Italien auf der Frankfurter Buchmesse: Diese Bücher sollten Sie gelesen haben

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Italien ist nach 36 Jahren wieder Gastland auf der Frankfurter Buchmesse – doch die Nichteinladung von Roberto Saviano sorgt für Aufruhr. Diese Bücher sind einen Blick wert.

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Italien kehrt nach 36 Jahren als Gastland auf die Frankfurter Buchmesse zurück, doch die Vorfreude wird von heftigen Kontroversen überschattet. Der italienische Sonderbeauftragte Mauro Mazza veröffentlichte eine Liste von rund 100 Autoren, auf der prominente Namen wie Roberto Saviano und Antonio Scurati fehlen. Besonders die Nichteinladung von Saviano, einem bekannten Kritiker der Mafia und der politischen Rechten, führte zu einem Eklat. Welche Bücher sich zu lesen lohnen, erfahren Sie hier.

Fünf Bücher aus Italien, die Sie lesen sollten

2024 ist Italien Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Fünf Bücher aus Italien sollten Sie sich näher ansehen. © Arne Dedert/Dpa

Die Auswahl der Autoren und die Ernennung von Mauro Mazza wurden stark politisiert. Mazza, einst Journalist und Direktor des staatlichen Senders RAI 1, wurde von Ministerpräsidentin Giorgia Melonis Partei, den Fratelli d’Italia, vorgeschlagen. Kritiker werfen der italienischen Regierung vor, kritische Stimmen systematisch auszuschließen und die Kultur für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren, so die taz. Nicola Lagioia, früherer Direktor der Turiner Buchmesse, betonte: „Die italienische Regierung verachtet die Kultur und ihre eigenen Schriftsteller.“

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Nach dem öffentlichen Aufschrei wurde Saviano nachträglich eingeladen, lehnte jedoch ab, so Zeit.de. Er erklärte, er komme lieber auf Einladung seines deutschen Verlages als der „ignorantesten italienischen Regierung“. Trotz der Kontroversen wird Italien auf der Buchmesse mit einem vielfältigen Programm vertreten sein, das sowohl etablierte als auch aufstrebende Autoren umfasst. Der Vorsitzende des italienischen Verlegerverbandes, Innocenzo Cipolletta, betonte, dass die ausgewählten Autoren für alle Italienerinnen und Italiener stehen sollen.

Roberto Saviano „Falcone“

Was passiert, wenn man sich der Endlichkeit des eigenen Lebens bewusst ist? Saviano präsentiert mit „Falcone“ sein bedeutendstes Werk seit langem, in dem er das Dasein des renommiertesten Mafiajägers aller Zeiten darstellt. Er beleuchtet nicht nur seine Rolle als Richter, sondern auch seine Beziehungen als Ehepartner, Bruder und Freund. Falcone stellte sich mit seinem Gesetz gegen Geldwäsche der Mafia entgegen. Am 25. Mai 1992, als er und seine Frau auf dem Weg zu ihrem Wochenendhaus waren, sprengte die Mafia sie samt einem Teil der Autobahn in die Luft. Dies markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte Italiens und Europas.

Saviano, der seit geraumer Zeit unter Polizeischutz steht, verdeutlicht anhand von Falcones Schicksal, wie demokratische Systeme untergraben werden können und wie Zivilcourage die Welt zum Positiven verändern kann. Es handelt sich um ein Buch, das jeden von uns betrifft.

Roberto Saviano „Falcone“

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki

2024 Hanser, ISBN-13 978-3-446-2795-0

Preis: gebunden 32 €, 540 Seiten

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Susanna Tamaro „Der Wind weht, wohin er will“

Die Bestseller-Autorin Susanne Tamaro ist mit einem neuen Roman zurück. In ihrem Buch kehrt die Autorin zur Erfolgsformel ihres Weltbestsellers „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ zurück und lässt ihre Protagonistin Briefe schreiben. Sie verhandelt darin grundlegende Themen wie die Liebe, den Glauben und den Rückhalt einer Familie.

Seit sechs Jahren leben Chiara und ihre Familie in einem Haus in den Hügeln von Parma, Emilia Romagna. Der Ort entspricht dem neuen, friedlichen Lebensabschnitt, der auf ein schweres Trauma folgte. Zum ersten Mal hat die Familie beschlossen, dass nach dem gemeinsamen Weihnachtsfest jeder die Feiertage so verbringen wird, wie er es für richtig hält.

