15. Erdbeben binnen zehn Tagen ist das stärkste – Tirol von „sehr ungewöhnlicher“ Serie betroffen
In Österreich rätseln Seismologen über eine andauernde Erdbebenserie. In Tirol wird die Bevölkerung seit nunmehr zehn Tagen pausenlos aufgeschreckt.
St. Johann in Tirol – Denkt man an Österreich, verbindet man damit sicher nicht Erdstöße. Deutschlands Nachbar zeichnet sich eher als Skination aus. Mit ihren zahlreichen Skigebieten zieht die Alpenrepublik Jahr für Jahr Wintersportler an. Doch tatsächlich sorgt Österreich jetzt mit einer seltsamen Erdbebenserie für Schlagzeilen.
Im Bundesland Tirol, das an Bayern grenzt, sind in letzter Zeit vermehrt Erdbeben aufgetreten. Der Österreichische Erdbebendienst GeoSphere Austria registrierte in den vergangenen zehn Tagen 15 Erdstöße, allesamt in der Region St. Johann in Tirol. Die Serie begann am 13. Januar mit einem Beben der Stärke 3,0, in der Nacht auf den 23. Januar (4.50 Uhr) ereignete sich das bislang schwerste mit einer Magnitude von 4,0.
Bislang schwerstes Erdbeben seit zehn Tagen erschüttert Tirol – Erdstöße auch in Deutschland zu spüren
GeoSphere Austria zufolge lag das Epizentrum zwischen St. Ulrich am Pillersee und Waidring nahe dem Skigebiet Steinplatte. Das Epizentrum ist keine 25 Kilometer von Reit im Winkl (Landkreis Traunstein) entfernt. Das Ereignis ist auch in Bayern wahrgenommen worden. „War auch deutlich in Bad Reichenhall OT Karlstein zu spüren! War ein ordentlicher Ruck!“, schrieb ein Nutzer auf der Facebook-Seite „Erdbeben in Deutschland“. Bad Reichenhall liegt im Landkreis Berchtesgadener Land. Eine andere Nutzerin schilderte, sie sei „heute Nacht durch leichtes Vibrieren wach geworden“. Eigenen Angaben zufolge wohnt sie bei Marktredwitz in Oberfranken, was rund 275 Kilometer Luftlinie vom Epizentrum entfernt ist.

Bei GeoSphere Austria seien am Morgen (Stand: 6.14 Uhr) mehr als 700 Meldungen der Bevölkerung eingegangen, berichtete ORF Tirol. Dutzende Meldungen betrafen Haarrisse an Wänden, auch sei über vereinzelte Schäden am Putz von Gebäuden berichtet worden, sagte Seismologin Christiane Freudenthaler der Deutschen Presse-Agentur.
Seismologin: „Kann sein, dass weitere Beben nachkommen“
Die GeoSphere-Wissenschaftler bezeichneten die Erdbeben-Serie als „sehr ungewöhnlich“, da es sich um mehrere aufeinanderfolgende Erdstöße mit relativ hoher Magnitude handelte. „Theoretisch kann sich das Ganze im Laufe der Zeit wieder beruhigen. Es kann aber auch sein, dass in den nächsten Wochen noch weitere Beben nachkommen. Wir befinden uns (im Raum Waidring, d. Red.) im Bereich von Magnitude 3 bis 3,5. Das ist für den österreichischen Raum relativ hoch“, sagte Seismologin Sophie Authried ORF Tirol.

Die Beben im Raum Waidring seien ein Zeichen, dass sich dort „tektonische Spannungen aufgebaut“ haben, erklärte sie weiter. Die Verkeilungen der Kruste lösen sich nun. „Da es sich aber nicht um riesige aufeinander treffende Platten handelt, sind Magnituden, wie wir sie in Japan hatten, ausgeschlossen. Es kann aber trotzdem zu einer Magnitude von 3 oder 3,5 oder auch höher kommen. Und das macht sich an der Oberfläche spürbar.“ Am Neujahrstag war Japan von einem Erdbeben der Stärke 7,6 erschüttert worden. (mt)