Habeck verabschiedet sich mit billigem Nachtreten aus der Politik
Robert Habeck hatte mit vielem Recht, was er kritisiert. Zum Ende seiner Karriere sinkt der Ex-Grüne mit seinen Aussagen aber auf tiefes Niveau.
München – Ein bisschen Philosoph ist Robert Habeck ja noch immer. Von der „taz“ gefragt nach den 450.000 Menschen, die ihn kürzlich in einer Petition baten, bitte in der Politik zu bleiben, antwortete der ehemalige Vizekanzler der Ampelkoalition im Abschiedsinterview: „Um das sein zu können, was sie von mir erwarten, muss ich einen anderen Weg gehen als den erwarteten.“
Aha. Forschen, lehren und lernen will der gescheiterte Kanzlerkandidat nun. Das passt ohnehin vielleicht besser zu dem einstigen Star der Grünen als der harte Politikbetrieb. Vielleicht war Robert Habeck zu sehr damit beschäftigt, über den Tellerrand hinauszudenken, um die schweren handwerklichen Fehler und die von Ideologie getriebenen Verstöße zu bemerken, die nicht zuletzt in seinem Wirtschaftsministerium passierten.

Robert Habecks Frust am Schluss kann man verstehen
Mit manchem, was Robert Habeck kritisiert, hat er aber recht. Was wurde der Kandidat im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2025 verprügelt, als er laut über Rüstungsausgaben von drei Prozent der BIP nachdachte. Heute sind es fünf! Er sprach von möglicherweise notwendiger Neuverschuldung und wurde scharf verurteilt. Nach der Wahl und dem Regierungswechsel folgt von der Koalition aus Union und SPD unter Bundeskanzler Friedrich Merz das Mega-Schuldenpaket. Da kann man Habecks Frust schon verstehen. Aber wenn er heute die Abwahl der „progressiven Mitte“ beweint, sollte er nicht vergessen, dass die Grünen gerade mit Entscheidungen seines Hauses (Heizungsgesetz!) die Mitte der Wählerschaft verloren.
Ganz am Schluss seiner politischen Karriere hat Robert Habeck leider gezeigt, dass auch Intellektuelle mit moralisch hohem Anspruch auf tiefste Ebene sinken können. Dem CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder „fetischhaftes Wurstgefresse“ und der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner Böswilligkeit oder Dämlichkeit zu unterstellen - das ist billiges Nachtreten seitens Robert Habeck.

Da der letzte Eindruck bleibt, hat der ehemalige Wirtschaftsminister der Bundesrepublik damit auch den Grünen auf den letzten Metern noch einen Bärendienst erwiesen. (Mike Schier)