Wichtiger Ausweis wird digital – Online-Version schon ab März verfügbar

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Physische Ausweise können verloren gehen – digitale sind online gespeichert. Ein Bundesministerium legt den Plan für ein neues Register vor.

München – Mit langer Verspätung wird er nun endlich Realität: der digitale Organspendeausweis. Führerschein und Personalausweis müssen darauf noch warten. Das seit langem geplante Internet-Register zu Organspenden in Deutschland soll schrittweise in Betrieb gehen. Im ersten Schritt soll es vom 18. März an möglich sein, eine Erklärung zur eigenen Spendebereitschaft mit einem Ausweis mit Online-Funktion (eID) zu hinterlegen, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte.

Zum 1. Juli ist dann der nächste Schritt geplant. Dann sollen Kliniken, die Organe entnehmen, im Register hinterlegte Erklärungen suchen und abrufen können. Zudem soll es dann bis spätestens 30. September möglich sein, dass Versicherte Erklärungen auch direkt über Krankenkassen-Apps abgeben.

Karl Lauterbach: Organspende-Register sorgt für Klarheit und Sicherheit

Laut Minister Karl Lauterbach (SPD) stellt die neue Funktion eine Erleichterung für Ärztinnen und Ärtze dar, „die Spendebereitschaft eines potenziellen Organspenders schnell und verlässlich zu klären.“ Mit dem Register stehe erstmals die Möglichkeit zur Verfügung, online Erklärungen zu dokumentieren. Auch entlaste es Angehörige im Ernstfall von einer schweren Entscheidung. „Denn eine im Organspende-Register dokumentierte Entscheidung sorgt für Klarheit und Sicherheit.“ Er rief die Bürgerinnen und Bürger auf, ihre Entscheidung zur Organspende zu dokumentieren.

Organspendeausweis
Ein Organspendeausweis. Im Laufe des Jahres soll ein Organspende-Register online gehen, in dem man seine Entscheidung hinterlegen kann. © Hannes P. Albert/dpa

2020 hatte der Bundestag die Organspendereform beschlossen. Das zentrale Register ist ein Kernelement davon. Eigentlich sollte es zum 1. März 2022 starten, Verzögerungen gab es unter anderem wegen der Corona-Krise. Generell sollen alle Bürger mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema angesprochen werden. Wer ab 16 Jahren einen Pass oder Personalausweis beantragt, soll auf dem Amt Informationsmaterial bekommen. Dort soll sich dann mit Ja oder Nein ins Register eintragen können – aber etwa auch online von zu Hause.

Organspende-Portal ab März verfügbar

Das Portal www.organspende-register.de wird beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eingerichtet. Präsident Karl Broich sagte, gespeicherte Erklärungen und personenbezogene Daten seien vor Manipulationen oder unberechtigtem Zugriff geschützt. Die Server hierzu lägen in Deutschland. Sichere Verfahren zur Authentifizierung gewährleisteten, dass nur die erklärende Person selbst und berechtigtes Personal im Krankenhaus auf die Erklärung zugreifen könnten. Das Institut will die Zahl der im Register erfassten Erklärungen jährlich veröffentlichen.

Das Ministerium stellte klar, dass der Eintrag ins Register freiwillig und kostenlos ist, und jederzeit geändert werden kann. Während Organspendeausweise verloren gehen oder nicht auffindbar sein können, sei das Online-Register zudem jederzeit verfügbar. Bis 1. Juli sollen in Krankenhäusern die technisch-organisatorischen Voraussetzungen für die Nutzung des Registers geschaffen werden. Bis Januar 2025 sollte während des Übergangszeitraums zur Sicherheit aber weiterhin der Ausweis mitgeführt werden, oder der Wunsch in eine Patientenverfügung eingetragen werden.

Die Deutschen spenden weniger Organe als andere europäische Länder

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist vergangenes Jahr gestiegen. Nach einem starken Rückgang im Jahr 2022 sei 2023 ein leichter Erholungskurs zu verzeichnen gewesen, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mit. Im vergangenen Jahr hätten 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet, 96 mehr als im Jahr zuvor. Dies entspreche 11,4 Spendern pro Million Einwohner, 2022 seien es 10,3 Spender pro Million Einwohner gewesen.

Nach wie vor bestehe ein erheblicher Mangel an Spenderorganen, sodass nicht allen Menschen, die auf ein Organ warteten, geholfen werden könne, obwohl die medizinischen Möglichkeiten bestünden. Deutschland sei im internationalen Vergleich Schlusslicht und profitiere im Eurotransplant-Verbund von anderen Mitgliedsländern, indem es mehr Organe erhalte, als es abgebe. Positivbeispiele gibt es dennoch: Stefan Müller etwa war erst zwei Jahre alt, als er eine fremde Niere transplantiert bekam. (cgsc mit dpa und afp)

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