Sepp Maier verabschiedet Franz Beckenbauer in emotionalem Brief

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Die Freundschaft von Sepp Maier und Franz Beckenbauer ist legendär. Mit einem emotionalen Brief nimmt Maier Abschied. Seine Worte berühren tief.

München – Sepp Maier im Tor, Franz Beckenbauer als Libero: Eine unschlagbare Kombination, die den deutschen Fußball prägte – nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft. Zusammen gingen Maier und Beckenbauer durch dick und dünn, sportlich wie freundschaftlich. Das wird vor allem in dem sehr emotionalen Abschiedsbrief deutlich, den die Torwart-Legende zum Tod von Beckenbauer verfasste. Der „Kaiser“ war am vergangenen Sonntag (7. Januar) im Alter von 78 Jahren gestorben.

Maier erinnert sich in Abschiedsbrief an Beckenbauer: „Du bist nie abgehoben“

„Ich werde Dich niemals vergessen - als Teamkollege, Sportsmann und vor allem als Mensch. Du warst ein Popstar des deutschen Fußballs. An Deiner Eleganz auf dem Platz kann sich jeder Fußballer eine Scheibe abschneiden. Du bist nie abgehoben, sondern bist immer ein Mann des Volkes geblieben“, heißt es in dem Brief von Maier, der bei Sport1 veröffentlicht wurde.

„Ich werde auch Deinen Humor vermissen. Gerne erinnere ich mich an die Frotzeleien mit Günter Netzer, als Du trotz Deiner gesundheitlichen Probleme vor einigen Jahren einmal sagtest: ‚Ich musste in den Länderspielen immer für Günter Netzer mitlaufen. Für ihn habe ich gern meine Hüfte geopfert.‘“ Beckenbauers Sinn für Humor kam auch immer wieder durch seine flapsigen Sprüche zum Vorschein.

Beckenbauer spielte WM-Halbfinale 1970 mit Arm in der Schlinge

Maier und Beckenbauer durchwanderten neben ihren sportlichen Erfolgen auch Täler, die eine lange Karriere im Fußball nun mal so mit sich bringt. 1970 scheiterte die deutsche Nationalmannschaft im WM-Halbfinale in Mexiko denkbar knapp mit 3:4 an Italien. Der italienischen Fußball-Legende Gianni Rivera ist vor allem eine Szene von Beckenbauer in Erinnerung geblieben. „Ich erinnere mich an sein Gesicht, denn er war noch wütender als der Torwart Sepp Maier. Aber dann hat er sich am Ende des Spiels von uns verabschiedet. Er war ein großartiger Gentleman, auch abseits des Spielfelds“. Rivera entschied die Partie schlussendlich mit seinem Treffer zum 4:3 für Italien.

Das WM-Halbfinale zwischen Italien und Deutschland gilt auch heute noch als eines der spannendsten WM-Spiele aller Zeiten. Beckenbauer ging damals voran und spielte aufgrund einer Schulterverletzung große Teile des Spiels mit dem Arm in einer Schlinge.

Franz Beckenbauer und Sepp Maier gewannen zusammen den WM-Titel 1974.
Franz Beckenbauer und Sepp Maier gewannen zusammen den WM-Titel 1974. © IMAGO/Baumann

Maier und Beckenbauer gewannen zusammen den WM-Titel 1974 im eigenen Land

Neben ihren gemeinsamen Erfolgen beim deutschen Rekordmeister waren der Gewinn der Europameisterschaft 1972 und der WM-Titel 1974 im eigenen Land mit Sicherheit die Highlights ihrer Karrieren.

Tod von Sohn Stephan hat Beckenbauer „das Herz gebrochen“

Doch Maier erinnerte sich in dem Abschiedsbrief an Beckenbauer auch an Rückschläge abseits des Spielfelds. „Einer der schwärzesten Momente Deines Lebens war der Tod Deines Sohnes Stephan, der Dir das Herz gebrochen hat. Das spürte jeder, der Dich näher kannte. Die Leichtigkeit war nicht mehr da. Du hattest Dich aus der Öffentlichkeit immer mehr zurückgezogen“, schrieb Maier über den Tod von Beckenbauers Sohn im Jahr 2015.

„Sicher sind Dir in den vergangenen Jahren auch die Zweifel im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2006 in Deutschland sehr nahe gegangen. Das tat mir in der Seele weh“, sprach Maier zudem Beckenbauers umstrittene Rolle als Sportfunktionär an, betonte aber zugleich, dass Beckenbauer „Deutschland 2006 das Sommermärchen geschenkt und damit eine ganze Fußballnation glücklich gemacht und geeint“ habe.

Maier findet rührende Worte in seinem Abschiedsbrief an Beckenbauer

Die letzten Sätze in Maiers Abschiedsbrief lesen sich emotional: „Mein lieber Franz, Du wirst mir fehlen, vor allem die vielen Gespräche mit Dir. Auch die gemeinsame Zeit auf dem Rasen werde ich niemals vergessen. Du warst für uns immer eine Lichtgestalt, die leuchtet ab jetzt von oben. Du wirst dem deutschen Fußball und mir wirklich sehr fehlen. Mach‘s gut, mein Freund.“ Doch nicht nur Maier verabschiedete sich vom Kaiser mit emotionalen Worten – auch seine Ex-Frau trauerte mit einer bewegenden Nachricht um Beckenbauer. (kus)

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