Klares Bekenntnis zur Demokratie
Germering ist bunt – für Demokratie und Vielfalt: Unter diesem Motto haben am Samstag rund 1000 Menschen im Zentrum der Stadt gegen Rechtsextremismus demonstriert. Aufgerufen dazu hatte ein breites Bündnis.
Germering – In Herbert Sedlmeier brodelt es. „Wo sind die AfD-Leute? Ich sehe keine“, fragt der CSU-Stadtrat, der als Besucher gekommen ist, mit erhobener Stimme. „Zu feige, sich hier zu stellen“ stellt er schließlich fest. Die Kritik eint ihn mit vielen anderen, sie ist parteiübergreifend. Auch Sophie Schuhmacher (Grüne) bündelt politischen Protest mit Emotionen. Temperamentvoll lässt sie die Menschen an ihrem Poetry-Slam-Text teilhaben. „Jeder von uns hat eine Geschichte, hat seinen eigenen Bericht“, drückt sie aus, wie wichtig Vielfalt ist.
Generationen- und parteiübergreifend
Schuhmacher wie Sedlmeier – fast ein Symbol, dass der Protest gegen rechten Rechtsextremismus in Germering generationen- und parteiübergreifend ist. Es sind viele Organisationen, die sich dem bunten Bündnis in der Kreisstadt angeschlossen haben. Jedenfalls ist die Liste der Unterstützer, die Sebastian Lederer als Moderator vorträgt, eine lange. „Ohne Vielfalt gibt es keine demokratische Willensbildung“, sagt daher Pfarrer Michael Lorenz von der Bonhoeffer-Kirche. „Es tut gut, heute so viele von Euch hier zu sehen.“ Ein Satz, der so ähnlich auch bei anderen Rednern vorkommt.
Lorenz nutzt deshalb die Gelegenheit, dazu aufzurufen, am 9. Juni bei der Europawahl von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Er mahnt aber genauso, das ständige Politiker-Bashing zu unterlassen. „Das untergräbt nur unsere Demokratie.“ Vielmehr solle man allen Politikern, die sich dafür einsetzen, das demokratische System zu stützen, Respekt und Achtung entgegenbringen. „Vergessen wir nicht, dass es die Politik ist, die über unsere Zukunft und unsere Gemeinschaft entscheidet“, mahnt der evangelische Pfarrer.
Von Gemeinschaft spricht ebenso Filiz Gropper-Schäftner. Die Grünen-Stadträtin ist in Izmir geboren, kam aber bereits wenige Tage nach ihrer Geburt nach Deutschland. Sie lässt wissen: „Hier ist mein Land, Germering meine Stadt.“ Gropper-Schäftner erntet viel Beifall. Es gelte Toleranz zu bewahren und beständig einzutreten.
Wachsam und tolerant bleiben
„Bleibt wachsam“, sagt auch Ingeborg Köstner, die die „Omas for Future“ vertritt. „Ich möchte für meine Enkel eine lebenswerte Zukunft haben.“ Sie bezieht das auch auf Umwelt und Klima. Doch sie schlägt den Bogen zum Thema der Demonstration. „Rechtsaußen ist nichts für eine gute Umwelt.“
Dass Rechtsaußen bei ihm und seinem Freundeskreis Ängste entwickelt, schildert Martin Thoma aus Sicht der queeren Community. „Da kann eine Realität entstehen, die macht, dass man aus diesem Land wegziehen möchte.“ Aber Vielfalt könne ein politisches Mittel sein. „Denn Vielfalt macht der AfD Angst“, so Thoma.
Von Angst sprechen ebenso die Lehrerinnen Karin Reichel und Barbara Hagmann – von Angst bei Kindern. „Müssen wir jetzt aus dem Land gehen“, werden sie oft gefragt. „Wir haben doch unsere Freude hier.“ Es gelte den Kindern Sicherheit zu geben.
Meine news
Sibylle Nottebohm schildert noch die Sicht von Asylhelfern und Johannes Rückerl ruft auf, sich dagegen zu wehren, „dass die Mauern in der Festung Europa immer mehr hochgezogen werden“.
Eher versteckt ist dagegen ein Plakat, das die Junge Union mitgebracht hat: „Ja zur Demokratie, nein zu Extremismus.“ Es ist allgemein gehalten. Nach 90 Minuten ist die Veranstaltung der klaren Zeichen und mahnenden Worte beendet – so friedlich wie sie begonnen hat.
Auch in Fürstenfeldbruck wurde am Samstag ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt.