Probezeit bestanden: Am Kesselberg gibt es weiter Motorrad-Sperrzeiten

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Auf die Uhr schauen müssen Biker weiter auf der Kesselbergstrecke bergauf zwischen 1. April und 31. Oktober. Die Sperrschilder an der B11 bei Kochel bleiben und werden außerhalb der Verbotsmonate von der Straßenmeisterei umgeklappt. © Andreas Baar

Zwei Jahre lief der Probebetrieb für die Motorrad-Sperrzeiten zwischen April und Oktober bergauf auf der B11 am Kesselberg. Die Unfallzahlen mit Bikern gingen zurück. Deshalb gilt die Anordnung nun dauerhaft.

Kochel – Die Kesselbergstrecke der B11 zwischen Kochel und Walchensee (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ist vor allem bei Motorradfahrern beliebt. Zwei Jahre lang galt probeweise jeweils von 1. April bis 31. Oktober auf der Bundesstraße bergauf ein Fahrverbot für Biker von 15 bis 22 Uhr. Und zwar täglich in den sieben Monaten, auch am Wochenende. Nach der Testphase ziehen Polizei und Behörden zufrieden Bilanz: Die Zahl der Unfälle mit Motorrädern hatte sich 2023 und 2024 gegenüber den Vorjahren deutlich verringert. Aus diesem Grund wird die Anordnung nun dauerhaft beibehalten. Dies gaben die Verantwortlichen am Mittwoch (15. Januar) im Bad Tölzer Landratsamt bekannt.

Kesselbergstrecke der B11 wird nach Testphase dauerhaft zwischen April und Oktober stundenweise bergauf für Motorräder gesperrt

Jahrelang war die kurvenreiche Bundesstraße ein Unfallschwerpunkt für Biker. Gar von einem „Hotspot“ in Bayern sprachen resigniert Polizei und Behörden. Vor allem Raser auf zwei Rädern machten Probleme. Bauliche Maßnahmen wie Rüttelstreifen und verstärkte Kontrollen halfen nicht viel. Daraufhin startete die Unfallkommission mit Polizei, Landratsamt und Staatlichem Bauamt Weilheim 2023 mit dem Pilotprojekt der Sperrzeiten.

Weniger Crashs als in den Jahren zuvor

Die Aussperrung in der Zweiradsaison wirkte sich positiv auf die Statistik aus. Die Zahl der von Motorrädern verursachten Unfall auf dem B11-Abschnitt zwischen Urfeld und Altjoch habe sich in der Probephase fast halbiert, rechnet Simon Neubert vom Staatlichen Bauamt vor. 2018 bis 2022 gab es im Schnitt 28,4 Unfälle jährlich, 20,8 Crashs wurden von Bikern verursacht. Trauriger Höhepunkt: 29 verunglückte Biker in 2021. Zum Vergleich: Mit der Sperrzeit waren es 2023 noch 23 Unfälle (zwölf Biker). 2024 zählte die Straßenbehörde insgesamt elf Unfälle, alle mit Motorrädern.

Unfallfahrer werden immer jünger

Steffen Wiedemann, Leiter der Polizeistation Kochel hat jedoch eine „neue Tendenz“ festgestellt: Die Unfallfahrer würden immer jünger. 2024 war der älteste Biker 33 Jahre alt, sechs Beteiligte waren jünger als 21 Jahre. Wiedemann nennt es „Erfahrungsfehler“, die in der kurvigen Strecke gemacht werden. Der Polizist bricht trotz allem Unverständnisses über die Raser aber auch eine Lanze für die Mehrzahl an vernünftigen Motorradfahrern am Kesselberg. Es ist „eine kleine Gruppe von Problemfahrern“, die Sorgen macht.

Raser weichen ans Sudelfeld aus

Das Kochler Sperrzeiten-Modell hat das Interesse anderer Regionen geweckt. Polizist Wiedemann hat schon einige Anfragen bekommen. Denn so positiv die Situation am Kesselberg nun ist. Das Biker-Problem hat sich verlagert. „High-Risk-Fahrer“, wie Roman Gold, Leiter der Kontrollgruppe Motorrad am Polizeipräsidium Oberbayern Süd, das Klientel nennt, machen jetzt vor allem das Sudelfeld mit der B307 unsicher. Dort hätten sich die Unfallzahl fast verdoppelt. Die Bundesstraße habe einen „Nachteil“, so Gold: Sie liege als „Feierabend-Raus-Strecke“ nahe an München. Auch die B13 zum Sylvensteinspeicher wird immer mehr zur beliebten Ausweichroute, gerade für Tourenfahrer. In den Ortschaften wie Fleck nimmt der Protest von Anwohnern gegen den Motorradlärm zu.

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