„Bastarde“: Nawalny-Team wütet nach Putins Schikane zu Beerdigung – und trifft brisante Entscheidung
Das Team von Alexej Nawalny hat einen Termin für die Beerdigung des Kreml-Kritikers genannt. Auch die Bitterkeit über Putins Gängelungen wird deutlich.
Moskau – „Kommen Sie früh“ – mit dieser Zusatz-Bitte versah Alexej Nawalnys Sprecherin Kira Yarmysh am Mittwoch (28. Februar) einen Beitrag auf X (vormals Twitter). Darin gab sie den Termin für die Beerdigung des Kreml-Kritikers bekannt. In einem weiteren langen Posting zeigt das Nawalny-Team aber auch, wie schwer Russlands Behörden ihnen die Organisation der Trauerfeier machen.
„Die Teufel kamen erneut heraus, um Alexej zu verspotten, selbst als er nicht mehr da war.“ Mit diesen Worten beginnt ein langes Posting von Ivan Schdanow aus dem Nawalny-Team, das auch Sprecherin Yarmysh teilte. Schdanow ist Leiter der seit 2021 in Russland verbotenen Nawalny-Stiftung zum Kampf gegen Korruption und ist offensichtlich führend in die Organisation der Beerdigung verwickelt. Er gibt dabei Einblicke in die neuen Gängelungen des Machtapparats von Wladimir Putin.
Nawalny wird in Moskau beerdigt: Team berichtet von Problemen bei Planung
Diese begannen schon damit, dass der Mutter von Alexej Nawalny lange der Zugang zur Leiche ihres Sohnes verweigert wurde. Dann durfte sie den Leichnam sehen, aber nicht mitnehmen. In den letzten Tagen folgte dann offenbar eine fast schon verzweifelte Suche des Nawalny-Teams nach einem Ort für eine Trauerfeier. Viele Locations lehnten ab, gaben an, ausgebucht zu sein. Ein Veranstaltungsort soll sogar offen zugegeben haben, dass es Bestattungsunternehmen verboten worden sei, mit dem Nawalny-Team zu arbeiten, teilte Sprecherin Yarmaysh mit, ohne weitere Details zu nennen.
Nach Angaben von Schdanow hatte man die Beerdigung eigentlich am 29. Februar abhalten wollen. „Es war aus mehreren Gründen einfach der richtige Tag“, gibt er bei X an. Es sei jedoch schnell klar geworden, dass es an diesem Tag „keinen einzigen Menschen gibt, der ein Grab ausheben würde“. Ein möglicher Hintergrund: Am 29. Februar hält Wladimir Putin seine große Rede zur Lage der Nation. Ein heikler Termin also. Dass der Kreml-Machthaber eine aufsehenerregende Beerdigung seines toten Kontrahenten als Gegenveranstaltung zu seiner Rede ungern sehen würde, scheint naheliegend. Doch deshalb hätte man den Tag nicht gewählt, gibt Schdanow weiter an: „Die Botschaft ist uns egal. Alexej muss begraben werden“.
„Bastarde“: Nawalny-Team zeigt offen Wut über Gängelung durch Putin-Regime um Beerdigung
Deshalb habe das Team dann nach einer Kirche und einem Ort für die Trauerfeier am 1. März gesucht. „Überall weigerten sie sich, uns etwas zu geben“, berichtet der im Exil lebende Russe weiter. Schließlich habe man einen großen Saal gefunden. Allerdings im Moskauer Distrikt Novokosino. Dieser liegt knapp 30 Auto-Minuten vom Borisowski-Friedhof entfernt. Doch obwohl man ihnen gesagt hatte, dass der Saal frei wäre, sei der Vertrag über die Miete schließlich nicht zustande gekommen. „Die Teufel beruhigen sich nicht“, gibt Schdanow dazu wütend an.
Schließlich hätten die Beamten wieder Bedingungen für die Beerdigung gestellt. Diese waren zuvor auch schon an Nawalnys Mutter herangetragen worden – sie sprach von „Erpressung“. Eine „ruhige Familienbestattung mit Abschied auf dem Chowanskoje-Friedhof“, habe man gefordert. Doch dieser Forderung wollte sich das Nawalny-Team offenbar nicht fügen. „Generell wird es keinen Saal geben. Bastarde. Sie geben kein Datum an. Sie stellen keine Halle zur Verfügung“, schreibt Schdanow weiter.
Termin und Ort für Nawalny-Beerdigung stehen: Brisante Entscheidung
Das Nawalny-Team trifft dann eine durchaus brisante Entscheidung: Um 14 Uhr werde es eine Trauerfeier in einer Kirche im Moskauer Distrikt Maryino geben. Um 16 Uhr findet dann die Beerdigung auf dem Borisowski-Friedhof im Südosten Moskaus statt. Beide Orte liegen knapp zehn Auto-Minuten voneinander entfernt. „Von Alexej werden sich sowieso alle verabschieden“, meint Schdanow mit Blick auf den nicht vorhandenen Saal für die Trauerfeier.

Genau diesen Aufruf für eine öffentliche Beerdigung hatte Putins Regime offenbar zu verhindern versucht. Es bleibt nun einerseits offen, wie viele Nawalny-Anhänger dem Kreml-Kritiker die letzte Ehre erweisen werden. Zudem bleibt offen, wie Putins Machtapparat gegen eine mögliche große Trauerfeier vorgehen würde. Einen ersten Vorgeschmack, wie hart der Kreml durchgreifen könnte, gab es bereits bei spontanen Trauerbekundungen, nachdem Nawalnys Tod öffentlich gemacht wurde. Polizisten sperrten Orte, an denen sich Trauernde versammelten und verhafteten Dutzende Nawalny-Anhänger.
Russland stehen mit der Rede Putins und der Beerdigung Nawalnys brisante Tage voraus. (rist)