Mazda 6e: Erste Sitzprobe im 45.000 Euro teuren Luxus-Stromer
Mit dem 6e bringt Mazda eine elektrische Luxus-Limousine bis zu 552 Kilometern Reichweite und einem vergleichsweise günstigen Preis ab 45.000 Euro.
Innen Chinese – außen extravaganter Japaner: Schon seit 20 Jahren pflegt Mazda eine enge Kooperation mit der Chongqing Changan Automobile Company. Seit 2012 stellt ein 50:50-Joint-Venture Modelle wie den CX-5 oder den CX-30 her. Und jetzt haben die beiden Partner sogar ein gemeinsames Auto entwickelt. Den Mazda EZ-6, wie er im Reich der Mitte heißt, oder den Mazda 6e, wie er in Europa verkauft wird. Nichts für ungut, aber Gottseidank hat dieser Stromer nicht den typischen Chinesen-Look. Auch wenn die dortigen Hersteller einen deutschen Designer nach dem anderen verpflichten – irgendwie sieht doch jedes Auto gleich aus. Von Ora über Nio bis BYD – oh Wey! Nein, da haben die Japaner ihren eigenen Kopf durchgesetzt. Die Mittelklasse-Limousine ist von der Optik her ein echter Mazda, vielleicht einen Tick extravaganter. Die Front mit der großen nachts beleuchteten Spange unterhalb des Kühlers lässt das Auto auf der Straße schweben, während das kurze Heck mit dem ausfahrbaren Flügel einen knackigen Kontrapunkt setzt. Ob uns der Lichteffekt in den Fahrzeugseiten an „die Gischt eines über das Wasser schießenden Schnellbootes“ erinnert, wie uns das Mazda-Design weismachen will? Nun ja!

Head-up-Display mit 50 Zoll serienmäßig im Mazda 6e
Aufgeräumt, ruhig und klar präsentiert sich das Interieur. Der Mazda 6e wird ab Sommer in den Ausstattungslinien „Takumi“ und „Takumi Plus“ erhältlich sein. Immer dabei ist das große Panoramadach. Allerdings kann man es nur bei der hochwertigen Variante elektrisch verdunkeln. Zur Wahl stehen beiges oder schwarzes Kunstleder. Echtes Nappaleder in Hellbraun bekommt der Kunde erst bei Takumi Plus. Aber sonst zeigt sich Mazda großzügig, wie wir bei der ersten Sitzprobe im Studio feststellen können. Japanischer Wohlfühlfaktor mit bequemem Gestühl und einer stattlichen Bildschirmlandschaft, die schon in der Serie erhältlich ist. 10,25 Zoll misst der digitale Tacho, stattliche 14,6 Zoll das individualisierbare und mit Gestensteuerung ausgestattete Infotainment-Display. Mit einem Hand-Wischer in der Luft soll man sogar Selfies schießen können von den Insassen. Noch größer ist das konfigurierbare Head-up-Display. Es misst 50 Zoll und wird von Augmented-Reality-Features zum Beispiel bei der Navigation unterstützt. Nettes Detail: Um es auch in Ländern mit viel Schnee und Schneefall lesbar zu machen, schaltet der virtuelle Bildschirm von Weiß auf Blau um.
Von Leaving bis Car Wash Mode – so smart ist der Mazda 6e
Es sind diese vielen praktischen Kleinigkeiten, für die eigentlich die tschechischen Autobauer von Skoda berühmt sind. Aber auch der Mazda 6e hat ein paar spannende Features, die nicht unbedingt üblich sind. Wer beispielsweise hinten Platz nimmt, kann auf einem eigenen Touchscreen nicht nur das Klima regeln oder das Sonnenrollo herunterlassen, er kann sogar die Position des Beifahrersitzes verstellen. Natürlich nur im Stand. Auch erkennt der Mazda, wenn sich der Besitzer mit dem Schlüssel nähert. Dass sich die Türen entriegeln, die Seitenspiegel ausklappen, das ist ja fast schon ein alter Hut. Aber dass die Sitze automatisch zehn Zentimeter nach hinten fahren, um das Einsteigen zu erleichtern und dann wieder die abgespeicherte Position einnehmen, das findet man eher nur in der Luxusklasse. Und dann gibt es noch sechs smarte, vorkonfigurierte Fahrzeugeinstellungen, die diverse Funktionen automatisch anpassen. Den „Leaving Mode“ sollte man einschalten, wenn man das Fahrzeug nur kurz verlässt. Dann hält das Auto die Temperatur konstant, das Audio-Entertainment bleibt in Betrieb. Der „Car Wash Mode“ schließt alle Fenster, klappt die Spiegel ein und fährt den Spoiler herunter, damit es zu keinen Schäden in der Waschstraße kommt.

