Wende bei Israels Rafah-Operation? Iran-Angriff durchkreuzt Pläne – möglicher Deal mit den USA
Die Bodenoffensive in Rafah gilt als wichtiger Meilenstein zum Sieg über die Hamas. Muss sich Israel zwischen einem Angriff auf die Stadt und einer Reaktion auf Irans Angriffe entscheiden?
Jerusalem – Israels geplante Bodenoffensive in Rafah könnte aufgrund einer möglichen Reaktion auf die Angriffe von Iran verschoben werden. Damit könnte sich das erklärte Ziel von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der vollständigen Vernichtung der Hamas, verschieben – wenn auch nur geringfügig. Denn wie CNN berichtete, könnte eine Eskalation mit dem Iran wichtige militärische Ressourcen aus dem Gazastreifen in Anspruch nehmen.
Die Offensive in der Stadt im südlichen Gazastreifen gehört zu einem der wichtigsten strategischen Kriegsziele Israels. Netanjahu drängt schon lange darauf, wie wichtig die Offensive sei, um die verbliebenen Hamas-Bataillone aufzulösen. Dabei stellt er sich gegen den Willen der USA, die den Druck auf Israel erhöhten, die Bodenoffensive in Rafah zu unterlassen.
Mögliche Reaktionen auf Iran – Debatte im Kriegsparlament Israels verschiebt Rafah-Operation
Eigentlich sei geplant gewesen, bereits am Montag mit dem Abwurf von Flugblättern in Teilen der Stadt zu beginnen, berichtete CNN unter Berufung auf zwei israelische Quellen. Damit habe man die Zivilbevölkerung auf die drohenden Angriffe aufmerksam machen wollen. Mehr als eine Million Menschen suchen derzeit Zuflucht in Rafah.

Doch nach den Angriffen aus Iran am vergangenen Wochenende sei eine hitzige Debatte im israelischen Parlament ausgebrochen. Dabei gehe es um eine angemessene Reaktion auf den Beschuss mit mehr als 300 Raketen und Drohnen aus Iran und weiteren verbündeten Staaten.
Doch eine Ausweitung des Konflikts könnte eine militärische Operation in Rafah nur weiter verzögern. Laut CNN würde eine Eskalation die Aufmerksamkeit und notwendige Ressourcen des Militärs für sich beanspruchen. Somit könne eine Offensive in Rafah nicht mit allen Kräften durchgeführt werden.
USA billigen Bodenoffensive? – Vermeidung der Eskalation mit Iran als Bedingung
Eine ägyptische Quelle, die laut dem katarischen Sender Alaraby mit der Lage im Gazastreifen vertraut sind, teilte mit, dass die US-Regierung die Militäroperation in Rafah akzeptieren würde – wenn Israel die Spannungen mit Iran nicht eskalieren lasse. Eine Eskalation bedeute in diesem Zusammenhang eine groß angelegte Militäroperation. Ob eine militärische Reaktion Israels auf die Angriffe aus Iran gänzlich abgelehnt werde, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.
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Die USA hatten die Meldungen jedoch zurückgewiesen, berichtete die Times of Israel. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Landes teilte dem Medium mit, dass ein solcher Plan nie diskutiert worden sei.
Netanjahu soll jedoch bereits vor geplanten Reaktionen abgelassen haben, nachdem er mit US-Präsident Biden telefoniert habe, berichtete der israelische Sender Kan. Die Forderungen der USA könnten also bereits ihre Wirkung zeigen. Ein hochrangiger Beamter, der anonym bleiben wollte, habe darüber hinaus mitgeteilt, dass es trotzdem eine Reaktion auf die Angriffe geben werde. „Aber sie wird anders ausfallen, als ursprünglich geplant.“
Israel kauft wohl 40.000 Zelte für Militäroperation in Rafah
Nach Angaben von Netanjahu scheint bereits eine Strategie für die Offensive in Rafah zu stehen. Sogar ein Datum für die Militäroperation stehe schon fest, teilte der Ministerpräsident am Montag (8. April) mit. Wann der Angriff geplant sei, teilte er jedoch nicht mit. Seine Äußerungen sorgten innerhalb der Regierung wohl für Verwirrung. Israels Verteidigungsminister Joav Gallant dementierte gegenüber der US-Regierung, dass bereits ein Datum feststehen würde.
Nichtsdestotrotz scheinen die Planungen für die Bodenoffensive aber im Gange zu sein. Wie die Jerusalem Post mitteilte, habe Israel rund 40.000 Zelte zur Unterbringung der Zivilbevölkerung gekauft. Damit solle die Offensive „in der nahen Zukunft“ ermöglicht werden. Laut Informationen des Spiegels gebe es aus Israel aber keine offizielle Mitteilung über den Kauf der Zelte. Ein Regierungssprecher bestätigte lediglich gegenüber der AFP, dass eine Ausschreibung zum Kauf der Zelte eröffnet wurde, „die für den Gazastreifen bestimmt ist“. (nhi)