Seniorin bezieht 1100 Euro Rente und geht lieber arbeiten – Grundrente kommt für sie nicht infrage

  1. Startseite
  2. Verbraucher

KommentareDrucken

Statt vorzeitigen Ruhestand arbeiten viele in Deutschland sogar länger. Oft reicht die Rente sonst nicht. So auch bei einer Wuppertalerin (69) – trotz 39 Berufsjahren.

Bremen – Für etliche Seniorinnen und Senioren dürfte der Satz von Arbeitsminister Hubertus Heil eher befremdlich klingen: „Was muss man tun, damit Menschen freiwillig länger arbeiten?“ Den Satz hat der Minister in einem Gespräch mit der Bild am Sonntag zu den neuen Rentenplänen der Bundesregierung geäußert. Sein erklärtes Ziel ist es, längeres Arbeiten finanziell attraktiver zu machen, zum Beispiel mit einem Steuerbonus.

Schon jetzt arbeiten immer mehr Rentnerinnen und Rentner im Ruhestand. Die „Rente mit 63“ ist daher eher ein Missverständnis. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten zwischen 63 und 67 Jahren im vergangenen Jahr auf 1,67 Millionen gestiegen. Für viele reicht die staatliche Rente einfach nicht, obwohl sie ihr Leben lang geschuftet haben, wie beispielsweise diese 65-jährige Seniorin in der Sendung „Armes Deutschland“ erklärt.

Seniorin lebt von 1100 Euro Rente – Geld reicht nicht für Miete, Strom und Lebensmittel

Auch die 69 Jahre alte Lisa B. aus Wuppertal geht es nicht besser. Sie hat 39 Jahre gearbeitet, viel Geld konnte die Familie mit den Jahren allerdings nicht anlegen. „Zum guten Leben hat es aber gereicht“, sagt sie bei Focus.de. Für ein Eigenheim, Aktien oder Lebensversicherungen hat sich ihre Familie nie interessiert. Heute muss sie mit einer Rente von 1100 Euro auskommen.

Rentner
Die Rente reicht nicht allen zum Leben. © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Weil das aber nicht reicht für Miete, Strom und Lebensmittel, arbeitet die alte Dame laut Bericht in einem Kulturzentrum. „Solange es geht, arbeite ich“, erklärt sie. Hilfe bei der Mini-Jobsuche für Rentnerinnen und Rentner bieten zahlreiche Online-Portale. Für 200 Euro will Lisa B. jedenfalls nicht zum Amt laufen, sagt sie.

Rund zehn Millionen Rentnerinnen und Rentner müssen aktuell mit einer Rente weniger als 1100 Euro auskommen. Ein Großteil der gesetzlichen Renten in Deutschland liegt damit unter der Altersarmutsgrenze, die derzeit bei 1250 Euro liegt. Vielen bleibt daher im Alter nur übrig, weiterzuarbeiten, wenn sie ihren Lebensstandard halten wollen. Vorausgesetzt, sie sind gesund. Ansonsten hilft nur der Weg zum Amt.

Diese Hilfen gibt es für Seniorinnen und Senioren, wenn das Geld nicht reicht:

Seniorin lebt von 1100 Euro Rente: Freibetrag noch offen – Einstieg für Witwen erleichtern

Lisa B. hat jedenfalls Spaß am Arbeiten. Sie erhält zudem ein Job-Ticket von ihrem Arbeitgeber. Insgesamt verdient sie sich rund 600 Euro zusätzlich im Monat dazu. Die Pläne von Hubertus Heil, längeres Arbeiter finanziell attraktiver zu machen, begrüßt sie. Wie hoch der zusätzliche Freibetrag für Rentnerinnen und Rentner sein soll, ist laut Bild noch offen. Im Gespräch ist zum Beispiel, den Wiedereinstieg in den Job für Witwen großzügiger zu regeln, damit sie anrechnungsfrei hinzuverdienen können.

Der Plan der Bundesregierung

Geht es nach der Bundesregierung, sollen die Menschen hierzulande künftig länger arbeiten. Gefordert wird ein flexibles Eintrittsalter in die Rente. Die Freien Demokraten bringen sogar eine Rente mit 72 ins Spiel. FPD-Chef Christian Lindner spricht sich schon seit längerer Zeit, für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit aus.

Nach der aktuellen Regelung können diejenigen, die mindestens 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen. In diesen Fällen werden keine Abschläge erhoben. Diese Regelung gilt seit dem 1. Juli 2014, betrifft jedoch nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die 1952 oder früher geboren wurden. Wer jünger ist, muss länger arbeiten oder Abzüge hinnehmen.

Die gute Nachricht: Für rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner steigen zum 1. Juli die Renten in West und Ost.

„Wenn es mal gelänge, 100.000 Menschen fit zu halten und zu motivieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ein Stück länger zu arbeiten, dann wären das pro Jahr ungefähr zwei Milliarden Euro“, erklärt der Minister gegenüber der Bild. Das sei bei der Einkommenssteuer ein Plus von einer Milliarde, bei den Sozialversicherungen von 1,5 Milliarden. (sthe)

Auch interessant

Kommentare