Das kostet der Mazda 6e - und das verlangt die Konkurrenz
Nun aber zur Hardware der luxuriösen coupéhaften Elektro-Limousine, die gegen BMW i4, Polestar 2 oder Tesla Model 3 antreten will. Und damit gleich zum wichtigsten, zum Diridari, wie man in Bayern sagt, also zum Geldbeutel. Mit 45.000 Euro für das bereits bestens ausgestattet Basismodell setzt Mazda ein kleines Ausrufezeichen. 12.000 Euro günstiger als der BMW, 4.000 Euro billiger als der Polestar – aber rund 5.000 Euro teurer als der Elektro-Ami. Da quetscht sich Mazda dazwischen und bietet für diesen Preis relativ viel Auto. 4,92 Meter lang, 1,89 Meter breit und 1,49 Meter hoch, dazu ein Radstand von 2,90 Metern – die Platzverhältnisse sind auch von den Werten her üppig. Der Kofferraum hinter dem Schrägheck hat Platz für 330 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen sind es 700. Aber auch der Frunk vorne ist vom Raumangebot nicht zu verachten. 70 Liter packt er weg und damit mehr als ein Ladekabel. Wenn man sich die Fahrzeugdimensionen so ansieht, dann wäre auch ein Kombi vorstellbar. Damit würde man dem neuen A6 e-tron Avant Konkurrenz machen. Dazu gibt es aber noch keine konkreten Pläne.
Meine News

Stahlfederung und Hinterradantrieb - damit ist Fahrspaß garantiert
Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie im Newsletter unseres Partners 24auto.de.
Was ist technisch dran am Chinesen mit dem japanischen Kleid? Zunächst wird es den Mazda 6e nur als Elektroauto geben. Vielleicht folgt später noch ein Voll-Hybrid, allerdings nicht so ein System wie im Mazda 2 Hybrid, sondern mit dem neuen 2,5-Liter-Benziner, der bereits im Mazda 3 oder CX-30 werkelt. Ein PHEV wie in China ist zunächst nicht geplant. Auch bei Allrad heißt es: Fehlanzeige. Die beiden Varianten, Mazda 6e 258 und Mazda 6e Long Range, werden jeweils an der Hinterachse angetrieben, wahlweise mit 190 kW / 258 PS oder 245 PS und 320 Nm Drehmoment. Den stärkeren Motor kombiniert Mazda mit einer 68,8 kWh großen Batterie, die eine Reichweite von 479 Kilometern möglich machen soll. Bei einem Verbrauch um die 16,5 kWh auf 100 Kilometer. Das Long-Range-Modell verfügt über einen 80 kWh-Akku mit einer Reichweite von 552 Kilometern und einem ähnlichen Verbrauch. Ob der realistisch ist, das wird sich im Praxistest zeigen. Bei einem für ein Elektroauto gutem Fahrzeuggewicht von knapp zwei Tonnen scheint das möglich. Der Spurt von 0 auf Tempo 100 soll in 7,6 oder 7,8 Sekunden erledigt sein. Beim Fahrwerk setzen die Japaner auf Stahl. Dass sie das können, das beweisen sie ja schon seit Jahren im Kult-Cabriolet MX-5. Abgestimmt wurde die Limousine natürlich extra auf den europäischen Geschmack.
Kleine Schwächen weist der Stromer beim Laden auf. Nur 11 kW bei Wechselstrom – das ist nicht unbedingt zeitgemäß. Wer das Modell mit der größeren Reichweite kaufen will, muss beim Nachladen ebenfalls Geduld mitbringen. Maximal 95 kW an DC-Säulen bedeuten 45 Minuten Wartezeit, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent zu bringen. Beim kleineren Akku geht das mit 200 kW in 22 Minuten. So richtig logisch ist das nicht, dass ausgerechnet das langstreckentauglichere Fahrzeug doppelt so lang am Schnellader hängt. Rudolf Bögel