Weckruf an Autoindustrie: Deutsche Autozulieferer verlieren gegenüber China an Boden
Technologische Sprünge, neue Wettbewerber und politische Einflussnahmen machen Automobilzulieferern weltweit das Leben schwer. Vor allem deutsche Unternehmen müssen umsteuern.
Düsseldorf - Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. VW muss Milliarden einsparen, erstmals droht die Schließung eines Werks. Mercedes drosselt angesichts sinkender Verkaufszahlen seiner Luxusmodelle die Produktion an einem wichtigen Standort. Aber auch Unternehmen der Zulieferindustrie streichen Tausende Stellen oder gehen in die Insolvenz.
PwC-Studie über Automobilzulieferer: Deutsche Unternehmen verlieren Marktanteile
Ein Weckruf ist eine aktuelle „Automobilzulieferer-Studie“ von PwC Strategy&, für die 84 internationalen Top-100-Zulieferer mit einem Automotive-Umsatzanteil von über 50 Prozent analysiert wurden. Danach erreichten die deutschen Zulieferer im vergangenen Jahr einen Weltmarktanteil von 25 Prozent. Dies bedeutet allerdings einen weiteren Verlust von 1,4 Prozentpunkten gegenüber 2020. Im gleichen Zeitraum konnten chinesische Zulieferer ihren Weltmarktanteil um 4,2 Prozentpunkte auf knapp zehn Prozent nahezu verdoppeln.

Die Studie hat die Ursachen für diese Entwicklung herausgearbeitet. Für die angespannte Lage der deutschen Automobilzuliefererindustrie macht Strategy& vor allem verspätete und bislang zu zaghafte Anpassungen an die Elektromobilität verantwortlich. Dadurch verlieren die deutschen Zulieferer bei wichtigen Innovationen an Boden. „Sie erhöhen zwar ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung, können sich damit aber nicht mehr vom Wettbewerb absetzen und entscheidende Innovationen kommen aus Asien“, heißt es in der Studie.
PwC-Studie über Automobilzulieferer: Deutsche Unternehmen scheuen das Risiko
Gleichzeitig würden chinesische Wettbewerber mehr investieren, während die „deutschen Zulieferer häufig das unternehmerische Risiko scheuen“. Daher würden die Unternehmen aus China beim Umsatzwachstum davonziehen, allerdings auf Kosten der Kapitaleffizienz. Die deutschen Zulieferer müssten aus dem Evolutionsmodus der Verbrennerwelt in einen Innovationsmodus wechseln, um auch bei Elektroautos führend zu sein.
Eine weitere Herausforderung für die Automobilzulieferer ist der dynamische Strukturwandel. Technologiesprünge, neue Wettbewerber und politische Entscheidungen bestimmen das Tempo der Transformation. Zulieferer, die in dieser Situation erfolgreich bleiben wollen, müssten sich strategisch neu aufstellen. Sie müssten flexibler auf volatile Volumenentwicklungen reagieren, Innovationen fokussierter und kundenzentrierter vorantreiben und diese auch mit unternehmerischem Risiko skalieren.
PwC-Studie über Automobilzulieferer: Neue Partnerschaften mit Herstellern wären eine Lösung
Ein weiterer Nachteil für die deutschen Zulieferer ist die schwierige Finanzierung, die überwiegend über den Kapitalmarkt erfolgt. Vor allem kleinere Hersteller hätten Probleme bei anstehenden Refinanzierungen. Lösungen seien strategisch priorisierte Investitionen und neue Partnerschaften, vor allem mit den Automobilherstellern, die zuletzt ihre EBIT-Margen steigern konnten.
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„Der Schlüssel liegt auch in der neuen Automobilwelt weiterhin in den alten Stärken Ingenieurskunst, Innovation und Geschwindigkeit“, sagt Studienautor Henning Rennert. Erfolg in der Elektromobilität erfordere für die Zulieferer allerdings die Bereitschaft, ihre bisherige Wertschöpfung neu zu tarieren und sich an wandelnde Kundenbedürfnisse anzupassen. „Dazu braucht es unternehmerisches Denken, Mut und Risikoaffinität.“