Susanna Tamaro „Der Wind weht, wohin er will“

Aus dem Italienischen von Thomas Stauder

2024 Nagel & Kimche, ISBN-13 978-3-312-01364-7

Preis: gebunden 24 €, 288 Seiten

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Dacia Maraini „Tage im August“

Dacia Mariani gehört zu einer der großen Stimmen der italienischen Gegenwartsliteratur. Sie schafft es nicht nur in „Tage im August“ über das zu schreiben, worüber andere gerne schweigen. Bei „Tage im August“ handelt es sich um das Romandebüt der Autorin, das jetzt auf Deutsch vorliegt.

Die Sonne brennt unbarmherzig, heiß sind die Tage am Meer. Auf Anna wartet die lang ersehnte Freiheit. Es ist Sommer 1943. Endlich holt der Vater die Vierzehnjährige und ihren jüngeren Bruder aus dem Nonneninternat ab, um die Ferien in einem Badeort in der Nähe von Rom zu verbringen. Anna ist hungrig nach Welt, sie will wissen, wie Liebe wirklich geht. Während das Dröhnen der Jagdbomber am Himmel die schläfrige Stille der Tage durchbricht, lernt sie in der Badeanstalt Savoia die gierigen Blicke junger wie alter Männer kennen und macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Anna will das Unbekannte erfahren ...

Dacia Maraini „Tage im August“

Übersetzt von Ingrid Ickler

2024 Folio, ISBN-13 978-3-852-56894-2

Preis: gebunden 25 €, 232 Seiten

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Maddalena Fingerle „Muttersprache“

Maddalena Fingerle erhielt bereits vor der Veröffentlichung in Italien eine Auszeichnung für ihren beeindruckenden Debütroman. Auch in der deutschen Übersetzung lässt sich die Wut erkennen, mit der die Autorin durch das Thema Sprache mit ihrer Heimatstadt Bozen abrechnet. Sie gehört zu den spannenden jungen italienischen Autoren, die 2024 auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sind.

Von Bozen nach Berlin: Ein junger Mann auf der Suche nach einer unversehrten Sprache und der Schönheit der Wörter. Paolo Prescher ist besessen von Wörtern. Wörter haben für ihn Geruch, Farbe oder Klang. Paolo hasst dreckige Wörter, sie rauben ihm die Luft. Dreckig sind Wörter, die nicht sagen, was sie sagen sollen. Seine Mutter macht ihm die Wörter dreckig, auch seinem Vater, der Aphasiker ist. Paolo leidet unter der Heuchelei der Mutter und der Boshaftigkeit der Schwester.

Maddalena Fingerle „Muttersprache“

Übersetzt von Maria E. Brunner

2022 Folio, ISBN-13 978-3-852-56849-2

Preis: gebunden 22 €, 192 Seiten

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Nicola Lagioia „Die Stadt der Lebenden“

Nach Erscheinen des Buches wurden Parallelen zu der Erzählkunst von Capote und Carrère gezogen. Nicola Lagioias Buch schildert ein wahres Verbrechen, das in Italien große Medienaufmerksamkeit erreichte. Eine spannende Erzählung, die nicht gerade leichte Kost ist, durch die Nähe zu den Taten aber spannungstechnisch überzeugt.

Im März 2016 quälen Manuel Foffo und Marco Prato, zwei junge Männer aus gutem Hause, in einer Wohnung am Stadtrand von Rom stundenlang den jungen Luca Varani zu Tode. Der Fall schockiert und ist für die Medien ein gefundenes Fressen. Sind die Mörder pervers? Kokainsüchtig? War es gar ein Werk des Teufels? Nicola Lagioia begleitet den Fall zunächst als Reporter: Er sammelt Dokumente und Zeugenaussagen, trifft die Eltern von Luca Varani und beginnt einen Briefwechsel mit einem der beiden Täter. Für seine Recherche begibt sich Lagioia in die Nacht Roms. Eine Stadt, die unbewohnbar und doch voller Leben ist...

Nicola Lagioia „Die Stadt der Lebenden“

Übersetzt von Verena von Koskull

2023 btb, ISBN-13 978-3-442-75960-6

Preis: 25 €, 507 Seiten

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Die Buchmesse in Frankfurt findet in diesem Jahr vom 16. bis 20. Oktober 2024 statt. Prominente, Autorinnen, Politiker – sie alle zieht es auf die weltweit größte Bücherschau auf dem Frankfurter Messegelände. Ob es wieder eine der längsten Schlangen auf der Buchmesse gibt, wird sich zeigen.

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