Ökogas und Klimagas: Warum Sie hier vorsichtig sein sollten
Wenn Sie mit Gas heizen, verbrennen Sie für gewöhnlich Erdgas. Dabei entstehen Emissionen wie Kohlendioxid (CO2), die den Klimawandel beschleunigen. Wie praktisch, dass viele Gasversorger „klimaneutrales Gas“ anbieten. Dieses „Klimagas“ oder „Ökogas“ kostet kaum mehr als normales Gas und verspricht ein grünes Gewissen. Doch diesen Produkten sollten Sie nur bedingt trauen.
Das Recherchezentrum Correctiv hat einen Text mit dem Titel „Die Ökogas-Lüge“ veröffentlicht. Dazu müssen Sie wissen: Klimagas und Ökogas bezeichnen normales Erdgas, dessen klimaschädliche Emissionen die Gasversorger ausgleichen. Dafür investieren sie in Klimaschutzprojekte auf der ganzen Welt. Das dabei eingesparte CO2 lassen sich die Gasversorger durch Zertifikate bescheinigen.
Klimaneutrales Erdgas gibt es nicht
Correctiv wirft insgesamt 116 deutschen Gasversorgern jetzt vor, ihre Kundinnen und Kunden mit falschen Versprechungen zu täuschen. Zusammen mit renommierten Instituten hat Correctiv 10 Mio. Zertifikate, die für 10 Mio. Tonnen an CO2-Kompensation stehen, näher untersucht.
Das Ergebnis: Bei allen 70 damit verbundenen Klimaschutzprojekten wurde laut Correctiv mit großer Wahrscheinlichkeit kein zusätzliches CO2 eingespart. Oder es wurde zumindest weniger CO2 kompensiert als versprochen. Zudem betonen verschiedene Expertinnen und Experten: Erdgas kann de facto nicht klimaneutral sein.
Finanztip konnte die Correctiv-Recherche bereits vorab prüfen. Auch für uns ist die Vermarktung von solchem Gas als „klimaneutral“ mehr als zweifelhaft. Übrigens: Eine kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie soll Greenwashing durch falsche Umweltversprechen bekämpfen. Sie gilt ab 2026. Womöglich muss manch Gasanbieter seine Werbeaussagen dann zurückziehen.
Sie können zwar weiterhin Klimagas kaufen, denn etwas Schlechtes entsteht dadurch vermutlich nicht direkt. Vielleicht wird dabei sogar etwas Geld in erneuerbare Energien oder soziale Projekte investiert. Aber: Sie sollten nicht glauben, Ihre Heizung dadurch klimaneutral zu machen.
Biogas: Besser als Klimagas?
Als führendes Verbraucherportal wollen wir Ihnen eine einfache Lösung bieten: Deshalb haben wir seit dieser Woche unseren Finanztip-Gasrechner (enthält Werbelinks) strenger eingestellt, um Ihnen den Umstieg auf wirklich nachhaltiges Gas zu erleichtern. Anstatt des bisherigen Ökogas-Filters können Sie jetzt gezielt Preise für Gastarife vergleichen, die zu mindestens zehn und bis zu 100 Prozent aus Biogas bestehen: Klicken Sie dafür bei der Frage „Nur Tarife mit Biogas-Anteil anzeigen?“ einfach auf „Ja“. In den Details der Tarife sehen Sie dann auch, wie viel Biogas jeweils enthalten ist.
Meine news
Biogas gehört, anders als Klimagas, zu den erneuerbaren Energien. Es wird durch Vergärung von Biomasse gewonnen. Das können Pflanzen wie Mais sein, aber auch Abfallstoffe wie Gülle oder Biomüll. Die Verbrennung von Biogas gilt als klimaneutral, weil dabei nur so viele Emissionen freigesetzt werden, wie die Biomasse zuvor der Atmosphäre entzogen hat.
Biogas zu erzeugen ist teurer als Erdgas zu fördern. Zudem ist Biogas ein gefragtes, knappes Gut. Wenn Sie mit zum Beispiel 10 Prozent Biogas einen Schritt zu mehr Klimaschutz gehen möchten, müssen Sie nach unserer Berechnung mit einem Preisaufschlag von 2 ct/kWh rechnen. Verglichen mit den günstigsten „normalen“ Gastarifen sind das rund 23 Prozent mehr.
Noch ein Hinweis: Manche Anbieter von Biogas bezeichnen es ebenfalls als „Ökogas“, genauso nennen andere Anbieter ihr Klimagas. Schauen Sie bei Ökogas-Angeboten deshalb immer genau hin, um welche Art von Gas es sich handelt. Unser Finanztip-Gasrechner zeigt mit der entsprechenden Option nur Tarife an, die tatsächlich Biogas enthalten. Sie können im Internet aber auch nach weiteren Anbietern für Biogas suchen. Denn in unserem Gasrechner werden nur Ergebnisse von Verivox und Check24 angezeigt, und dort lassen sich nicht alle Biogas-Anbieter listen.
Sie können Ihren CO2-Fußabdruck mit Biogas verringern, aber auch auf andere Weise. Reduzieren Sie Ihren Gasverbrauch, indem Sie sparsam heizen oder – sofern Sie in einer eigenen Immobilie wohnen – energetisch sanieren. Oder informieren Sie sich bei Finanztip über die Förderungen für einen Heizungstausch.
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Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem gemeinnützigen Geldratgeber Finanztip vor – das Original zu diesem Beitrag „Ökogas und Klimagas: Warum Du hier vorsichtig sein solltest“ stammt aus dem wöchentlichen Finanztip Newsletter vom 19. April 2024.
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