diagnostik betreiben. Aber das wird unsere Therapien präziser und effektiver machen.“