2-Stunden-Warteschlange: Lufthansa-Boss fällt offenbar vernichtendes Urteil über Flughafen München
Zwei-Stunden-Warteschlange: Lufthansa-Boss fällt offenbar vernichtendes Urteil über Flughafen München
Der Flughafen München wird von der Lufthansa als Drehkreuz genutzt. Der Konzern-Chef soll allerdings schwer mit dem Airport ins Gericht gehen.
München – Der Flughafen München ist das Tor in die weite Welt. 210 Ziele rund um den Globus werden von hier angeflogen. Zwei Drittel davon befinden sich in Europa. Mehr als 80 Airlines steuern die verschiedenen Landebahnen an. Da kann es schon einmal etwas voller werden. Wie auch am Tag der Deutschen Einheit, als User auf Social-Media-Plattformen eine offenbar mehrere Kilometer lange Menschenschlange vor dem Terminal dokumentierten. Wartezeit offenbar: zwei Stunden.
Offiziell warnt der bei Freising gelegene Flughafen, „aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens“ könne es „in Spitzenzeiten derzeit zu längeren Wartezeiten kommen“. In der Bild erklärte Airport-Sprecher Robert Wilhelm zum konkreten Fall: „Vor dem Bordkarten-Scanner begannen diejenigen, die keine Ellenbogen haben, das Nachsehen zu haben. Daher haben wir Personal zusammengezogen, für eine geordnete Schlange gesorgt, die ständig in Bewegung blieb, und Wasser an die Fluggäste verteilt.“
Lufthansa-Boss über Flughafen München: Schlechtester Airport in ganz Europa
Hintergrund des großen Andrangs war wohl die Kombination aus Feiertag samt verlängertem Wochenende für viele Bürger und dem auf sein Finale zusteuernden Oktoberfest in München. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass Carsten Spohr weitere graue Haare gewachsen sind, sollte der Lufthansa-Boss die Bilder vom Vorplatz zu Gesicht bekommen haben.
Der 57-Jährige soll – um es vorsichtig auszudrücken – nicht gerade angetan sein von den Vorgängen am Flughafen, der für den Kranich-Konzern zum wichtigen Knotenpunkt geworden ist. So berichtet es zumindest ein Pilot der Lufthansa Cityline im Spiegel (Artikel hinter einer Bezahlschranke). Spohr und er seien sich einig, dass München derzeit der schlechteste Flughafen in Europa sei.
Ein vernichtendes Urteil, dass der mächtige Konzernchef sogar dem Ministerpräsidenten gerne um die Ohren haue. So soll der Pilot auf einer Mitarbeiterversammlung in Bayerns Landeshauptstadt erzählt haben, Spohr ärgere CSU-Chef Markus Söder damit, dass München schlechter sei als Frankfurt.
Flughafen München in der Kritik: Lufthansa-Organisationschef für Ablauf zuständig
Teilweise verlagere die Lufthansa, die sich zuletzt schwere Vorwürfe eines Popstars anhören musste, einige Flugzeuge wieder zurück von Bayern nach Hessen, schreibt das Magazin. Denn es werde kaum Besserung erwartet für das kommende Jahr. So würden die Dienstleister kaum Personal finden.
Für den Ablauf am Flughafen München ist derweil seit Juli Karl-Hermann Brandes zuständig, der Organisationschef der Lufthansa-Airline. Noch im Januar hatte der den Airport für fehlende Investitionen kritisiert: „Die Abfertigung heute findet statt wie vor 30 Jahren.“ Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, sei die Förderung von Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz nötig.
Zum Start seines Engagements sechs Monate später betonte Brandes, er werde sich um eine Weiterentwicklung bemühen: „Wir haben hier mit der A350-Flotte unsere modernsten Langstreckenflugzeuge stationiert, jeden Monat kommt ein weiteres hinzu. Wir bieten unseren Gästen mit Allegris die modernste Kabinenausstattung und betreiben gemeinsam mit der FMG (Flughafen München GmbH) das Fünf-Sterne-Terminal 2.“

Lufthansa und Flughafen München: Konzern könnte sich auf Wachstum in anderen Ländern konzentrieren
Längst soll im Aufsichtsrat der Lufthansa aber diskutiert werden, ob der Konzern besser in anderen Ländern wachsen sollte, schreibt der Spiegel. Denn Deutschland hat EU-weit die höchsten Gebühren und Abgaben. Zudem werde die mangelnde Produktivität hierzulande moniert. Im Schnitt würden die Deutschen pro Woche nur 28 Stunden arbeiten.
Dazu passt wohl auch eine weitere Aussage des Piloten. Er habe Freudentränen in den Augen, wenn er in München lande und sowohl eine Treppe als auch Bodenstrom zeitgleich am Flugzeug ankommen. Auch bei denjenigen, die es gewohnt sind, hoch hinauszukommen, werden die Ansprüche also an die Gegebenheiten angepasst. (mg)