Russlands Rekrutierung: Hunderte Bürger aus Sri Lanka in Ukraine-Krieg gelockt

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Russland rekrutiert Soldaten mit falschen Versprechungen. Sri Lanka will seine Bürger zurückholen. Neue Gespräche sollen die Situation klären.

Colombo – Die Rekrutierung von Soldaten durch Russland unter falschen Vorwänden ist kein neues Phänomen. Es scheint eine umfassende Strategie dahinterzustecken, die möglicherweise mit den hohen Kriegsverlusten zusammenhängt. Nach Indien und Kuba hat nun ein weiteres Land angekündigt, hunderte seiner Bürger aus dem Ukraine-Krieg zurückbringen zu wollen. Die Polizei in Sri Lanka berichtet, dass mindestens 800 Männer mit falschen Versprechungen an die Front gelockt wurden, um auf der russischen Seite zu kämpfen.

Laut BBC sind seit Kriegsbeginn mindestens 16 ehemalige sri-lankische Soldaten getötet worden. Die meisten Opfer wurden laut Polizei mit relativ sicheren Hilfsjobs und einem Monatsgehalt von 1 bis 1,5 Millionen Rupien (etwa 3000 bis 4600 Euro) oder mehr gelockt. Tatsächlich wurden die Männer jedoch zum Kampf an die Front geschickt und das versprochene Geld, ein Vielfaches des in Sri Lanka üblichen Einkommens, haben sie nicht erhalten.

Soldaten des sri-lankischen Militärs marschieren bei einer Militärparade.
Es handelt sich bei den Betroffenen vor allem um ehemalige Soldaten des sri-lankischen Militärs. (Symbolfoto) © picture alliance/dpa/AP | Eranga Jayawardena

Sri Lanka weiß um Russlands Rekrutierungsstrategie im Ukraine-Krieg: Schon länger bekannt

Bereits Mitte Mai sprach der Minister für öffentliche Sicherheit, Tiran Alles, von „Beschwerden von etwa 280“ Verwandten, wie die saudi-arabische Nachrichtenseite Al Arabiya berichtete. Trotz bekannter Beschwerden stiegen die Rekrutierungsmaßnahmen seitdem deutlich an. Auf der Webseite des Verteidigungsministeriums wurden Verwandte aufgefordert, „Informationen über pensionierte sri-lankische Militärangehörige bereitzustellen, die sich dem russisch-ukrainischen Krieg angeschlossen haben“.

Die Polizei berichtet, dass ein Großteil der von Russland rekrutierten Personen weiterhin pensionierte Soldaten sind. Bislang wurden 20 Personen festgenommen, die an der Organisation der Rekrutierung beteiligt gewesen sein sollen. Die rekrutierten Männer wissen entweder nicht, wo sie sich genau befinden, oder ihre Kommandanten lassen sie nicht gehen.

Sri Lanka nutzt BRICS-Treffen zur Absprache mit Russland – weiteres Treffen folgt

Bei einem Treffen der BRICS-Staaten in Moskau am 10. Juni soll der sri-lankische Außenminister Ali Sabry die Vereinbarung getroffen haben, „dass keine weiteren Anwerbungen aus Sri Lanka vorgenommen werden“, so das Ministerium laut Al Arabiya. Genauere Regelungen stehen noch aus.

Für den 26. Juni ist laut Medienberichten ein weiteres Treffen in Moskau geplant. Der stellvertretende Außenminister von Sri Lanka, Tharaka Balasuriya, und ein Vertreter des Verteidigungsministers Andrej Beloussow wollen „diese Fragen eingehend zu prüfen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu verbessern“. Es wurde die Hoffnung geäußert, dass Russland bei der Rückführung der Männer helfen wird. (lismah/dpa)

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