Drohung zum „Tag des Sieges“: Medwedew warnt – „Kiew könnte 10. Mai nicht erleben“
Russlands Ex-Präsident Medwedew droht der Ukraine mit Vernichtung, falls sie die Moskauer Siegesfeier angreift. Eskalation vor Putins Waffenruhe?
Moskau – Es soll eine große Siegesparade werden. Eingeladen sind viele internationale Staatsgäste – trotz internationaler Isolation. So stellt Russlands Präsident Wladimir Putin sich die Gedenkfeier zum 80. Jahrestag zum Sieg im Zweiten Weltkrieg vor. Doch über die Feierlichkeiten in Moskau legt sich zunehmend ein Schatten. Denn Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj riet von einer Reise in die russische Hauptstadt ab. Planen seine Geheimdienste dort Anschläge? Im Kreml reagiert man empfindlich.
Angst vor Anschlag in Moskau: Medwedew droht Ukraine mit Vernichtung
Der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, hat der Ukraine für den Fall eines Angriffs auf die Moskauer Feierlichkeiten zum Sieg im Zweiten Weltkrieg jedenfalls seinerseits mit schwerwiegenden Konsequenzen gedroht. „Niemand könne dann garantieren, dass die ukrainische Hauptstadt Kiew den 10. Mai erleben werde“, teilte der Ex-Präsident und ehemalige Ministerpräsident am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
Die scharfe Drohung folgt auf Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser hatte erklärt, sein Land könne die Sicherheit ausländischer Würdenträger bei den Feierlichkeiten in Moskau nicht garantieren. „Wir können nicht die Verantwortung tragen für das, was auf dem Gebiet der Russischen Föderation passiert“, sagte Selenskyj laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Attacken tief in Russland: Ukraine-Drohnen nehmen Ziele rund um Moskau ins Visier
Die Aussagen hatten international durchaus für Verwunderung gesorgt. Immerhin ist die ukrainische Armee mittlerweile in der Lage, mithilfe von Mittelstrecken-Drohnen Ziele tief in Russland anzugreifen. Immer wieder geraten Militärlager und Waffenfabriken ins Visier. Rätselhaft sind auch permanente Anschläge auf Top-Generäle in Moskau. Wiederholt beschuldigte der Kreml den ukrainischen Geheimdienst als Drahtzieher. Aus Kiew wurden die Vorwürfe immer nur halbherzig dementiert.
Vor diesem Hintergrund könnten Anschläge in der russischen Hauptstadt im Bereich des Machbaren liegen. Jedoch ist es reine Spekulation. Trotzdem bezeichnete Medwedew Selenskyjs Äußerung vorsorglich als „verbale Provokation“, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Auch andere russische Regierungsvertreter reagierten scharf. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bezeichnete Selenskyjs Äußerungen als „klassische Drohung eines Terroristen internationaler Größenordnung“.
Der ukrainische Präsident warnte seinerseits vor möglichen russischen Provokationen. Russland könne „selbst Brandanschläge, Sprengungen oder Ähnliches durchführen und dann die Ukraine beschuldigen“, sagte er laut dpa. Die Ukraine verhalte sich hingegen „sehr besonnen und achtungsvoll anderen Ländern gegenüber“.
80. Jahrestag zum Ende vom Zweiten Weltkrieg: Putin schlägt Waffenruhe in der Ukraine vor
Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine erreichen damit kurz vor dem symbolträchtigen Datum des 9. Mai einen neuen Höhepunkt. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montag eine dreitägige Waffenruhe vom 8. bis 10. Mai verkündet, um den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion und ihrer Verbündeten über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg zu begehen.
Die Ukraine hält das Angebot allerdings für ein Täuschungsmanöver. Selenskyj erklärte sich zwar grundsätzlich zu einer Waffenruhe bereit, forderte jedoch eine umfassende 30-tägige Feuerpause als Einstieg in eine mögliche weitergehende Lösung zur Beendigung des seit mehr als drei Jahren dauernden russischen Angriffskriegs. Putin hat wiederum diese Forderung ausgeschlossen.
„Tag des Sieges“ soll in Russland mit Militärparade begangen werden
Russland feiert jedes Jahr am 9. Mai den Sieg über Nazi-Deutschland mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz. In diesem Jahr, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, werden in Moskau zahlreiche ausländische Gäste erwartet, darunter der chinesische Staatschef Xi Jinping. Die Feierlichkeiten haben für Russland eine enorme symbolische Bedeutung, besonders in Zeiten des Ukraine-Krieges, den die russische Führung immer wieder mit dem Kampf gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg vergleicht.
Auch in anderen Hauptstädten wie Paris, London oder Berlin werden Feierlichkeiten stattfinden – dort jedoch ohne Russland. Wegen der Rolle im Ukraine-Krieg wurde im Westen auf die Einladung russischer Vertreter verzichtet. (jek/mit Material der dpa)