„Bitte keinen Hubschrauber“: Turnschuh-Wanderer geraten in Not – und fordern Spezial-Rettung

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Schlechte Tourenplanung brachte zwei junge Urlauber in Tirol im Rofan an ihre Grenzen. Doch die beiden wollten nur zu Fuß wieder ins Tal.

Kramsach – In den Bergen herrschen aktuell noch recht winterliche Bedingungen. Schneefelder können extrem tückisch sein. Entweder der Altschnee ist hart gefroren oder sulzig. Beides bietet ohne Steigeisen kaum Halt. Zwei junge Finnen mussten das bei ihrem Österreich-Urlaub selbst erfahren. Die beiden waren mit Turnschuhen im Rofan in teils schneebedeckten Steilhang in Richtung Gipfel der „Clesida“ (2080 Meter) unterwegs. Dann setzte das Duo einen Notruf ab. Eine Rettung mit dem Hubschrauber lehnten die beiden ab – zu teuer.

„Wollten keine Helirettung“ – Urlauber in Österreich hängen im Schneefeld auf 2000 Metern Höhe fest

Aufgrund der mangelnden Ausrüstung trauten sich der 28-jährige Finne und seine Begleiterin (25) nicht mehr zu, teilt die österreichische Polizei mit. Die beiden hätten die Bergtour mit Turnschuhen unternommen. Allerdings kein Einzelfall. Im Salzkammergut blieben zwei Familien mit vier Kindern am Schafberg im Schnee stecken.

Keine Rettung per Hubschrauber – Urlauber lehnen Hilfe aus der Luft ab – und bevorzugen „terrestrische Bergung“. © Bergrettung Kramsach/Umgebung

Rettungsaktion ohne Hubschrauber – Bergretter können Wanderer per GPS orten

Die beiden Einsatzleiter entschiedenen sich nach telefonischer Rücksprache mit den finnischen Wanderern und in Absprache der Alpinpolizei, die Rettung „terrestrisch – ohne Unterstützung eines Hubschraubers – durchzuführen“, teilt die Bergrettung Kramsach/Umgebung mit. Die Wanderer konnten mittels GPS-Daten ihren genauen Standort übermitteln.

Über die Leitstelle in Tirol hatte Einsatzleiter Gerold Stock von der Bergrettung Kramsach/Umgebung telefonischen Kontakt, heißt es in der österreichischen Zeitung krone.at.

„Ich hatte ihnen schon im Vorfeld eine Helibergung vorgeschlagen. Weil sie aber keine Versicherung hatten, wollten sie das nicht“, so Stock. Laut dem Bericht der Bergrettung war jedoch die notwendige Voraussetzung für eine billigere Variante gegeben: „Die beiden waren unverletzt, bei guter allgemeiner Verfassung und nicht absturzgefährdet.“

Vier Bergretter aus Kramsach fuhren mit der Rofanseilbahn zur Erfurter Hütte und stiegen zu den Wanderern auf. Bevor der Abstieg am gesicherten Seil begann, stattete die Bergmannschaft die beiden mit Klettergurten und Seilen aus. Kurz nach 17 Uhr erreichte die Truppe die Seilbahn-Bergstation und konnte noch gemeinsam mit der letzten Gondel in Tal abfahren.

Kein „Drama“ oder „Katastrophe“ betont die Bergrettung

Es habe zu keinem Zeitpunkt bei dem Einsatz ein „Drama“ oder eine „Katastrophe“ gegeben, betont die Bergrettung in ihrer Pressemitteilung: „Wir Bergretter sind für die Bergung von Personen aus alpinen Notlagen ausgebildet und konnten diesen Einsatz bei stabiler Wetterlage und in angemessener Zeit abarbeiten. Zwei glückliche, unverletzte Mitmenschen und ein kräftiges ‚Thank you‘ sind für uns die beste Belohnung und Motivation für die Zukunft!“ Fehleinschätzung können passieren. Und auch trotz Ausrüstung und Tourenplanung können Bergsportler in Notgeraten.

Mit warmen Worten ist es allerdings nicht ganz getan. Die beiden Finnen müssen für den Einsatz der Bergrettung in Österreich zahlen. Die Kosten sind jedoch im Vergleich zu einem Einsatz mit einem Hubschrauber überschaubar.

Rettung mit Hubschrauber zu teuer: Kurzer Flug kostet mehrere tausend Euro

In Österreich kostet ein Hubschraubereinsatz von 40 Flugminuten durchschnittlich etwa 5000 Euro, rechnet der Österreichische Alpenverein schon 2024 vor. Der Alpenverein empfiehlt deswegen allen Bergsportlern eine Bergungskostenversicherung für ihre Freizeitaktivitäten am Berg abzuschließen. Denn nicht jeder Einsatz der Bergwacht fällt unter die Kategorie eines Notfalls, wie nach einem Herzinfarkt oder einer Verletzung durch einen Sturz. Und selbst wenn, decken Krankenkassen teils nicht die kompletten Kosten ab.

Kopfschütteln löste dagegen das Verhalten eines Deutschen nach einem Lawinenunglück aus. Der Skifahrer lehnte eine Rettung ab und löste dann selber noch eine zweite aus. (ml)

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