Putins Armee schmeißt alles in die Waagschale – Russlands Munitionsstände „praktisch halbiert“
Seit einiger Zeit greift die Ukraine immer wieder Produktionsanlagen über die Grenzen hinweg in Russland an. Nun sollen sich die Offensiven auszahlen.
Kiew/Moskau – Langfristige Angriffe auf russische Produktionsstätten sollen Moskau im Ukraine-Krieg zu einer massiven Reduzierung des Munitionsverbrauchs gezwungen haben. Wie ukrainische Medien am Sonntag (19. Januar) berichteten, sagte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyi in einem Interview mit dem Nachrichtensender TSN: „Seit einigen Monaten haben sich die Ausgaben für Artilleriemunition in der russischen Armee praktisch halbiert. Waren es früher bis zu 40.000 Schuss pro Tag, so sind es jetzt deutlich weniger.“
„Wir haben alles verwirklicht, was wir geplant hatten“, so Syrskyi. Nach Angaben des Oberbefehlhabers konzentrieren sich die ukrainischen Angriffe auf Russland vor allem auf „Industrieunternehmen, die Munition, Raketenteile oder Produkte mit doppeltem Verwendungszweck herstellen“. So sollen unter anderem auch Ölraffinerien regelmäßig als militärische Ziele dienen. Die Angaben aus der Ukraine können nicht unabhängig bestätigt werden.
Russlands Munitionsstände „praktisch halbiert“ - doch Allianzen im Ausland sollen bei Aufrüstung helfen
Inwiefern die Zerstörungen russischer Militärlager tatsächlich Früchte trägt, bleibt im Hinblick auf Russlands Allianzen im Ausland fragwürdig. Erst am Samstag (18. Januar) warnte Generalmajor Christian Freuding, dass Russland seine Truppen gar über den Bedarf in der Ukraine hinaus weiter aufrüstet. „Wir beobachten, dass die russischen Streitkräfte ihre enormen personellen und materiellen Verluste aus eigener Kraft und mit Unterstützung ihrer Partner nicht nur kompensieren können, sondern dass sie erfolgreich aufrüsten“, sagte er der Welt am Sonntag.

Die russische Armee habe Monat für Monat mehr Panzer, mehr Munition, mehr Raketen und mehr Drohnen. „Die Produktion wächst, die Vorräte in den Depots wachsen“, betonte Freuding. Ein Angriff Moskaus auf die Nato-Mitgliedsstaaten sei zwar in den kommenden Jahren keinesfalls gesetzt, „aber Moskau schafft eindeutig die Voraussetzungen dafür“.
Auch ukrainische Rüstungsindustrie steigert Produktion offenbar massiv
Auch die Ukraine hat es nach eigenen Angaben geschafft, trotz ständiger russischer Drohnen- und Raketenangriffe im vergangenen Jahr Fortschritte in der Waffenproduktion zu machen. „Insbesondere wurden etwa 2,5 Millionen Mörser- und Artilleriegeschosse und die gleiche Menge an Munition für Drohnen hergestellt“, erklärte der für Rüstung zuständige Minister, Herman Smetanin im Januar. Bestehende Produkte seien verbessert worden und neue hinzugekommen. Im Vergleich zu 2023 habe sich die Rüstungsproduktion insgesamt versechsfacht, behauptete Smetanin – nannte aber keine konkreten Zahlen, um dies zu belegen.
Wie The Kyiv Independent unter Berufung auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj berichtet, produziere die Ukraine inzwischen etwa 33–34 Prozent seines jährlichen Waffenbedarfs. Vor der Invasion seien es weniger als 10 Prozent gewesen. Europa und die USA liefern mehr als 60 Prozent der ukrainischen Waffen, wobei auf jeden von ihnen etwa 30 Prozent entfallen. (nz/dpa)