„Das nervt mich manchmal“ - SPD-Politikerin Mast kritisiert Kollegen für Ahnungslosigkeit beim Thema Armut
„Das nervt mich manchmal“, sagte die 52-Jährige, die als Kind einer Sozialhilfeempfängerin in Armut aufwuchs, in einem Interview mit dem „Stern“: „Denn da geht es ja oft um Menschen wie meine Mutter, die sich dieses Leben nicht ausgesucht haben, sondern durch einen Schicksalsschlag in ihre prekäre Lage kamen. Der eine oder andere Politiker tut so, als ob das aus Faulheit geschehe.“ Masts Mutter musste, nachdem sich ihr Mann getrennt hatte und keinen Unterhalt zahlte, ihre vier Kinder als Reinigungskraft alleine durchbringen und dafür mit Sozialhilfe aufstocken.
Mast spricht in dem Interview offen über die Härten in ihrer Kindheit. „Meine Mutter hätte das Bundesverdienstkreuz verdient für das, was sie für uns Kinder getan hat“, sagte Mast. Auch heute würden zahlreiche Eltern wie sie darum ringen, „unter widrigsten Bedingungen den Alltag zu organisieren und ihren Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu geben“. „Das wird in der politischen Debatte nicht ausreichend gesehen“, so Mast: „Darum sind manche Debatten, die rund ums Bürgergeld oder die Kindergrundsicherung geführt werden, auch so schäbig.“
Sie selbst habe die prekäre finanzielle Lage der Familie als Kind und Jugendliche intensiv miterlebt: „Wenn die Waschmaschine kaputt war oder der Kühlschrank, war das ein Riesenthema zuhause.“ Sie selbst habe nie mit den Freundinnen Eis essen fahren können und jeden Schulausflug beim Sozialamt beantragen müssen: „Meine Mutter wusste lange nicht, dass sie in ihrer Situation Sozialhilfe beantragen kann. Als sie es wusste, war das trotzdem nochmal ein schwerer Schritt, weil sie sich geschämt hat, zum Amt zu gehen.“