Raus aus der „Kleinen Schule“: „Freundeskreis Ortsgeschichte Pähl-Fischen“ muss Nachmittagsbetreuung weichen

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Die „Kleine Schule“ in Pähl braucht mehr Platz für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern. © Dieter Roettig

Bittere Pille für den „Freundeskreis Ortsgeschichte Pähl-Fischen“: Laut Gemeinderatsbeschluss muss er bis zum Spätsommer sein bisheriges Domizil in der „Kleinen Schule“ an der Eichbergstraße 14 zugunsten der Schulkinder-Nachmittagsbetreuung räumen.

Das 1938 erbaute Gebäude am Ortsrand beherbergt derzeit zusätzlich zum Ortsarchiv des Freundeskreises die Übungsräume von Trommlerzug und Trachtenkapelle sowie im Erdgeschoss die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern bis 16 Uhr. Neben der pädagogischen Betreuung essen die Kinder gemeinsam zu Mittag und machen dort auch in der Regel ihre Hausaufgaben. Träger ist der gemeinnützige und ehrenamtlich tätige Verein „Mittagsbetreuung Pähl e.V.“.

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Da die räumlichen Kapazitäten für die Nachmittagsbetreuung total ausgereizt sind und trotz Bedarf keine Kinder mehr aufgenommen werden können, stellte sich für Gemeinde als Eigentümerin des Gebäudes die Frage einer möglichst schnellen und kostengünstigen Erweiterung. Schon früher angedachte Konzepte mit einem festen Anbau oder einem Wintergarten wurden in der jüngsten Gemeinderatssitzung verworfen. Als einzige den ohnehin angespannten Haushalt nicht zu überlastende Lösung sah man den Auszug des Freundeskreises Ortsgeschichte und den Mauerdurchbruch von ihrem Raum direkt zur Nachmittagsbetreuung.

Nachmittagsbetreuung hat räumliche Kapazitäten ausgereizt

Dem Freundeskreis Ortsgeschichte stellte Bürgermeister Simon Sörgel als temporäre Zwischenlösung den Kauf von gebrauchten Bürocontainern als Arbeitsplatz für die Archivierung sowie für die Lagerung der Bestände in Aussicht. Zumindest solange, bis sich nach der Grundschulerweiterung eine neue Dauerlösung im Schulgebäude oder im Pfarr- und Gemeindezentrum ergäbe. Ein Domizil im künftigen neuen Rathaus, das einen Steinwurf entfernt von der Kleinen Schule gebaut wird, komme laut Sörgel nicht in Frage, da man bei der ohnehin engen Raumplanung jegliche Nebennutzung ausgeschlossen habe. Nach kurzer Beratung von in der Sitzung anwesenden Vorstandsmitgliedern des Freundeskreises Ortsgeschichte wurde Sörgels Container-Lösung abgelehnt. Damit müssen sich die Archivare aus Leidenschaft schnellstmöglich selbst um ein neues „Dahoam“ kümmern, nachdem sich der Gemeinderat mit 8:4 Stimmen für die Durchbruch-Lösung entschieden hatte.

Freundeskreis lehnt Container-Lösung ab

Der Bürgermeister: „Selbstverständlich biete ich dem Freundeskreis auch weiterhin die Unterstützung des Gemeinde bei der Suche nach einem geeigneten Ausweichquartier an. Gleichzeitig ist aber auch ein gewisses Eigenengagement des Vereins gefordert.“

Der 2014 gegründete Freundeskreis Ortsgeschichte hat in seinem historischen Archiv 32 000 Zeitdokumente aus allen Gemeindeteilen teils ab dem 18. Jahrhundert zusammengetragen und professionell für die Nachwelt archiviert und teilweise digitalisiert. Man befürchtet, dass die Originale bei der Zwischenlagerung in einem Container in Bezug auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit Schaden nehmen könnten. In der gesamten Oberlandregion bekannt wurde der Freundeskreis Ortsgeschichte durch seine themenspezifische Sonderhefte, die mehrmals jährlich zu historischen Themen herausgegeben werden. So gibt es natürlich auch eine Broschüre über die Kleine Schule in Pähl „im Wandel der Zeit“.

Haus hat wechselvolle Historie

Erbaut 1938 als Heim für die Hitlerjugend, war das Gebäude nach dem Krieg Notquartier für Flüchtlinge. Ab Herbst 1951 wurde daraus die „Kleine Schule“ mit zwei Doppelklassen für jeweils die erste und zweite sowie die dritte und vierte Klasse. Mit Fertigstellung der „Großen Schule“ im Jahr 2011 an der Kirchstraße wurde die Nutzung als Schule beendet. Ab 2012 dienten die Räumlichkeiten kurzfristig als Rathaus-Archiv. Der inzwischen gegründete Freundeskreis Ortsgeschichte erhielt die „Überlassung eines Raumes bis auf Widerruf“, der jetzt eingetreten ist. Die Trachtenkapelle und der Trommlerzug proben seit 2002 im Obergeschoss. Zwischenzeitlich beherbergte die Kleine Schule auch noch eine Postagentur.

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