Anschlag auf Weihnachtsmarkt im Ticker - Neues BKA-Papier zeigt, was die Ermittler über Taleb A. wissen
CDU-Mann muss Partei nach „Entgleisung“ verlassen
08.57 Uhr: Wegen Aussagen zum Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der Braunschweiger CDU-Politiker Sven-Markus Knurr seine Partei verlassen. Der Ratsherr habe auf der Plattform X unmittelbar nach dem Anschlag am Freitag Verständnis für das Vorgehen des Täters geäußert, teilte die Braunschweiger CDU-Fraktion mit. Die Äußerung sei beschämend, teilte der Fraktionsvorstand mit.
Der Kreisvorsitzende Maximilian Pohler sowie der Fraktionsvorstand forderten Knurr den Angaben nach am Samstag auf, Partei und Fraktion bis Montagabend zu verlassen. Dem sei Knurr am Sonntag nachgekommen, teilte Fraktionschef Thorsten Köster mit. „Gleichzeitig entschuldigen wir uns für seine nicht hinnehmbaren Entgleisungen“, sagte Köster. Knurr sei im Februar in die CDU eingetreten und so Mitglied der Fraktion geworden.
Neues BKA-Papier zeigt, was die Ermittler über Taleb A. wissen
06.30 Uhr: Das Bundeskriminalamt hat in Folge des Anschlags in Magdeburg ein Papier an andere Behörden (Landeskriminalämter, Innenministerium, Geheimdienste, Bundespolizei) verschickt, das als „nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft ist. Der Titel des Papiers, das FOCUS online vorliegt: „Gefährdungseinschätzung zur Weihnachtszeit sowie zum Jahreswechsel 2024/2025 hier: Aktualisierung anlässlich des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg“.
Darin kommt beispielsweise heraus, dass die Ermittler keine Ahnung haben, wo sich Taleb A., der seit 2006 an vielen Orten in Deutschland lebte, seit dem 13.12.2024, also seit einer Woche vor dem Anschlag, aufgehalten hat. Die „Bild“-Zeitung, die zuerst über das Papier berichtete, schreibt, dass der Saudi am Abend vor dem Anschlag in seinen Lieblingsimbiss ging, dort Flammkuchen aß und Bier trank.
Wichtig in dem aktualisierten Papier des BKA - die bisherigen Strafverfahren gegen Taleb A.:
- 2013: Störung des öffentlichen Friedens
- 2015: Beleidigung und Bedrohung von Richtern
- 2022: Verdacht der Schleusung
Weiter steht in dem Schreiben: „Er ist auch selbst seit dem Jahr 2021 mehrfach als Anzeigenerstatter und Zeuge in Sachverhalten in Erscheinung getreten, die sich unter anderem gegen Beamte deutscher Justiz- bzw. Sicherheitsbehörden richteten.“ Taleb A. habe wiederholt verschiedene Menschen beschuldigt, „Spione der saudi-arabischen Regierung zu sein. Dies führte zu mehreren Anzeigen gegen Taleb A. - wegen Verleumdung oder falscher Verdächtigung.
Noch immer ist unklar, wie es passieren konnte, dass Taleb A. trotz all dieser Vorfälle und seinen Droh-Posts in den sozialen Medien weder im Gefängnis landete noch abgeschoben wurde.
„Ich steche jeden ab“: Festnahme nach Drohung gegen Weihnachtsmarkt in Bremerhaven
02.52 Uhr: Die Polizei hat in Bremerhaven einen Mann festgenommen, der in einem Tiktok-Video schwere Straftaten auf dem Weihnachtsmarkt der Stadt androht. Wörtlich sagte der Mann: „Ich gehe am 25. hier in Bremerhaven auf den Weihnachtsmarkt und steche jeden ab, der arabisch oder südländisch aussieht – jeden. Ich nehme genug Messer mit. Das ist kein Scherz. Ich habe nichts zu verlieren. Ich habe keine Angehörigen. Ich wohne alleine, ich bin allein. Ich kann ebenso gut tot sein oder im Knast enden.“
Nach Bekanntwerden des Videos sei der Verfasser am Sonntagabend „sehr schnell“ ermittelt und im Stadtgebiet vorläufig festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Weitere Details zum Festgenommen oder darüber, wie ernst die Drohungen waren, gab die Polizei zunächst nicht bekannt.
Die Bremer Polizei hatte zuvor, nachdem mehrere Nutzer auf das Video hingewiesen hatten, auf der Plattform X mitgeteilt, das Video sei ihr und der Polizei Bremerhaven bereits bekannt. „Weitere Maßnahmen sind bereits eingeleitet worden.“
Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stehen derzeit im Fokus der Sicherheitsbehörden: Am Freitagabend war ein Mann mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei mindestens fünf Menschen getötet, darunter ein neunjähriges Kind. Weitere 200 Menschen wurden verletzt.
Landkreistag: „Absoluter Schutz“ auf Weihnachtsmärkten nicht möglich
Montag, 23. Dezember, 01.10 Uhr: In der Debatte über den Schutz von Weihnachtsmärkten hat der Landkreistag betont, dass es auch mit erhöhter Polizeipräsenz und anderen Maßnahmen keine Sicherheitsgarantie gibt. „Es gibt überall eine höhere Präsenz von Polizei- und Ordnungskräften und auch in Magdeburg sind die Zugänge polizeilich kontrolliert und Taschen durchsucht worden“, sagte der Präsident, Landrat Achim Brötel (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Wegen der Gefahren durch Messerattacken sind die gesetzlichen Voraussetzungen bis hin zu generellen Verboten bereits deutlich verschärft worden“, erklärte Brötel. Einen „absoluten Schutz“ werde es allerdings nicht geben können.
Zudem seien Weihnachtsmärkte und ähnliche Veranstaltungen Orte der Begegnung und des Miteinanders. „Daher muss man bei aller abstrakten Gefahr auch mit Augenmaß vorgehen, damit sie es bleiben können. Wir brauchen Weihnachten gerade nach solchen furchtbaren Ereignissen umso mehr, denn es geht um Versöhnung“, sagte Brötel weiter.