Abstoßende Vorfälle im italienischen Turn-Skandal: „Bei jedem Fehler ein Kleidungsstück ausziehen“

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Im italienischen Turn-Skandal sind neue Details ans Licht gekommen. Mehreren Trainerinnen wird Missbrauch und Misshandlung vorgeworfen.

Italien – Die italienische Sportwelt wird von einem schweren Skandal in der Rhythmischen Sportgymnastik erschüttert. Es geht um Missbrauch, Misshandlung und Belästigung von Athletinnen, die teilweise auch noch minderjährig waren. Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Emanuela Maccarani. Die 58-Jährige, die lange als Erfolgstrainerin in der Rhythmischen Sportgymnastik galt, wurde vor einigen Tagen vom italienischen Turnverband gefeuert – unter den oben genannten Vorwürfen.

Schwere Vorwürfe gegen Ex-Nationaltrainerin Cantaluppi

Die italienische Gazzetta dello Sport berichtet nun von neuen, abscheulichen Details, die über die Prozessakten gegen Maccarani ihren Weg an die Öffentlichkeit fanden. In ebendiesen Akten finden sich Abhörprotokolle, die nicht nur Maccarani, sondern auch die frühere Nationaltrainerin Julieta Cantaluppi schwer belasten.

Besonders ein aufgezeichnetes Telefonat zwischen Maccaranis Stellvertreterin Olga Tishina und Natalia Nesvetova, technische Leiterin der Gymnastikabteilung, aus dem November 2022 enthüllte schockierende Einzelheiten. Darin soll Tishina über das Training von Cantaluppi gesagt haben: „Bei ihr ist alles viel schlimmer. Bei ihr gibt es Misshandlungen. Als sie Raffaeli (Sofia Raffaeli, Anm. d. Red.) und Serena Ottaviani dazu brachte, den Reifen zu werfen, mussten sie bei jedem Fehler ein Kleidungsstück ausziehen. Am Ende waren sie nur noch in Unterwäsche.“

Emanuela Maccarani (r.) bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
Emanuela Maccarani (r.) bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. © IMAGO/R4924_italyphotopress

Raffaeli musste auf Knien um Entschuldigung bitten

Sofia Raffaeli ist eine der vielversprechendsten Talente der italienischen Sportgymnastik. Die 21-Jährige gewann bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 die Bronzemedaille (das deutsche Talent Daria Varfolomeev holte Gold). Sie und weitere Turnerinnen, teilweise erst 14 bis 16 Jahre alt, sollen von den Vorfällen betroffen gewesen sein. Raffaeli habe ihre Trainerin auf Knien um Entschuldigung für einen Fehler im Training anflehen müssen, berichtet das italienische Blatt weiter.

In dem Telefonat kommen noch weitere Details über Cantaluppi ans Licht: „Sie sperrte sie in einen kleinen, kalten Raum. Ohne Handys, ohne alles, weil sie schlecht trainiert hatten. Sie bestrafte sie, sie mussten auf dem Boden sitzen.“ Gegen die 40-Jährige wurden bislang noch keine offiziellen Schritte eingeleitet. Das könnte sich nun aber bald ändern. (mbo)

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