Das bewegte Leben einer 100-Jährigen

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Bewegtes Leben: Ingeborg Carl-Bienert mit Bruder Jochen (re.) und Kirchseoons 2. Bürgermeister Klaus Seidinger. © Stefan Rossmann

Zwischen Kriegsleiden und Familienglück: In Kirchseeon feiert Ingeborg Carl-Bienert ihren 100. Geburtstag und blickt auf ihre Leben zurück.

Kirchseeon - Silbern glitzernde Nägel, dezentes Rouge auf den Wangen, matter Lippenstift: Für ihren 100. Geburtstag hat sich Ingeborg Carl-Bienert richtig schick gemacht. Zusammen mit ihrer Familie feiert die Jubilarin im Kirchseeoner Seniorenzentrum, in dem sie seit letztem Oktober lebt. „Ich bin so glücklich, dass alle da sind“, sagt die Seniorin und klatscht aufgeregt in die Hände. Denn Familie hat für die Seniorin einen hohen Stellenwert.

„Es war sehr schlimm“: Krieg überschattet Jugend der Seniorin

1924 kam Carl-Bienert in Berlin zur Welt. Mit ihren Brüdern verbrachte sie eine glückliche Kindheit in der heutigen Bundeshauptstadt – bis 1939 der Krieg ausbrach. „Es war sehr schlimm“, erinnert sich die Seniorin heute. Als Flakhelferin erlebte Carl-Bienert die Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs hautnah.

„Wir wurden ausgebombt, sind geflohen, mussten uns vor den Russen verstecken“, erzählt sie. Doch am schlimmsten war für sie die Trennung von ihren Geschwistern. „Wir haben uns erst Jahre später, kurz vor dem Kriegsende wieder gefunden“, sagt Bruder Jochen Carl (87).

Seniorin packt Sehnsucht: „Mein Herz bleibt immer in Berlin“

In den darauffolgenden Jahren arbeitet Ingeborg Carl-Bienert bei einem lokalen Rundfunksender, lernt ihren späteren Ehemann Siegbert Bienert kennen. „Er war 20 Jahre älter als ich“, erzählt die Seniorin und lacht. In den 1970ern heiratet das Paar schließlich und kauft eine Ferienwohnung in Bad Aibling. „Das war unser Rückzugsort“, erzählt die Seniorin angesichts des damals ausufernden Kalten Krieges.

Als sich die Situation in Berlin weiter zuspitzt, entschließt sich das Paar, nach Bayern zu ziehen. „Mein Herz bleibt aber immer in Berlin“, sagt die 100-Jährige. Mittlerweile fühlt sich die Seniorin aber auch in Kirchseeon pudelwohl. „Hier ist es sehr schön“, sagt sie. Ein Geheimnis zum Altwerden hat Carl-Bienert dennoch nicht. „Ich mache jeden Tag die Augen auf und freue mich, dass ich noch lebe“, sagt sie.

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