Bier-Flation beutelt Urlaubs-Insel: Touristen wüten – Minister tritt zurück

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Blaues Wasser, traumhafter Sand: Nur der Alkohol fehlt vielen Urlaubern an den Stränden von Sansibar. © Robertobinetti70/Imago

Alkohol-Krise auf der Trauminsel. Für Sansibar ein überraschend großes Problem. Die Tourismus-Branche leidet, tausenden Menschen droht die Arbeitslosigkeit.

Sansibar – Die Beine in den warmen Sand legen, dazu einen Cocktail schlürfen. Am besten noch auf einer Insel im Meer. Traumurlaub für die allermeisten. Auf Sansibar wird zumindest der feuchtfröhliche Part mittlerweile aber schwer. Der sogenannten „Gewürzinsel“ vor Tansania geht der Alkohol aus.

Traumhafte Sandstrände, beeindruckende Kultur und angenehme Temperaturen machen die Insel im Indischen Ozean zu einem der beliebtesten Reiseziele überhaupt. Tourismusmagazine wählen Sansibar regelmäßig zu einem der Top-Tipps in Afrika. Klar, dass der Tourismus für den autonomen Halbstaat dadurch fast unverzichtbar geworden ist. Erst im vergangenen Jahr verbuchte Sansibar laut Tourismusbericht eine Besucher-Rekordzahl: 630.000 Gäste.

Bier-Preise verdoppelt: Sansibar-Hotels geht der Alkohol aus – Hoteliers fürchten, dass Touristen ausbleiben

90 Prozent der Auslandseinnahmen von Sansibar werden durch Urlauber generiert. Eben jene könnten jetzt allerdings von der Bier-Flation verschreckt werden. Die Bierpreise sind um 100 Prozent gestiegen, berichtet die BBC. Ein kleines Blondes kostet mittlerweile zwei Dollar. Im vergangenen Jahr war es nur einer. In Europa sind Gäste allerdings auch nicht vor Preis-Explosionen in Urlaubsländern verschont.

Aber schlimmer noch: Viele Hotels bieten überhaupt keinen Alkohol mehr an. Entlang der Matemwa-Strände sitzen Touristen auf dem Trockenen. Wer Alkohol will, muss in die Innenstadt. Dass Bier bei Hitze eigentlich sowieso gefährlich ist, könnte vielleicht ein kleiner Trost sein.

Video: Auch in anderen Urlaubsorten wird Alkohol verboten

„Uns geht das Bier in meiner Bar aus und ich habe nur einen Vorrat an Erfrischungsgetränken“, sagt ein Betreiber dem britischen Portal. Er fordert: „Die Regierung muss handeln. Es ist jetzt Hochsaison, es ist sehr heiß und diese Touristen brauchen Freude, sie brauchen kühles Bier an diesen Stränden.“

„Wenn das so weitergeht, sind Entlassungen unvermeidlich“: Alkohol-Krise könnte Tausende treffen

Viele Hoteliers warnen, die Gäste würden über den Alkohol-Ausfall wüten und die wichtige Tourismusbranche könnte einen Image-Schaden erleiden. Das wäre ein Debakel für die vom Tourismus so abhängige Insel.

„Diese Knappheit trifft uns hart“, sagt Frank John Kahamu von der Amani Alcohol Merchants Union zu The Citizen. Er fürchtet, viele Menschen könnten ihre Jobs verlieren: „Allein Amani hat über 3000 Menschen in Bars, ob angestellt oder selbstständig. Wenn das so weitergeht, sind Entlassungen unvermeidlich.“

Sansibar-Urlauber klagt: „Die einzige Herausforderung ist, dass ich keinen Schnaps bekommen kann“

Ganz abwegig ist der Gedanke nicht. Schimpfte ein US-Urlauber bei BBC doch: „Ich liebe Sansibar und seine Strände. Die Menschen sind großartig und die einzige Herausforderung, die ich jetzt habe, ist, dass ich keinen Schnaps bekommen kann. Ich möchte aber Spirituosen oder sogar Whisky haben.“ Vielleicht ändert sich aber auch einfach das Publikum, viele junge Menschen greifen zu alkoholfreien Alternativen.

Grund für Alkohol-Krise auf Sansibar: Importeure bekommen keine Lizenzen mehr – Herstellung verboten

Alkohol ist auf Sansibar ohnehin ein nicht ganz einfaches Thema. Die Bevölkerung ist überwiegend muslimisch, Alkohol herzustellen ist auf der Insel verboten. Er wird größtenteils vom tansanischen Festland oder aus Südafrika importiert.

Angefangen hat die wirkliche Alkohol-Misere im Januar. Das Zanzibar Liquor Control Board (ZLCB) zögert seitdem die Erneuerung der Import-Genehmigungen der drei etablierten Importeure hinaus. One Stop, Scotch Store und ZMMI dürfen nicht arbeiten. Warum, ist nicht bekannt.

Spekulationen um Rücktritt von Tourismusminister – angeblich Verwandte in Alkohol-Gewerbe

Stattdessen haben drei neue Unternehmen eine Lizenz erhalten: Kifaru, Bevko und Zanzi Imports. Trotzdem klagen Hoteliers, sie hätten Schwierigkeiten, an Alkohol zu kommen. Es heißt, die Neu-Importeure stecken noch immer im aufwendigen Überprüfungsprozess.

Ende Januar trat dann Sansibars Tourismusminister Simai Mohammed zurück. Offiziell wegen „ungünstigen und störenden Arbeitsbedingungen“, wie The Citizen berichtet. Doch bei der Vorstellung seines Nachfolgers feuerte Präsident Hussein Mwinyi die Gerüchteküche an. Er sprach von einem Interessenskonflikt bei Mohammed. Es heißt, ein Verwandter von ihm stehe mit einem der Alkohol-Importeure in Verbindung, deren Lizenz nicht verlängert wurde. (moe)

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