„Verheerende Auswirkungen“: Gemeinde verbietet Smartphones in der Öffentlichkeit

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Immer mehr Menschen sind in der Öffentlichkeit abgelenkt von ihren Smartphones. (Symbolfoto) © IMAGO/William Perugini

Eine Gemeinde in Frankreich ließ darüber abstimmen, ob die Nutzung von Smartphones in der Öffentlichkeit verboten werden soll. Die Mehrheit stimmte dafür.

Seine-Port – Das Smartphone gehört mittlerweile für die meisten Menschen zum Alltag. Wir texten, telefonieren, sind stundenlang auf Social Media unterwegs, nutzen es zur Navigation und vieles mehr. Einige sprechen sogar von einer regelrechten Sucht.

Gemeinde in Frankreich stimmt für Handy-Verbot in der Öffentlichkeit

Eine Gemeinde in Frankreich hat dem jetzt den Kampf angesagt und ließ über ein Verbot der Verwendung von Smartphones in der Öffentlichkeit abstimmen lassen, wie Le Parisien berichtet.

Von den circa 2000 Einwohnern beteiligten sich 272 Wähler, was laut der Zeitung einer Wahlbeteiligung von etwas unter 20 Prozent entspricht (Nicht alle Anwohner sind wahlberechtigt). 146 stimmten mit „Ja“, 126 mit „Nein“. Damit gewannen die Befürworter der Bestimmung überraschend knapp mit 54 Prozent. Bürgermeister Vincent Paul-Petit hatte trotzdem mit einem größeren Abstand gerechnet. „Es ist so aufdringlich. Die Menschen haben das Gefühl, dass wir uns in ihr Leben einmischen. Ich möchte das nicht! Aber es gibt ein Problem für die öffentliche Gesundheit. Wir müssen ihnen helfen“, erklärte er.

Keine Smartphones in der Schule, Unternehmen und auf der Straße – Sanktionen bei Verstoß gibt es nicht

Es ist das erste Mal, dass es in Frankreich zu so einer Regelung kommt. Der Bürgermeister muss nach der Abstimmung nun die Bestimmungen erlassen, um Smartphones vor Schulen, in Unternehmen, beim Gehen auf der Straße und sogar bei Zusammenkünften von Bewohnern in einem öffentlichen oder gemeinschaftlichen Raum zu verbietet. Die Krux an der Bestimmung ist, dass es keine gesetzlich möglichen Sanktionen gibt, sollte sich jemand nicht an die neue Regelung halten. Wie viele tatsächlich der Bestimmung folgen werden, bleibt also offen.

Jugendliche nicht begeistert von Handy-Verbot – Befürworter halten dagegen

Die Regelung greift aber auch ins Private eine. Denn sie schlägt Eltern vor, alle Bildschirme morgens am Tisch, abends vor dem Schlafengehen und sogar im Schlafzimmer selbst zu verbieten. Das dürfte wohl zu einigen Streitereien mit Teenagern führen. Um der Jugend etwas im Gegenzug zu bieten, wird die Gemeinde einen Sportbereich und einen Filmclub für Kinder und Jugendliche schaffen. Begeistert sind davon nicht alle. So sagten die 18-jährigen Maxence und Lenka zu Le Parisien: „Keine Handys im öffentlichen Raum? Aber für junge Leute gibt es in Seine-Port nichts! Es ist besser, die Eltern zur Verantwortung zu ziehen, weil Kinder ihr Verhalten (am Smartphone) nachmachen.“ Für andere Befragte greife die neue Bestimmung in „die Privatsphäre“ ein.

Befürworter halten dagegen, so wie die Leiterin eines Kindergartens. Sie erklärt gegenüber der Zeitung: „Ich sehe die verheerenden Auswirkungen von Bildschirmen auf Dreijährige. Manche Menschen wissen nicht, wie man zum Pinkeln die Finger benutzt.“

In der irischen Stadt Greystones gibt es einen ähnlichen Versuch gegen Smartphones anzukämpfen, dort sind die erst ab 11 Jahren erlaubt. Möglicherweise folgen in Zukunft immer mehr Städte und Gemeinden diesen beiden Vorreitern, auch in Deutschland.

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