„Banalität des Bösen“: Neue Ausstellung „Magic + Cool“ - im Zentrum steht Superstar Philip Guston

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Erinnert an Roy Lichtenstein: Die Kuratorinnen Annette Vogel (l.) und Kristina Lovaas (r.) vor einem Bild der US-Amerikanerin Anne Collier. © Wolfgang Schörner

Etwas Dadaismus und Punk, dazu Cartoons, viel Magie, Coolness und Systemkritik auf drei Stockwerken: Das zeigt die neue Ausstellung „Magic + Cool – Malerei der Jahrtausendwende“ im Penzberger Museum. Unter den Künstlern ist ein Star der Szene: Philip Guston, dessen Bilder derzeit auch in der Tate Modern in London zu sehen sind.

Penzberg – Philip Gustons Bild zeigt zwei Kapuzenmänner, einer davon mit Zigarre. Sie blicken auf eine rote Tasche an der Wand. Der einflussreiche US-Kunstkritiker Robert Hughes hat die Bilderserie, zu der das 1969 entstandene Werk gehört, einst abfällig als „Ku Klux Komix“ bezeichnet. Erst vor wenigen Jahren, als die „Black Live Matters“-Proteste aufflammten, verschoben Museen in Washington, Boston, London und Houston eine Wanderausstellung, weil sie fürchteten, die Kapuzenmänner-Bilder würden als Rassismus missverstanden. Dabei wandte sich Guston gegen Rassismus, indem er die Banalität des Bösen zeigte.

„Der Superstar, der in der obersten Liga spielt“

Gustons Bild mit den Zigarre rauchenden Kapuzenmännern ist nun Teil der Ausstellung, die am Samstag im „Museum Penzberg – Sammlung Campendonk“ eröffnet wird. Von ihm ist auch eine Lithografie zu sehen. Der 1913 in Kanada geborene und 1980 in New York gestorbene Guston ist zugleich der Star unter den Künstlern, dessen Werke auf drei Etagen gezeigt werden. „Er ist der Mentor, den alle anderen zitieren“, sagt Museumsleiterin Annette Vogel. „Der Superstar, der in der obersten Liga spielt.“ Gustons Werke werden derzeit in der Tate Modern in London ausgestellt. Er sei Ende der 1960er Jahre in Amerika der Erste gewesen, der nicht mehr abstrakt, sondern figürlich malte, erklärt sie. „Er sagte: Ich will Geschichten erzählen.“ Aus dieser Zeit, 1969, stammt auch das Kapuzen-Bild in der Penzberger Ausstellung.

90 Werke von über 25 Künstlern aus Europa und Nordamerika

90 Werke von über 25 international bedeutenden Künstlern aus Europa und Nordamerika sind ab Samstag zu sehen. Kuratiert wird die Ausstellung von Annette Vogel und Kristina Lovaas, einer 31-jährigen deutsch-amerikanischen Künstlerin und Kunsthistorikerin. Mit „Magic + Cool“ knüpfe man an die hochkarätige Qualität der Giacometti-Präsentation an, so das Museum.

Künstler der Jahrtausendwende: Spielen mit Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus

Die neue Ausstellung zeigt Bilder, die fast alle um die Jahrtausendwende entstanden sind, in den Jahren 1996 bis 2007. Eine Zeit mit technologischen Neuerungen und gesellschaftlichen Brüchen. Damals nahm der Wandel vom Analogen zum Digitalen rasante Fahrt auf, die Globalisierung und die Finanzkrise sorgten für Ängste. Zugleich kam es zum Schock des 11. September 2001, dem Terrorangriff auf das World Trade Center und das Pentagon. Das alles beeinflusste die Künstler, deren Werke nun in Penzberg zu sehen sind. Zugleich spielten sie in ihren Bildern mit Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus, den Avantgarde-Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts – das alles manchmal recht düster, aber auch mit einer Portion Humor.

Zwei Bilder von Enfant terrible Jonathan Meese

Zu sehen sind zum Beispiel zwei Bilder von Jonathan Meese, dem Enfant terrible der deutschen Kunstwelt: Eines zeigt einen pädophilen Serienmörder. Als martialisch mit bissigem Humor lässt sich eine Zeichnung des einflussreichen US-Performancekünstlers Mike Kelley beschreiben: ein Kopf voller Messer. Düster wirken die Bilder von Tal R und Huma Bhabha. Mystisch wird es bei Gert und Uwe Tobias. Ein eigener Raum ist dem „Dadaismus und Punk“ der Nach-9/11-Zeit gewidmet, wo Dash Snow Systemkritik übt. Anne Colliers Bild erinnert dort an Roy Lichtenstein – eine großformatiges Comic-Werk von einer weinenden Frau, gedacht als Feminismuskritik.

Humor verraten wiederum André Butzers großäugige Gesichter, ebenso Josephine Pryde, die Meerschweinchen als Party-Girls inszenierte, und Daniel Richters Westernheld, bei dem man nicht weiß, ob er Verlierer oder Sieger ist. Von Helden, nämlich Batman und Supergirl, erzählt Andreas Hofer. Und Andy Hope macht Mickey Mouse zur Mann-Frau.

Ausstellung im „Museum Penzberg - Sammlung Campendonk“

Die Ausstellung „Magic + Cool – Malerei der Jahrtausendwende“ im „Museum Penzberg – Sammlung Campendonk“ (Am Museum 1) läuft von Samstag, 18. November, bis Sonntag, 25. Februar. Geöffnet: dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr. Führungen: jeden Sonntag, 11 Uhr (außer Heiligabend und Silvester). Infos: www. museum-penzberg.de.

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